Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
Vom Netzwerk:
kichere ich.
    Ich will niemandem Böses, aber ich hoffe inbrünstig, Gott erhört mein Gebet. Ich wünsche mir nur einen klitzekleinen Patzer in der Universitätsdatenbank. Einen winzigen Tippfehler beispielsweise, dem zufolge eine entrüstete Mascha Engel ihr Stipendium einfordern würde. Sascha käme bestimmt rasch über die Enttäuschung hinweg: mit Helgas Schokotorte und einer ... Gehaltserhöhung?
    Auf dem Weg zum Büro stolpere ich über Hund. Er hebt das Köpfchen, seine Schwanzspitze wackelt zögerlich. Seufzend kraule ich ihn hinter dem Schlappohr und verdränge meine eigene Traurigkeit.
    „Ich vermisse Julius auch.“ Irgendwie halt.
     
     
    Katta: Cook & Chill, Lehner?
    Millstedt: Guten Tag, hier spricht Helene Millstedt. Ich möchte meine
    Anmeldung für Ihren Anfängerkurs stornieren.
    Katta: Das ist aber schade! Darf ich fragen, warum Sie es sich anders
    überlegt haben, Frau Millstedt?“
    Millstedt: Ich ... ich bekam ein günstigeres Angebot. Tut mir sehr leid.
    Katta: Ein günstigeres Angebot?
    Millstedt: Sie können die Anmeldegebühr auch ruhig behalten!
    Katta: Moment, Frau Millstedt, ich verstehe nicht ...
    Millstedt hat aufgelegt.
     
    Minutenlang starre ich den Hörer an, ehe ich ihn vorsichtig auf die Station zurücklege. Mein Blick wieselt zur Wanduhr und verfängt sich im Ziffernblatt. Ich schwöre, da drin sitzt ein gehässiger Troll und dreht an den Zeigern, sobald ich nicht hinsehe. Etwas Beunruhigendes rumort in meiner Magengegend.
    „Katta? Könntest du ...“
    „Raus! Ich denke!“
    Julia schlägt die Hand vor den Mund und schließt die Tür sofort. Sie hängt seit zehn Uhr im Café herum und poliert Gläser. Verwaltungsangestellte müsste man sein. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie man das Wort Freizeit buchstabiert.
    „Katta?“
    „RAUS!“
    Saschas Augenbraue schießt in die Höhe. Ergeben schließe ich die Lider, atme tief ein, bis mir fast die Lunge platzt.
    „Ich komme gleich.“
     
    *
     
    „Maaaamiiii! Die Aschenbrödel sagt, ich darf kein Piratenkapitän sein!“
    Die Aschenbrödel? Es lässt sich nicht verleugnen, der kleine Teufel meint mich. Dabei wirken die Engelslocken in Kombination zu dem hellblauen Kleidchen recht harmlos. Kann ja keiner ahnen, dass ich besser mit einem Exorzisten hier aufgetaucht wäre. Der altersschwache Kinderhocker, auf dem ich sitze, trägt meinem Wohlbefinden auch nicht gerade bei. Ich meine, wer will schon auf Augenhöhe mit Satan sein?
    Finster betrachte ich das gerötete Gesicht des Mädchens. Sie stampft mit ihren Ballerinas auf und haut ihre Puppenfaust in das Farbtöpfchen. Feine, rote Sprenkel verteilen sich auf meiner Spitzenkorsage.
    „Marisa-Sophie! Sei artig und gehorche der Frau Lehner!“
    Die Mutter hebt einen Finger und schüttelt ihre Kurzhaarfrisur.
    „Marisalein, so ein Totenschädel sieht doch gar nicht hübsch in deinem Gesichtchen aus. Möchtest du nicht lieber eine Prinzessin sein?“, schmeichle ich und schwenke den Schminkpinsel. Die Kleine mustert mich, als sei ich ein Kartoffelkäfer.
    Okay. Ich habe es versucht.
    „Hör zu, Kleine: Totenkopf is nich. Nimm rosa Blümchen, gelbe Schmetterlinge oder verschwinde, damit ich deine Freundinnen anmalen kann!“
    Mit offenem Mund starrt das Mädchen mich an. Ich bin ein Naturtalent im Umgang mit Kindern! Britta wird vor Hochachtung ... der darauf folgende Wutschrei ist markerschütternd.
    Mein Hocker knackst, als ich zusammenfahre, prompt verliere ich das Gleichgewicht. Wie ein Sack kippe ich hintenüber und mein Hinterteil macht schmerzhafte Bekanntschaft mit der gepflasterten Garageneinfahrt.
    „Katta! Was machst du denn da?!“ Meine Freundin umarmt das schluchzende Ding, nicht ohne mich mit einem vernichtenden Erzieherblick zu strafen. Das Kind heult nur noch heftiger, bis sich die komplette Geburtstagsgesellschaft um uns scharrt. Besser gesagt, um Britta und Marisalein. Mich lässt man im wahrsten Sinn des Wortes links liegen.
    „Oh mein Gott!“
    In einer einzigen Bewegung drehen sich alle Köpfe Richtung Buffet. Wird auch Zeit. Niemand hat mein wundervolles Häppchenarrangement gelobt, ehe die hungrige Meute über mein Kunstwerk hergefallen ist. Dabei habe ich vom Gemüseschälen und Schneiden sogar eine Blase am Finger.
    Der Ausruf stammt von der Mutter der kleinen Gastgeberin, einer hochaufgeschossenen Frau mit angeklebtem Lächeln. Ob sie diesen Gesichtsausdruck jeden Morgen vor dem Spiegel übt? Sie wirkt ebenso honigsüß wie ihre Tochter. Das

Weitere Kostenlose Bücher