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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Stühlen. Julia und ich platzieren uns in stummem Einvernehmen in der Mitte. Leider erfolglos. Meine Kochschüler denken nicht daran, Henry oder Roúla ins Gespräch mit einzubeziehen.
    Friedrich schneidet konzentriert eine Baguettestange in millimeterdünne Stücke. Nach jeder Scheibe skaliert er bedächtig die Klinge, sodass ich mit dem Gedanken spiele, ihm ein Lineal anzubieten.
    Vidas und Henrys verbissenes Schweigen begrüße ich grundsätzlich, da mir eine stille Mahlzeit allemal lieber ist, als das Gekeife ertragen zu müssen. Hilfsweise beschießen die Mädchen einander mit giftigen Blicken.
    Nur Roúla löffelt mit gesundem Appetit ihre Gazpacho in sich hinein, eine Tomatenspur rinnt ihr haariges Kinn herab. Zwischendurch steckt sie die Oliven aus meiner Tischdekoration in ihren Mund. Plötzlich verharrt ihr Löffel auf halbem Weg. Sie schaut verständnislos auf ihren Teller, dann Hilfe suchend in meine Richtung.
    „Fräulein? Meine Suppe ist kalt geworden! Könnten Sie sie bitte aufwärmen?“
    Okay. Mein Problem ist weitaus größer, als ich vermutet habe.
     
    *
     
    Ich finde unser Heim verlassen vor. Felix hat nicht mal eine der üblichen Post-it-Liebesbotschaften, mit denen er sonst die Wohnung pflastert, hinterlassen. Er ist offenbar immer noch beleidigt.
    Automatisch schlurfe ich in die Küche und steuere den Kühlschrank an. Ob Schokoladeneis oder Tiramisu besser tröstet? Ich verharre vor der geöffneten Kühlschranktür, Hund drückt seine Nase in meine Kniekehle. Seine betrübten Augen erfüllen mich sofort mit schlechtem Gewissen. Bestimmt weilt Julius längst in der Reha-Abteilung und statt mich nach seinem Befinden zu erkundigen, habe ich ein befristetes Stellenangebot geschaltet.
    „Ich möchte deinen Herrn ja nicht ersetzen“, versichere ich Hund und nehme eine Tafel Schokolade aus dem Eisfach. „Sobald er gesund ist, schmeiße ich den Aushilfskoch raus und alles ist beim Alten.“ Falls Julius dann noch will. Eine fremde Person in seiner Küche – bei der Vorstellung an seine Reaktion läuft es mir kalt den Rücken herunter.
    Mein Blick fällt auf den Poststapel im Flur. Eines der an F. Sander adressierten Kuverts stammt von der Stadtverwaltung.
    Felix hat sich einen Strafzettel eingehandelt? MEIN Felix, der sein Cabrio wie ein rohes Ei behandelt?! DER Felix, der strikt nach Geschwindigkeitsvorgabe fährt und garantiert nie auf die Idee käme, im Halteverbot zu parken?? Ich kann nichts dafür: Ein winziges Gefühl von Schadenfreude kribbelt in meiner Brust.
    Aber auch wenn ich den Brief gegen das Licht halte, erkenne ich nur den schwarzen Amtsstempel durch das Umschlagpapier. Rasch lege ich den Brief zurück. Natürlich käme ich nie auf die Idee, den Schrieb zu lesen!
    Zehn Minuten später überfliege ich den über Wasserdampf geöffneten Bußgeldbescheid und starre ungläubig auf das grobkörnige Foto, das laut Kennzeichen Felix´ Alfa Romeo Spider zeigt. Aber am Steuer sitzt nicht Felix, der sich seit einem Jahr weigert, mich mit seinem Sportcabrio fahren zu lassen. Sondern eine fremde, dunkelhaarige Frau.
     
    „Du hast WAS gemacht?!“ Brittas Stimme überschlägt sich vor Entrüstung. Sicherheitshalber halte ich den Hörer ein paar Zentimeter von meinem Ohr weg.
    „Erspar mir deine Gardinenpredigt.“
    „Bist du sicher, dass Du die Frau nicht kennst?“
    „Todsicher.“
    Britta schweigt einige Sekunden. Ich zwirbele eine Strähne an meinem Hinterkopf zu einem Haarnest, bis ich das Ziepen auf der Kopfhaut nicht mehr aushalte.
    „Das Blitzerfoto stammt vom Siebzehnten?“
    „Definitiv.“
    „Könnte nicht Frank ...?“
    „Ausgeschlossen. Das Bauprojekt in den Staaten dauert bis Ende des Jahres und Frank ist da unabkömmlich.“ Außerdem hätte mir Felix hundertprozentig erzählt, wenn sein Zwillingsbruder zu Besuch wäre. Glaube ich zumindest.
    „ANDREAS?!“, brüllt Britta, ich zucke zusammen.
    Bange Augenblicke lausche ich dem kurzen Wortwechsel, von dem ich kein Wort verstehe, und würde am liebsten in den Hörer beißen. Ersatzweise knabbere ich an einem Fetzen meiner Daumennagelhaut, ein Spleen, seit ich mir das Nagelkauen abgewöhnt habe.
    „Katta? Ich bin gleich bei dir.“ Britta stottert sonst nie.
    Bis eben war ich nur enttäuscht. Jetzt bin ich am Boden zerstört.
     
    Meine Freundin starrt seit gefühlten Minuten auf das vermeintliche Beweisstück, während ich die niederschmetternde Neuigkeit verdaue: Andreas erinnert sich weder an einen Kinobesuch noch

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