Haeppchenweise
hackt. Wo hat sie DAS denn gelernt?!
„Ein chilenischer Fleischauflauf, Henry ... Henriette.“
Zu spät bemerke ich meinen Ausrutscher, weil ich fasziniert auf ihre flinken Finger gestarrt habe. Das Messer trommelt einen gleichmäßigen Beat auf das Holzbrett. Klack-klack. Ihre Miene bleibt ungerührt. Klack-klack.
„Henry ist schon okay.“
Hätte sie nicht die Lippen bewegt, wäre mir ihr Kommentar entgangen. Mein Blick fliegt zu Julia, die mit Lukas herumalbert, ehe ich erneut das missmutige Gesicht mustere. Henry schlägt sofort die Augen nieder, schiebt die Tomatenschüssel in meine Richtung und entzieht sich meiner Nähe mit einem Schritt zur Seite. Sieh an, ein zweites Schneckenvögelchen. Obwohl sie mehr mit einem gerupften Stubenküken gemein hat. Einem verdammt unglücklichen, gerupften Stubenküken, genau gesagt.
„Wenn es dich interessiert, im Laden steht ein chilenisches Kochbuch, in dem du bestimmt das Rezept findest“, sage ich freundlich. Kostet mich enorme Beherrschung, sie nicht mit Fragen zu bombardieren. Henry erinnert mich an jemanden. Keine Ahnung, an wen. Entweder ist sie ein Naturtalent oder hält nicht zum ersten Mal ein Profimesser in den Händen. Doch sie zuckt nur die Achseln und klemmt ihren Daumen unter die Gürtelschnalle.
„Kindchen! Das hast du prima gemacht! Ist das für die Kaltschale?“
Roúla Dukakis späht über meine Schulter, ein aufdringlicher Rosenölduft weht mit ihrer Körperwärme in meine Nase. Henry vergrößert den Abstand zwischen uns.
„Gazpacho. Aus Tomaten, Gurke und Paprika“, wiederhole ich geduldig und komme mir dabei vor wie ein Papagei. Die alte Frau schnalzt mit der Zunge.
„Und man isst diese Tomatensuppe wirklich kalt?“
„Du wirst staunen, wie köstlich sie schmeckt!“
Gazpacho für Anfänger
Man nehme für 4 Personen:
2-3 Scheiben Weißbrot, 500 g. reife Strauchtomaten, 1 Paprika,
1 Salatgurke, 4 Knoblauchzehen, 1/8 l. Olivenöl,
2 EL Weinessig, Salz und Pfeffer.
Weißbrot zerkleinern, in eine Schüssel geben und mit etwas Wasser übergießen. Tomaten und Gurke enthäuten und entkernen. Paprikaschote entkernen und Knoblauchzehen schälen. Alle Zutaten in einem Mixer pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Gazpacho schmeckt am besten eiskalt, deshalb vor dem Servieren im Kühlschrank aufbewahren oder Eiswürfel mit dem Fleischklopfer zerkleinern und unter in Suppe rühren.
Kattas Tipp: Geben Sie klein gehackte Zwiebeln, Tomatenwürfel oder Paprikastückchen auf die Suppe und reichen Sie geröstete Weißbrotwürfel dazu! Lecker!
Aus der Meisterecke weht der köstliche Duft von gegrilltem Tintenfisch herüber und vermischt sich mit dem Urlaubsaroma frischer Kräuter und Knoblauch.
„Ich hasse Fisch.“ Henry verzieht das Gesicht.
„Du siehst nicht aus, als würdest du überhaupt irgendetwas mögen.“
Taktgefühl gehörte nie zu Vidas Stärken, Friedrichs Gekicher und Lukas Augenrollen machen die Sache nicht besser. Henrys Augen verengen sich zu Mondsicheln. „Gebe ich glatt zurück, du Grufti!“, kontert sie feindselig, woraufhin die Chilenin den Busen strafft.
„He! Wer möchte die Quarkmousse probieren?!“ Julia tritt zwischen die Kampfhühner und steckt Vida ohne Vorwarnung ihren Löffel in den Mund. Als Vida mit ihrer Zunge über die Lippen leckt und ein demonstratives „Hmm!“ in Henrys Ecke feuert, überzieht eine Gänsehaut meinen Unterarm. Die neue Crew besitzt echtes Minenfeldpotenzial!
Henry wendet sich brüsk ab und prallt gegen Johannes, der in Begriff ist, seine Oktopusse zu wenden. Ein Zischen, ein Scheppern. Ein Tintenfisch glitscht über den Pfannenrand, nutzt den Schwung der Abwärtsbewegung von Johannes´ Ellbogen, und landet statt in der heißen Pfanne ... in Julias Quarkschüssel.
„Himmel! Bleib besser bei deinen Tomaten, Mädchen!“
Wütend fährt er herum, die Bratpfanne erhoben, die Anfängerin duckt sich instinktiv. Feine Ölspritzer zieren Johannes´ Armanihemd. Mit spitzen Fingern und angeekeltem Gesichtsausdruck befördert Julia den quarkbeschmierten Oktopus in die Spüle und begutachtet die Knoblauchölspuren in ihrem Himbeerquark.
„Ich glaube, unser Nachtisch hat sich erledigt.“
Erstmalig in der Geschichte des Cook & Chill findet das Gemeinschaftsmahl in unbehaglicher Atmosphäre statt. Meine alte Riege rottet sich am Kopf der Tafel zusammen, während die Neulinge am anderen Ende Platz nehmen. Dazwischen gähnt eine Lücke aus unbesetzten
Weitere Kostenlose Bücher