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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Garderobenhaken.
    Felix würdigt meine fröhliche Begrüßung keiner Antwort. Stattdessen fräst sich eine senkrechte Falte in seine Stirnmitte und ... wieso trägt der einen Anzug? 
    „Bist du etwa betrunken?!“ Sehr tief. Sehr unheilvoll.
    „Nö.“ Nur ein klitzeklein wenig. Vielleicht.
    Ich kichere, weil die Dielen unter mir auf und ab schaukeln. Hund schnüffelt an Felix Anzughosenbein. Das sieht so lustig aus, dass ich noch breiter grinsen muss. Mein Lebensabschnittsgefährte dreht mir wortlos den Rücken. Erst jetzt höre ich die Hintergrundmusik und schiele an ihm vorbei in die Küche. Gedeckter Tisch und Kerzenlicht. Reichlich abgebrannt, die Kerzen. Reichlich klischeehaft, das Szenario.
    Ups. Da ist sie. Die unselige Erinnerung. Deshalb riecht es hier nach einem köstlichen Dinner. Korrigiere: nach einem erkalteten Dinner. Eiskalt, urteilt man nach Felix´s Gesichtsausdruck. Au Backe. Heute ist unser Jahrestag! Immerhin für Hund ein Festtag, denn Felix stellt die Bratenplatte kurzerhand auf den Küchenboden.
     
    *
     
    „Wir sollen mit An-fän-gern arbeiten?!“
    Finster mustert Vida die Neuankömmlinge. In der Stille hört man die sprichwörtliche Stecknadel fallen. Ich rechnete nicht mit Begeisterungsstürmen seitens meiner alten Riege – mit derartiger Feindseligkeit allerdings auch nicht.
    Vida wendet sich ab und flüstert in Lukas Ohr, woraufhin ihr Freund in albernes Glucksen ausbricht. Johannes tippt geistesabwesend auf seinem Handy herum, Friedrich lehnt am Kühlschrank und studiert den Küchenkalender. Neben ihm gräbt Julia ihre Schneidezähne in die Unterlippe und schaut traurig zu Saschas Stammplatz an der Fensterseite. Absurd, dass diese Menschen irgendetwas verbinden sollte.
    Ungeachtet der Hitze trägt Vida ein Samtkleid mit Taillenmieder. Ihre Naturkrause ist einer glatten Mähne gewichen, aus ihrem Nacken züngelt sich eine Natter ohrenwärts. Ich möchte nicht wissen, was die streng katholische Verwandtschaft der Chilenin von dem Tattoo hält. Lukas gibt das männliche Gegenstück zu seiner Vampirfreundin, mit klobigen Dr. Martens-Stiefeln und Latexhose samt Kettengürtel. Bei jeder Bewegung rasselt er wie ein Schlossgespenst.
    Trotz des für seine Verhältnisse rebellisch aufgeknöpften Hemdkragens wirkt Dr. Johannes Hennemann daneben wie deren Strafverteidiger. Auf seiner Stirn hat sich aus zwei senkrechten Falten ein V gebildet, aus der Hörmuschel seines Handys dröhnt empörtes Babygeschrei.
    Friedrich spielt in seinem Blümchenhemd das wachgeküsste Dornröschen. Gedankenverloren zupft er die welken Blättchen vom Gerippe meiner Minzepflanze, Julia knabbert jetzt an ihren Fingernägeln. Ich schüttle den Kopf, woraufhin sie schuldbewusst die Hände in den Schoß bettet.
    Ein neurotischer Haufen, mich eingeschlossen. Und keiner beachtet die Neulinge. Ich steuere mit meinem fröhlichsten Lächeln auf die beiden Frauen zu.
    „Willkommen im Cook & Chill!“
    Henriette Junghans, die ich spontan „Henry“ taufe, fläzt wie ein Cowboy auf ihrem Stuhl herum. Nur widerstrebend zieht sie den Kopfhörer ab, der sich wie ein gewaltiges Insekt in ihre raspelkurzen Haare krallt. Sogar aus einem Meter Entfernung vernehme ich mühelos die Techno-Rhythmen, eine Musikrichtung, der ich nie viel abgewinnen konnte. Sie beantwortet meine Begrüßung mit einem mürrischen Nicken und weicht dem Augenkontakt aus. Stattdessen schielt sie auf ihre Armbanduhr und vergräbt die Fäuste in den Taschen ihrer Cargohose. Ihre abgekauten, schmutzgeränderten Fingernägel sind mir jedoch nicht entgangen.
    Sotiria Dukakis muss an die Siebzig sein. Abgesehen von ihrem Zuckerwatte-Haardutt, erscheint sie mir merkwürdig alterslos. Und ich finde sie auf Anhieb sympathisch, obwohl sie auf ihrem Stuhl ein Nickerchen hält. Ich tippe behutsam auf ihre Schulter. Sie schaut suchend umher, ehe sich ihr Blick in der Knopfleiste meiner Bluse verheddert. Ihr Lächeln entblößt eine perlmuttfarbene Zahnreihe und erstirbt sofort, als eine strenge Stimme ertönt.
    „Mammá? Vergiss nicht, in drei Stunden hole ich dich ab!“
    Ohne die übrigen Anwesenden zu beachten, tippelt die fremde Frau mit klappernden Absätzen auf Sotiria zu. „Und du bist dir sicher, dass dieser Kochkurs nötig ist? Du bekommst doch deine Schonkost von diesem teuren Lieferservice.“
    „Ich bin sicher, Melitta. Geh nur, ich werde schon lebend wieder hier rauskommen.“ Sotirias griechischer Akzent besitzt einen sanften Klang, hallt aber

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