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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Worte in der Luft hängen.
    Jemand fasst meinen Ellbogen, nicht behutsam, sondern ziemlich energisch.
    „Madame, ihr Taxi wartet.“
    „Aber ich habe überhaupt kein Taxi bestellt! Au ... lassen Sie mich!“
    Der nette Kellner guckt gar nicht mehr nett. Ein stechender Schmerz schießt in meinen Nacken, als ich versuche, mich aus seinem Griff zu befreien, doch er schiebt mich unerbittlich in Richtung Ausgang.
    Felix blättert in der Speisekarte und würdigt mich keines Blickes mehr. Behelfsweise funkele ich seine Geliebte an, die eingeschüchtert die Lider senkt. Unter anderen Umständen hätte sie mir sicher leidgetan.
    „Verschwinde gefälligst aus meinem Leben, du Arsch!“
    Ich höre förmlich, wie der gesamte Saal die Luft anhält. Natürlich hatte ich das in Gänsefüßchen gesagt. Die hat man aber leider nicht gehört.
    Als sich der Spiegelsaal in meinem Rücken schließt, halte ich noch immer das leere Champagnerglas in der Hand. Felix hat nicht mal aufgesehen.
     
     
    Britta: Hallo Liebes. Wie war dein Date? Ihr seid hoffentlich mit einer ausgiebigen Versöhnungsorgie beschäftigt. Sag Felix, er soll dir keine Knutschflecke verpassen, ihr seid schließlich keine dreizehn mehr. Schlaft schön! Pieps.
     
    Britta: Hast Du meinen Anruf gestern Nacht abgehört? Ich sitze im Büro und vor meinem Fenster haut Rotznase Kevin gerade dem kleinen Ahmed seinen Laster auf die Nase. Fürchte, dass der kleine Scheißer übersehen hat, dass Ahmed seine Brüder mit auf den Spielplatz genommen hat. Ich denke, ich greife nicht sofort ein, sondern warte, bis dieses Balg ... Ruf mich an, ja? Pieeps.
     
    Britta: Muss ich mir Gedanken machen? Julia sagt, du hättest dich krankgemeldet, aber du gehst seit gestern weder ans Festnetz noch an dein Handy. Erinnerst du dich an den Frauenabend, an dem wir drei Flaschen Wein vernichtet und anschließend Gurkenmasken aufgelegt haben? Ich halte eben ein wenig schmeichelhaftes Polaroid von dir in der Hand. Wäre bestimmt ein hübsches Vermisstenfoto für die Titelseite ... Pieeeps!
     
    Britta: Katta, das ist nicht lustig! Du willst nicht wirklich, dass ich mich sorge, oder? Nun, dann habe ich schlechte Neuigkeiten für dich: Ich mache mir Sorgen! Ruf gefälligst an! Pieps! Pieps! Pieps!
     
    Katta: Wer ist Felix?
    Britta: Oh nein!
    Katta: Er hat gestern seine Koffer gepackt und ist zu Püppi gezogen.
    Britta: Soll ich rüberkommen? Eiscreme, Chips, Schnaps?
    Katta: Ich komme schon klar, Britta. Mein Laden geht vor die Hunde, wenn ich noch länger fehle. Wir sehen uns heute Abend in der Kochshow.
    Britta: Und du bist wirklich okay?
    Katta: Ist das eine Fangfrage?
    Britta: Natürlich nicht!
    Katta hat aufgelegt .
     
    *
     
    Die Folge von Julius derzeitiger Gemütsverfassung rauscht mir bereits auf den Treppenstufen entgegen. Instinktiv trete ich beiseite und fasse Halt suchend an das Geländer, als zwei erboste Kundinnen samt brüllenden Kleinkindern an mir vorüberfegen.
    „Dieser Mensch ist untragbar!“ zischelt die eine, während die andere eine Vollbremsung einlegt und sich ohne Vorwarnung vor mir aufbaut.
    „Sie!“
    Ich zucke zusammen.
    „Sie sind doch die Inhaberin!“
    Ich nicke vorsichtig. Trotz einer gefährlichen Verrenkung gelingt es mir nicht, an ihrem fülligen Leib vorbei einen Blick in den Laden zu erhaschen. Zwangsläufig richte ich meine Augen auf die zornige Frau, die ich vage dem Mütterkreis von Linda Meininger-Hennemann zuordne.
    „Worum genau geht es?“ In meiner Unternehmerlaufbahn habe ich gelernt, dass es in manchen Situationen klüger ist, sich doof zu stellen. Besonders dann, wenn Julius ins Spiel kommen könnte.
    „Dieser Koch!“
    Erst jetzt schwant mir, dass der säuerliche Geruch, den sie ausströmt, nicht von einem eigenwilligen Parfum herrührt. Und das rot gemusterte Kleid scheint ... misstrauisch befühle ich den durchnässten Baumwollstoff. „Ist das Tomate?“
    „DAS ist der Grund, weshalb wir heute zum letzten Mal bei Ihnen zu Mittag gegessen haben. Zum allerletzten Mal!“
    „Das tut mir leid. Ich bezahle selbstverständlich die Reinigung.“
    „Nein, uns tut es leid“, echot die Zweite, bemüht, ihren Sohn zu beruhigen, dem rote Schlieren vom Kinn tropfen. Ihr Mitleid trifft mich härter, als jede Ohrfeige.
    Die Tomatenfrau packt ihre Freundin am Ellenbogen und zerrt sie die Stufen hinab, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
     
    Muh´s Glockengeläut hallt schrill durch das fast menschenleere Ladenlokal. Linda

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