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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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sie noch in der Mansarde, und als ich
    nachsehe, fliegt mir ein Schuh an den Kopf ...
    Britta: Und?!
    Julia: Julius ist völlig außer sich, seit er Minzou in der Küche dabei
    erwischt hat, wie er die alten Töpfe ...
    Britta: Julia! Mir ist total wurscht, welche Alkoholgespinste euer
    durchgeknallter Koch hat! Hast du irgendeine Idee, wohin Katta
    wollte?
    Julia: Nein, aber Julius sagte etwas von maßlos überschätztem
    Franzosen und ´ner Menge Kohle für den hohlen Zahn ...
    Britta: Oh je. Felix.
    Julia: Felix?! Aber was ...?
    Britta hat aufgelegt.

Mise en place
     
    Mit dem Ausdruck „Mise en place“ („an den rechten Platz gestellt“) bezeichnet man in der gehobenen Gastronomie die Vorbereitung des Arbeitsplatzes, vornehmlich in der Küche und im Restaurant. Das perfekte Mise en place sorgt für einen reibungslosen Ablauf und weniger Stress bei den Mitarbeitern. Im Servicebereich meint es das Anordnen von Salz- und Pfefferstreuern, Öl- und Essigmenagen und Tischdekorationselementen.
     
    Natürlich bin ich viel zu spät. Meine Putzfrau Olga hat mein weißes Betty-Barclay-Kleid zusammen mit den bordeauxfarbenen Slips gewaschen. Ich brauchte also dringend einen Schluck Wein, den ich mit zwei Gläsern Ramazotti runtergespült habe. Im Treppenhaus verlor ich meinen Schuh und musste bis in den Keller humpeln, um ihn zurückzuholen. Für den Stau auf dem Ring kann ich nichts, für die Sackgassen schon gar nichts, außerdem haben die Straßenplaner beim Zeichnen die Parkbuchten vergessen.
    Mir ist ohnehin schleierhaft, warum sich mein zukünftiger Exfreund im teuersten Franzosen von ganz Köln von mir trennen will, wenn er es in einem x-beliebigen Café bei einem Espresso belassen könnte.
     Der Portier mustert mich vom Scheitel bis zum Pfennigabsatz, ehe er mich zögerlich durchwinkt. Ich kann´s ihm ehrlich nicht verdenken: Ich bin ein rosa Sahnebonbon. Auch die knallgrünen Slingpumps passen nicht optimal zu meinem Outfit, waren aber die Erstbesten, die ich zu fassen bekam. Felix wird schon nicht auf meine Füße gucken.
    In natura wirkt der Promitempel längst nicht so glamourös wie in der Gala. Ich passiere die Flügeltür und betrete einen von Wandleuchten erhellten Gang, der dank meines Ramazottipegels wie eine Hängebrücke wackelt.
    Die Dame hinter dem Kirschbaumpult am Restauranteingang sieht gefühlte Minuten lang durch mich hindurch, ehe sie mir Beachtung schenkt. Sie trägt pfundweise Make-up, sodass ich Angst habe, ihr Gesicht zerbröselt, wenn sie blinzelt. Zu allem Übel bekomme ich einen Schluckauf.
    „Hat Madame reserviert?“, tropft von ihren Lippen, während mich ihre Augen von oben bis unten scannen. Gleich fragt sie, ob ich Handfeuerwaffen oder Drogen in meiner Handtasche verstecke. Ich schüttle den Kopf, woraufhin ihre nachgemalten Brauen deckenwärts schnellen.
    „Mein Freund ... hicks ... Lebensgefährte hat einen Tisch bestellt. Auf … hicks ... Sander.“
    Penibel studiert sie ihre Reservierungsbibel, blättert vorwärts, rückwärts, wieder vorwärts – und lächelt wie die böse Stiefmutter aus dem Märchen.
    „Nummer 13 für Frau ... Sander?“
    Gottseidank bin ich nicht abergläubisch.
     
    Wow! Ich lege den Kopf in den Nacken und halte den Atem an. Der legendäre Spiegelsaal ist absolut fantastisch. Der Raum schließt in schwindelnder Höhe mit einer kathedraleähnlichen Kuppel ab, Mosaikfenster sprenkeln das antike Inventar in Regenbogenfarben und von der Raummitte baumelt ein gigantischer Kristalllüster, in dem sogar echte Kerzen brennen.
    „Boah ... hicks ... ist ja Wahnsinn!“
    Der Kellner, der mich in den Saal geführt hat, schmunzelt, aber die niedlichen Kräusel um seinen Mund glätten sich innerhalb von Sekundenbruchteilen.
    „Madame, dort vorne ist Ihr Platz“, sagt er steif und tritt beiseite.
    Kaum habe ich einen Fuß auf den roten Teppich gesetzt, erhebt sich von dem mittigen Tisch des Ovals eine vertraute Gestalt. In diesem Moment wird mir klar, dass ich auf die Ramazottis lieber hätte verzichten sollen.
    Sein Gesicht mit den schattengeränderten Augen wirkt angespannt. Erst, als ich mich ihm bis auf wenige Schritte genähert habe, bemerke ich eine weitere Person am Tisch, der laut Drehbuch „glückliche Versöhnung“ garantiert keine Rolle zugedacht war. Die Fremde sieht aus wie die Tochter von Audrey Hepburn und Antonio Banderas, ist höchstens zwanzig – wenn überhaupt – und hat ein umwerfendes Lächeln. Und sie fasst nach der Hand meines

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