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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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türeknallend allein.
     
     
    Felix: Hey, Kumpel ...
    Andreas: Der Herr Sander! Sag mal, hast du sie noch alle?! Dich einfach aus dem Staub zu machen! Weißt du, dass ich wie ein kompletter Vollidiot dastehe? Britta glaubt mir kein Wort, dass ich angeblich null Ahnung habe, wieso du ...
    Felix: Hast du es ihr gesagt?
    Andreas: Für was hältst du mich?! Den Karren musst du schon selber aus dem Dreck ziehen. Warum hast du nicht längst mit Katta gesprochen? Kann wohl nicht so schwer sein, ihr zu erklären, weshalb du ...
    Felix: Das weiß ich alles, Andreas. Du hast ja Recht.
    Andreas: Dann los! Ruf deine Freundin an und beichte ihr, wer das Mädchen ist. Katta liebt dich. Sie wird es verstehen.
    Felix: Okay, wir sehen uns.
    Andreas hat aufgelegt.
     
    Felix betrachtet nachdenklich das Telefon in seiner Hand. Keine Ahnung, seit wann er auf dieser Bank sitzt. Die Bäume werfen fächerartige Schatten auf den Rasen und die letzten Patienten und Besucher haben ihre Spaziergänge beendet. Während die einen zum Abendessen humpeln oder rollen, eilen die anderen nach einer mehr oder weniger herzlichen Verabschiedung zum Parkdeck.
    Felix schaut zu dem schmucklosen Mittsiebziger-Bau auf. Im zweiten Stock, hinter dem dritten oder vierten Fenster von links gesehen, liegt der Mensch, der ihm alles auf dieser Welt bedeutet. Trotzdem rührt er sich nicht vom Fleck.
    Fast zwei Stunden hatte er an ihrem Bett gesessen. Er muss lachen. Sogar im Schlaf macht Katta das, was sie am liebsten tut: Essen. Ihr leises Schnarchen wurde ab und an von der typischen Kaubewegung ihres Unterkiefers unterbrochen. Als ihre Lider flatterten, rutschte ihm zuerst das Herz in die Hose, dann zerbröselte seine Entschlossenheit.
    Er war aufgestanden und hatte sich davongestohlen. Natürlich hat sein Freund Recht. Er hätte längst mit Katta reden sollen. Aber wie erklärt man jemandem etwas, das man selbst nicht ganz versteht?

Aqua Vitae
     
    Der Begriff „Whisky“ entstand aus 'Uisge Beatha', dem gälischen Wort für Aqua Vitae, Wasser des Lebens. Im Mittelalter war das Gerstendestillat ausschließlich der Chirurgenzunft vorbehalten, wo es dazu diente, Leichenteile vor ihrer Sezierung haltbar zu machen. (Aus www.teeundwhisky.de)
     
     
    Es passiert ihm andauernd. Ist er in Gedanken, tastet seine Hand auf Kniehöhe nach dem weichen Köpfchen. Manchmal spürt Julius noch den Hundekörper an seiner Wade, als fühle er Phantomschmerzen in einem amputierten Körperteil. Auch jetzt fasst seine Rechte ins Leere.
    Sein Blick wandert die obere Regalreihe entlang, dort, wo die besonders edlen Weine von Kattas Sammlung ruhen. Julius erkennt das rostfarbene Korksiegel sofort, obwohl nur eine einzelne, nackte Birne von der Kellerdecke baumelt. Er tritt die Zigarette aus, seine Finger umfassen den Flaschenhals.
    Der „Laphroaig“ ziert sich. Julius verstärkt den Zug. Dreht. Rüttelt. Erfolglos. Offenbar fühlt sich der Single Malt wohl zwischen seinen Kumpels aus Burgund. Oben geht die Tür, jemand knipst das Licht an. Julius erstarrt.
    „Julius? Bist du da unten?“
    „Vergiss es. Der hockt bestimmt aufm Klo und kippt sich ´nen Schnaps!“
    „Du bist gemein, Vida!“ Kichern.
    „Ist doch wahr! Der Zander ist ein Säufer, auch wenn Katta das nicht einsieht. Macht sich vom Acker, sobald er Gegenwind kriegt.“
    „Das glaube ich einfach nicht!“
    „Wach auf, Julia! Der kümmert sich einen Dreck um uns. Und das Cook & Chill ist ihm sowieso egal.“
    „Ich schau trotzdem nochmal draußen nach.“
    Die Leuchtstoffröhre erlischt. Als die Kellertür sich geschlossen hat, gleitet seine Hand vom Flaschenhals. Sein Arm baumelt an seiner Seite hin und her, als habe man einer Marionette den Faden gekappt. Wieder der warme Druck an seiner Wade, aus dem Augenwinkel sieht er das schüchterne Wedeln. Er wischt über seine Wange und mustert seinen feuchten Handrücken. Dann stellt er sich auf die Zehenspitzen und zieht mit einem Ruck die Whiskyflasche aus dem Regal.
     
    Julia tritt auf den Treppenabsatz, nickt einer vorbeieilenden Passantin zu und schaut zuerst rechts, dann links die Brüsseler hinunter. Etliche Gestalten laufen den Bürgersteig entlang. Keine kommt ihr vertraut vor. Die Linie 1 rattert vorbei, der aufgeklebte Mats Jørgensen grinst die gesamte Bahnlänge auf sie herab.
    Enttäuscht lässt sie die Luft aus ihren Lungen entweichen und blinzelt zum Ladenschild hinauf. Cook & Chill - Bücher und Genuss. Sie legt den Kopf schräg, damit es gerade hängt.

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