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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Lebzeiten wusste sie nicht mal, wie man den Mund nach oben biegt.
    „Eklatant scharfsinnig, deine Freundin.“
    „Ruhe auf den billigen Plätzen!“ 
    Britta mustert mich mit zusammengekniffenen Augen und betrachtet argwöhnisch das Pillentablett auf meinem Nachttisch. „Was genau haben sie dir gegeben?“
    „Sag mir bitte, bitte, was zum Henker im Cook & Chill vor sich geht“, bettle ich und ignoriere Louise, die theatralisch die Hände ringt, aber netterweise die Lippen dabei zusammenpresst. Britta taxiert mich stumm, als überlege sie, ob mir die ungeschminkte Wahrheit schaden könne. Schließlich zuckt sie die Achseln.
    „Sie tun, was sie müssen. Kochen und Beten.“
    Eins ist in diesem Augenblick unbestritten: Louise lacht mich aus.
     
    *
     
    Sie haben vier neue Nachrichten. Nachricht eins:
    „Ich feuere Euch alle, sobald ich diese Gipswurst los bin! Julius, ruf mich sofort zurück, sonst ... sonst ... ach keine Ahnung, verdammt!“ Piep, Piep!
     
    Nachricht zwei:
    „Guten Tag, Salzmann mein Name. Ich möchte mich für einen Ihrer Kochkurse anmelden. Meine Telefonnummer ist Köln, 3556244. Ich freue mich auf Ihre Bestätigung. Wiederhören.“ Piep, Piep!
     
    Nachricht drei:
    „Halloho? Ich möchte zwei Kochkursplätze buchen ... Hermann, da geht bloß der Anrufbeantworter ran! Vorbeigehen? Hast du die Spülmaschine ausgeräumt? Gut, wenn du meinst ...“ Tuuut Tuuut. Piep, Piep!
     
    Nachricht vier:
    „Himmelherrgottnochmal! Ich weiß genau, dass du mit einem Ohr an der Maschine klebst, Julia! Nimm gefälligst ab oder ...“ Piep, Piep!
     
    *
     
    „Was riecht denn hier so streng?“, kichert Julia, als sie die Küche betritt. Unter der Küchenlampe wabert ein milchiger Dunstschleier, der eindeutig dort herrührt, wo Vida und Melitta mit dem Rotweinhühnchen zugange sind. Die Chilenin hängt mit angeekeltem Gesichtsausdruck über dem Bräter, Melitta schaut über ihre Schulter und zieht die Nase kraus.  Julius mustert finster die Wanduhr, dreht sich um die eigene Achse und schleudert seinen Zorn wie eine Hand voll Vogelfutter in den Raum.
    „Du bist zu spät, Julia! Sollte Señorita Vida nicht eigentlich Zwiebeln schälen?! Und wieso filetiert der Herr den Tafelspitz gegen die Faser? Hört ihr nicht zu oder rede ich japanisch?!“
    „Aber er hat doch mit der Faser geschnitten ...“ Friedrich betrachtet verständnislos sein Fleischmesser.
    „... bloß gemacht, was im Rezept steht!“, jault Vida.
    „... noch im Büro zu tun gehabt!“, murrt Julia und zuckt zusammen, als Julius sein Klemmbrett auf die Arbeitsplatte klappern lässt. Im Schweinsgalopp durchquert er den Raum und baut sich vor Vida auf, die ihren Körper gegen den Kühlschrank presst. Melitta hebt kampfeslustig das Kinn. Ehe eine weitere vernichtende Salve aus seinem Mund feuert, hält sie ihm den leeren Zwiebeleimer entgegen.
    „Die Zwiebeln sind längst im Topf. Ich finde außerdem, Sie sollten zu Lernenden netter sein. Es handelt sich schließlich nur um etwas Fleisch mit Soße.“ Melittas Stimme klirrt wie ein Eiswürfelbehälter. Julius muss nach oben schauen, um ihren hochmütigen Blick zu erwidern.
    „Nur etwas Fleisch mit Soße, hm?! Sollen wir uns so vor einer Fachjury rechtfertigen? Nur zu, solange SIE Frau Lehner verdeutschen, dass wir ihre Existenz verbrutzelt haben. Ich tu´s auf keinen Fall!“
    Julia nimmt sich ein Herz. „Julius?“
    Er wirbelt herum.
    „Mädel, ich mag dich wirklich gern. Aber jetzt hältst du besser den Rand!“
    Sie taucht erneut ihren Löffel in den qualmenden Topf und versucht ein Lächeln. „Du musst das probieren. Keine Ahnung, was da drin ist, Wein ist es jedenfalls nicht. Aber der Geschmack ist ...“
    „... sagenhaft! Trotz des Geruchs.“ Henriette kneift sich die Nase zu.
    „Natürlich ist er das!“ Melitta greift nach dem noch immer vollen Weinglas, während Vida ungläubig auf ihr leeres Colaglas stiert. „Ein chilenisches Geheimrezept. Ist doch so, oder?“
    Vida nickt betäubt.
    „Meine Großmutter ... sie ... also sie nannte es ... Colahühnchen?“
    „Colahühnchen!“ Julius verzieht das Gesicht.
    „In Griechenland stellen wir süße Oliven her. Auch nach einem alten Familienrezept!“, plappert Roúla in die Stille hinein und hebt eine verwunderte Braue, als die Küchentür hinter Julius ins Schloss donnert – so heftig, das die Metallverriegelung nachfedert und die Tür aus ihrer Schließverankerung springt.
    „Wo geht er denn hin?“
    „Mit dem Hund

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