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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Gassi!“, blafft es durch den Spalt, ehe sich wütende Schritte im Gang verlieren.
    „Gassi? Aber er hat doch gar keinen Hund“, echot Roúla verwirrt.
    „Schätze, er braucht ein paar Minuten allein. Dicken wir die Soße ein und bringen dieses unverschämt leckere Huhn auf den Tisch. Ich habe Hunger!“ Erleichtert dirigiert Julia die blass gewordene Roúla zum Esstisch, die Kochschüler folgen ihnen zögernd. Alle, bis auf eine. Henry verschränkt die Arme vor der Brust. Ihre Augen ruhen nachdenklich auf der halb offenen Tür.

Vidas Cola-Hühnchen
     
    Man nehme für 4 Personen:
    1 Hähnchen (bevorzugt Bio), 1 daumengroße Knolle Ingwer, 1/4 Liter Sojasoße (japanische), 2 Knoblauchzehen, 2-3 getrocknete Chilischoten, 1/2 Liter Cola, 1/4 Liter Hühnerbrühe, 2 Stangen Lauch, 2 Möhren, Erdnussöl und Mehl, Salz und Pfeffer aus der Mühle.
     
    Den Knoblauch in feine Scheiben schneiden, die Ingwerknolle schälen und hacken. Das Hähnchen waschen und in einem Bräter mit Erdnussöl scharf von allen Seiten anbraten. Den Bräter vom Herd ziehen, Knoblauch und Ingwer hinzufügen, mit Brühe, Sojasoße und Cola übergießen, die Chilischoten darüberbröseln, salzen und pfeffern. Das Ganze zum Kochen bringen und etwa 1 Stunde bei niedriger Temperatur köcheln lassen, bis das Fleisch sich von den Knochen löst.
    Die Möhren schälen und in Scheibchen schneiden, die Lauchstangen von den Wurzelenden befreien, die äußeren Blätter entfernen und ebenfalls in schmale Ringe schneiden. Nach Ende der Garzeit das Huhn aus dem Topf nehmen und das Fleisch von den Knochen lösen. Die Soße durch ein feinmaschiges Sieb geben, den Fond auffangen und in den Topf zurückgeben. Die Möhren und den Lauch etwa 15 Minuten darin bissfest garen. Nun die Soße mit 2 EL Mehl (vorher mit kaltem Wasser in einer Tasse anrühren, damit keine Klümpchen entstehen) andicken, das Fleisch darin erwärmen. Schmeckt toll zu Reis.

„Was genau willst du eigentlich von mir? Gibt es da oben keine bedauernswerten Seelen, die du mit deiner Besserwisserei auf die Palme bringen kannst?“ Wütend starre ich zum Nachbarbett herüber. Louise stellt sich schlafend, aber an dem ungleichmäßigen Heben und Senken ihres Brustkorbs erkenne ich deutlich, dass sie hellwach ist.
    „Du bist weitaus amüsanter.“ Sie öffnet träge ein Auge.
    „Du beantwortest meine Frage nicht.“
    „Welche Frage?“
    „Warum bist du hier?“
    Ungeduldig zupfe ich an einer losen Mullbinde. Meine Wut lenkt mich wenigstens von dem lästigen Jucken unter dem Gips ab, außerdem schnürt mir der Stützverband um meine Brust die Luft ab. Unfassbar, dass sich die Frauen früher freiwillig in Korsetts gezwängt haben sollen. Louise lacht ihr heiseres Spottdrossellachen.
    „Hast du heute Zeitung gelesen?“
    „Mein Bedarf an Presseverrissen reicht für ein ganzes Leben.“
    „Du nimmst dich zu wichtig, Kind. Ich spreche von einem Foto, das relativ aufschlussreich für dich sein dürfte.“
    „Du bluffst doch nur, um dich vor der Antwort zu drücken, Louise!“
    „Wenn du meinst.“ Sie lächelt geheimnisvoll und dreht sich wandwärts.
    Rund fünfzehn Minuten starre ich auf die lautlose Mattscheibe, ohne zu begreifen, was dort vor sich geht. Erst, als vom Nachbarbett leises Schnarchen ertönt, riskiere ich einen Blick auf Louises Nachttisch. Meine Fingerspitzen befinden sich noch Millimeter von der Zeitung entfernt, als ich erschrocken zusammenfahre.
    „Kulturteil“, brummt Louise, ehe sie sich behäbig nach dem Lichtschalter streckt. Die Deckenleuchte erlischt mit einem sanften „Plopp“.
    „Typisch. Verzieht sich, wenn´s brenzlig wird“, raune ich in den mondbeschienenen Nacken der fremden Zimmergenossin, die jetzt Louises Platz eingenommen hat, und knipse trotzig meine Leselampe an.
    Ich blättere das Feuilleton dreimal durch. Neben dem Artikel über eine Violinistin, deren Namen ich nie gehört habe, befasst sich die Kulturredaktion mit der Frage, ob Computerspiele eine Kunstform oder sozial schädliche Unterhaltung sind. Auf der zweiten Seite finde ich Veranstaltungstipps, die Kulturkolumne und einen Bericht über einen preisgekrönten Dackelrüden, offenbar eine große Nummer in Hundezüchterkreisen. Keine der Fotografien lässt sich annähernd mit meiner Person oder dem Cook & Chill in Verbindung bringen.
    „Jetzt sehen Geister schon Gespenster.“
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich erleichtert oder enttäuscht bin. Kopfschüttelnd lege ich die Zeitung beiseite und

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