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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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mal in Ruhe ab, wie viel unser System so ausspuckt.«
    Als sie nach fünf Minuten wieder in den Raum kommen, liegen sechsundzwanzig Treffer aus der Kartei vor.
    »Können wir uns vielleicht zuerst die dazugehörigen Namen vornehmen?«, bittet Swensen.
    Bulemann setzt sich an die Tastatur und nach einer eleganten Fingerbewegung erscheint eine Namensliste auf dem Computerschirm. Swensens Augen hasten über die unbekannten Namen, die alphabetisch untereinander geordnet sind. Plötzlich erfasst ihn ein Energiestrom, der den Rücken hinaufrast. Sein Kopf wird kochend heiß. Auf dem Bildschirm prangt der Name Edda Herbst. Er starrt benommen auf die zehn Buchstaben. Seine Gedanken verknoten sich. Edda Herbst klickert es immer wieder. Sie muss das Storm-Manuskript in der Hand gehabt haben. Wie kann das sein?
    Swensens Überlegungen reißen ab. Leere. Dann ist ihm, als wenn in seinem Hirn ein Schalter umgelegt wird. Alles wird klar.
    Edda Herbst hatte das Manuskript gefunden und Peters hat es ihr geraubt.
    »Peters, wir haben dich«, brüllt Swensen lauthals in den Raum. »Jetzt bist du fällig.“
    Vier Augenpaare schauen ihn erstaunt an.
     
    * * *
     
    Es friert Stein und Bein, die Luft ist glasklar. Der Himmel ist übersät mit funkelnden Sternen. Ein unwirkliches Licht strahlt über den Dächern. Morgen Abend ist Vollmond. Fast in jedem Fenster auf der gegenüberstehenden Straßenseite brennen die gleichen dreieckigen Weihnachts-Lichtständer.
    »Wahrscheinlich gab es irgendwo ein Sonderangebot«, denkt Swensen. Er steht im Schatten eines Hauseingangs, atmet durch die Nase und beißt sich nervös auf die Unterlippe. Seine linke Hand fasst sich vergewissernd an die rechte Brust, spürt das harte Metall der Dienstwaffe unter dem Stoff. Er blickt auf die Uhr. Fünfzehn Minuten vor Mitternacht.
    Wo bleiben die nur, denkt er und starrt angespannt die Straße hinunter. Dabei gibt es keinen Grund ungeduldig zu sein, schließlich hatten sie beschlossen, dass der Zugriff erst nach Mitternacht stattfinden soll. Dann würde Peters wahrscheinlich fest schlafen und die ganze Sache wäre ein Kinderspiel.
    Im Dienst hast du bestimmt die Hälfte der Zeit irgendwo gewartet, denkt er, und unwillkürlich kommt ihm Anna in den Sinn. Manchmal kann er es gar nicht fassen, dass sie immer noch zusammen sind. Es gibt Situationen, da zeigt Anna eine Gelassenheit, als wäre sie die wahre Buddhistin. Er kann es kaum ertragen, sich die Szene vom heutigen Nachmittag wieder vor Augen zu führen. Annas Gestalt vor dem trüben Zwielicht der Hafenkulisse.
     
    Er erkannte sie sofort, zögerte aber auf sie zuzugehen. Sie hob ihren rechten Arm und winkte. Er winkte zurück, eilte auf sie zu und nahm sie in die Arme. Doch seine Umarmung musste sich für Anna merkwürdig hölzern angefühlt haben. Sie ahnte nichts Gutes und hatte ihm tief in die Augen geschaut. Er war verlegen geworden, das schlechte Gewissen hatte ihm die Sprache verschlagen.
    »Was ist?«
    »Ähhh«, würgte er heraus. »Es tut mir leid, aber ich muss sofort zurück nach Husum.«
    »Neee nech! Das meinst du jetzt nicht ernst, Jan Swensen!«, erwiderte Anna. Seinen vollen Namen benutzte sie nur, wenn etwas im Busch war. Resigniert stupste sie ihn mit der Faust in die Rippen.
    »Was ist passiert, Jan Swensen?«
    »Hajo Peters ist dringend tatverdächtig Edda Herbst ermordet zu haben. Ich hab schon Rebinger angerufen, damit er einen Haftbefehl vom Richter besorgt. Püchel ist auch informiert. Der war völlig aus dem Häuschen, hat mich gelobt wie in guten alten Tagen und mich sofort nach Husum zurückbeordert.«
    Er machte eine kurze Pause und sah Anna in die Augen.
    »Ich will die Entscheidung aber nicht auf Püchel schieben. Ich hätte mich selbst auch so entschieden. Du verstehst, dass ich gern dabei bin, wenn wir uns Peters greifen.«
    Und Anna verstand es, wenn auch mit spielerisch heruntergezogenen Mundwinkeln. Sie küsste ihn intensiv und stieß ihn von sich.
    »Ich geh noch ein wenig in die Innenstadt und bummle über den Weihnachtsmarkt, bevor ich zurückfahre. Vielleicht sehen wir uns ja morgen?«
    »Eher nicht, du kannst dir ja denken, was bei uns los sein wird.«
    »Na ja, dann eben nächstes Wochenende, oder das darauf, wir werden sehen.«
    »Nächstes Wochenende werde ich freihalten, versprochen!«
    »Du sollst deinem Nächsten nichts versprechen!«
    »Warum bist du heute denn so christlich drauf?«
    »Weil Buddhisten mir etwas erzählen wollen!«
    »Also, gut. Ich werde

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