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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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glauben, aber er ist es!«, sagt Swensen leise zu sich. Gleichzeitig erinnert er sich an eine Stimme, die zu dem Bild passt: »Reifenbaum, Ex-und-hopp-Service.« Jetzt weiß er, warum ihm diese Quäk-Stimme so bekannt vorkam.
     
    * * *
     
    Swensen hat plötzlich die Assoziation eines Raubvogels, der mit ruckelnden Flügelschlägen hoch über seinem Kopf steht und auf ihn hinabspäht, so wie er gerade auf den Stadtplan von Husum guckt um über die beste Vorgehensweise für den Einsatz nachzudenken. Aus der Vogelperspektive müssten die Straßenlinien genauso aussehen, nur viel realistischer, denn auf dem echten Stadtplan bewegen sich jetzt winzige Stecknadelköpfe, die gerade auf die Ecke Gurlittstraße, Totengang, zustreben.
    Es ist erst wenige Minuten her, dass er seinen Sicherheitsgurt öffnete und Silvia Haman unter der Straßenlampe stehen sah. Er hatte kurz mit der Lichthupe geblinkt, war ausgestiegen und hatte zu ihr hinüber gewinkt, woraufhin sie sofort auf ihn zu geeilt war.
    »Hat alles geklappt?«, hatte er schon von weitem gerufen.
    Sie hatte genickt und ein Schriftstück aus der Manteltasche gezogen, mit dem sie in der Luft hin und her gewedelt hatte.
    »War ein hartes Stück Arbeit«, war es aus ihr herausgebrochen, als sie bei Swensen angekommen war. »Es brauchte ziemlich lange, bis Püchel überzeugt war. Deine Geschichte erschien ihm zu abenteuerlich. Er wolle erstmal die Beweise sehen, sagte er immer wieder. Wenn du mit deiner Anschuldigung falsch liegen würdest, käme die gesamte Inspektion in Teufelsküche. Als ich ihn endlich weich gekocht hatte, musste ich noch ganz schön rumrödeln, bis unser lieber Staatsanwalt beim Richter einen Haftbefehl beantragen wollte.«
    Swensen hatte das Papier genommen, es überflogen und eingesteckt.
    Menschenskinder, hatte er gedacht. Warum kann der Kram nicht einfach mal ohne das obligatorische Genöhle über die Bühne gehen.
    Noch bevor er seinen Ärger kundtun konnte, nahmen die Ereignisse bereits ihren Lauf. Stephan Mielke war aus einem Hinterhof auf sie zu getrabt. Gleichzeitig stoppte ein Mercedes-Transporter hinter ihnen und die Männer der mobilen Einsatztruppe sprangen heraus. Swensen erkannte den Einsatzleiter wieder, der schon in der Nacht, als sie Peters verhaften wollten, dabei gewesen war.
    Jetzt stehen sie gemeinsam über den Stadtplan gebeugt.
    Gruppenbild mit Dame, denkt Swensen, Silvia Haman neben sich. Hoffentlich finden wir nicht wieder den Täter erschossen in seiner Wohnung liegen. Der Einsatzleiter ist nicht gerade ein gutes Omen.
    »Ich hab gerade die Wohnung von außen gecheckt«, sagt Mielke, während Hollmann seinen Wagen auf der anderen Straßenseite parkt und sich die Männer von der Spurensicherung, die bereits warten, um ihn scharen.
    »Da ist niemand daheim, glaube ich«, fährt Mielke fort. »Alles stockdunkel.«
    Er schaut erst zu Swensen und dann zum Einsatzleiter.
    »Eine Parterrewohnung in einem Vorbau. Gleich wenn man in den Hinterhof kommt, rechts. Durch die große Wohnzimmerscheibe kann man direkt reinsehen. Da gibt’s keine Gardinen. Außerdem konnte ich in mehrere der anderen Zimmer gucken. Was machen wir?«
    »Das, wozu wir hier sind«, zischt der Einsatzleiter mit einer Stimme, die nicht die kleinste Interpretation zulässt. »Wir gucken nach, ob Ihr Eindruck stimmt.«
    »Okay«, sagt Swensen. »Machen Sie ihren Job. Aber lassen Sie alles heil, damit wir unseren auch noch machen können.«
    Der Einsatzleiter wirft ihm einen kurzen, geringschätzenden Blick zu, dann prescht ein Teil der Truppe auf sein Kommando durch die Häuserlücke davon, während zwei Männer in den vorderen Hauseingang stürmen. Mielke, Haman und Swensen folgen der Truppe in den Hinterhof. Das Klirren einer Fensterscheibe ist zu hören. Als sie den Vorbau erreichen, kommt ihnen der Einsatzleiter mit seinen Männern im Schlepptau schon wieder entgegen.
    »Die Wohnung ist leer«, sagt er im Vorbeigehen. »Wir ziehen ab.«
    »Sag’ bitte Hollmann und den Leuten von der Spurensicherung Bescheid«, wendet sich Swensen an Stephan Mielke. »Und sorg’ dafür, dass die Streifenbeamten sich platzieren.«
    Gleich darauf betritt er mit Silvia Haman das Wohnzimmer durch die aufgebrochene Terrassentür. Das Licht brennt noch. Swensen streift Fußschutz und Latexhandschuhe über, spürt sein pochendes Herz und merkt, wie ihm die Aufregung fast die Luft abwürgt. Ob er geahnt hat, dass wir kommen, denkt er und verwirft seinen Gedanken sofort wieder. Im

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