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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Ich werde nicht kentern.«
    »Hmm …« Sybill warf einen Blick zum Boot. Es wirkte entsetzlich klein und unsicher. »Ich kann schwimmen. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«
    »Herrgott. Da kommt dieser Lausebengel daher und ruiniert meinen Ruf. Ich segele schon länger, als er auf der Welt ist.«
    »Seien Sie ihm nicht böse.«
    »Was?«
    »Bitte, seien Sie ihm nicht böse. Ich bin sicher, er hat nur Spaß gemacht. Er wollte nicht respektlos Ihnen gegenüber sein.«
    Phillip starrte Sybill an. Sie war ganz blass geworden und spielte nervös mit der dünnen Goldkette, die sie
um den Hals trug. Er hörte eindeutig Besorgnis in ihrer Stimme. »Sybill, ich bin ihm gar nicht böse. Wir haben nur herumgealbert. Beruhigen Sie sich.« Verwirrt strich Phillip mit dem Handknöchel über ihre Wange. »Solche Hänseleien sind unsere tolle männliche Art zu zeigen, wie gern wir uns haben.«
    »Ach so.« Sybill wusste nicht, ob sie erleichtert oder verlegen sein sollte. »Daran sieht man, dass ich keine Brüder habe.«
    »Sie hätten Ihnen das Leben zur Hölle gemacht.« Phillip beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf den Mund. »Das ist eine ehrwürdige Tradition.«
    Er sprang in das Boot, die Hand zu Sybill ausgestreckt. Einen winzigen Moment zögerte sie, dann ließ sie sich hinüberziehen.
    »Willkommen an Bord.«
    Das Deck schwankte unter ihren Füßen. Sybill bemühte sich, nicht darauf zu achten. »Danke. Was muss ich jetzt tun?«
    »Im Augenblick nur hinsetzen, entspannen und genießen.«
    »Ich denke, das schaffe ich.«
    Wenigstens hoffte sie das. Sie nahm auf einer der gepolsterten Bänke Platz und hielt sich krampfhaft fest, als Phillip wieder an Land sprang, um die Leinen zu lösen.
    Immerhin, sie hatte ihn in den Hafen segeln sehen, zum Anleger, oder wie man das nannte. Er wirkte sehr kompetent dabei. Sogar etwas großspurig, fand Sybill. Sein weitschweifender Blick, als er die Hotelfront absuchte, bis er sie auf dem Balkon entdeckte.
    Gegen ihren Willen fand Sybill die Szene romantisch. Phillip auf seinem Segelboot über das in der Sonne glitzernde Wasser gleitend und nach ihr Ausschau haltend. Dann hatte er sie erspäht, hatte gelächelt und gewunken. Dass Sybills Puls plötzlich schneller ging,
dürfte eine normale menschliche Reaktion gewesen sein.
    Er war ein bildschöner Mann in seinen verwaschenen Jeans und dem eng am Oberkörper getragenen T-Shirt, blendend weiß wie die Segel seines Schiffs. Dazu das goldglänzende Haar und die von der Sonne in warmem Braun gefärbten Arme, deren Muskeln mit sanfter Wölbung hervortraten. Welche Frau würde kein Herzklopfen bekommen bei der Aussicht, ein paar Stunden mit einem Mann allein zu sein, der aussah wie Phillip Quinn?
    Und der küsste wie Phillip Quinn?
    Allerdings hatte sich Sybill vorgenommen, über dieses spezielle Talent nicht länger nachzudenken. Gestern Abend hatte er ihr etwas zu viel davon enthüllt.
    Phillip hatte die Segel heruntergelassen und steuerte das Boot mit Motorkraft aus dem Hafen. Das leise Tuckern des Diesels vermittelte Sybill ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Kaum anders als bei einem Auto, nur dass sie auf dem Wasser fuhren.
    Außerdem waren sie nicht wirklich allein. Sybill sah noch andere Boote, die in der Bay umhersegelten, und lockerte den panisch verkrampften Griff ihrer Hände um den Sitz. Ein Junge, nicht älter als Seth, hockte in einem winzigen Boot mit einem roten dreieckigen Segel. Wenn sogar Kinder diesen Sport ausübten, musste er sicher genug sein.
    »Segel aufziehen.«
    Sybill wandte den Kopf, abwesend lächelnd. »Was haben Sie gesagt?«
    »Passen Sie auf.«
    Er bewegte sich leichtfüßig über das Deck und zog an den Leinen. Plötzlich fuhren die Segel hoch, knatterten im Wind und blähten sich. Sybills Puls setzte einen Schlag aus, und sie umklammerte erneut die Bank.
    Nein, mit Autofahren hatte das nichts zu tun. Was sie
jetzt erlebte, war archaisch, wunderbar und aufregend. Das Boot wirkte nicht mehr klein und unsicher, sondern kraftvoll, vielleicht etwas gefährlich. Auf jeden Fall atemberaubend.
    Ganz ähnlich wie der Kapitän.
    »Es ist herrlich von hier unten.« Obwohl sie noch immer fest die Bank umklammerte, lächelte Sybill in Phillips Richtung. »Die Boote sind hübsch, wenn ich sie durch mein Fenster von oben betrachte. Aber die Segel über mir zu haben ist ein völlig anderer Anblick. Herrlich.«
    »Sie sitzen gut«, stellte Phillip fest und nahm das Steuer zwischen die Hände, »aber entspannt

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