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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Haar fiel ihr geschmeidig in den Nacken und gab die Lichtreflexe der Sonne wieder, aber sie war zu weit weg, als dass er ihren Gesichtsausdruck erkennen konnte.
    Nicht zu weit, dachte er bei der Erinnerung an den letzten heißen Kuss. Nein, als dieses dunkle Stöhnen
aus ihrer Kehle drang und sie zitternd vor Erregung Halt bei ihm suchte, war keine Distanz zu spüren gewesen. Instinkt hatte auf Instinkt reagiert, tief und ursprünglich.
    Als Phillip seinen Mund von ihren Lippen hob und Sybill ansah, hatten ihre wasserklaren blauen Augen nicht mehr kühl gewirkt und auch nicht faszinierend fern. Eher lag ein umwölkter, leicht verwirrter Ausdruck darin. Was umso reizvoller war.
    Auf dem Weg nach Hause und in der Nacht war die Erinnerung an ihren Geschmack allgegenwärtig gewesen, und auch jetzt, als er Sybill wieder sah und wusste, dass sie ihn ebenfalls von ihrem Balkon aus beobachtete, spürte er sie mit allen Sinnen.
    Was sehen Sie, Dr. Griff in, fragte sich Phillip. Und was fangen Sie mit dem Ergebnis Ihrer Beobachtungen an?
    Phillip schickte ein kurzes Lächeln hinauf und winkte, um zu signalisieren, dass er sie gesehen hatte. Dann wandte er sich ab und konzentrierte sich auf das Anlegemanöver.
    Als er Seth an der Kaimauer stehen sah, der darauf wartete, die Leinen aufzufangen, hob Phillip erstaunt die Brauen. »Was machst du denn hier?«
    Mit geübten Händen machte Seth das Boot mit der Bugleine am Poller fest. »Ich spiele wieder mal den Laufjungen.« Seine Stimme klang eine Spur verächtlich, aber man hörte, dass ihm das nur mit Anstrengung gelang. »Sie haben mich von der Werft losgeschickt, Donuts zu kaufen.«
    »Ach, wirklich?« Phillip sprang behände an Land. »Das Zeug lässt die Arterien verkalken.«
    »Normale Leute essen eben keine Borke zum Frühstück«, höhnte Seth. »Nur du.«
    »Und ich werde immer noch stark und gut aussehend sein, wenn du ein alter Tattergreis bist.«
    »Kann sein. Dafür habe ich mehr Spaß.«
    Phillip zog Seth die Baseballmütze herunter und schlug ihm leicht damit auf den Kopf. »Hängt davon ab, was man unter Spaß versteht, Kleiner.«
    »Ich nehme an, du verstehst darunter, Mädchen aus der Stadt anzubaggern.«
    »Genau. Außerdem macht es mir Spaß, dich mit den Hausaufgaben zu hetzen. Hast du übrigens Johnny Tremaine für dein Kurzreferat gelesen?«
    »Ja, ja. Habe ich.« Seth rollte die Augen. »Mann, nimmst du dir denn nie frei?«
    »Und wenn ich dir mein Leben widme?« Phillip grinste, als Seth verächtlich schnaubte. »Also, was hältst du von dem Buch?«
    »War okay.« Seth hob die Schulter. Eine typische Quinn-Bewegung. »Ich fand’s ziemlich gut.«
    »Später, wenn ich zurück bin, notieren wir ein paar Stichworte für den Vortrag.«
    »Ich freue mich die ganze Woche auf den Sonntagabend«, sagte Seth. »Das bedeutet, dass du vier Tage nicht da bist.«
    »Ach was. Du weißt genau, dass ich dir fehle.«
    »Scheißdreck.«
    »Du zählst die Stunden, bis ich wiederkomme.«
    Seth konnte das Kichern kaum unterdrücken. »Wie verrückt.« Als Phillip ihn um die Taille packte und mit ihm balgte, kicherte er los.
    Beim Näherkommen hörte Sybill das helle glückliche Lachen und sah das breite Grinsen in Seths Gesicht. Ihr Herz weitete sich spürbar. Was tat sie hier eigentlich? Was hoffte sie zu erreichen?
    Und wie konnte sie weggehen, bevor sie die Antwort wusste?
    »Guten Morgen.«
    Beim Klang von Sybills Stimme wandte Phillip den Kopf. Seth nutzte den Moment. Er durchbrach Phillips
Abwehr und stieß ihm den Ellenbogen in den Bauch. Phillip stöhnte auf und legte Seth den Arm um den Nacken, ihn nach unten zwingend. »Die Prügel kriegst du später«, flüsterte er laut genug, damit Sybill es hörte. »Wenn keine Zeugen da sind.«
    »Denkste.« Die Wangen vor Entzücken gerötet, schob Seth die Mütze wieder an ihren Platz. Dann setzte er eine betont desinteressierte Miene auf. »Manche Leute müssen heute arbeiten.«
    »Manche auch nicht.«
    »Ich dachte, du würdest mit uns kommen«, sagte Sybill zu Seth. »Wie wär’s?«
    »Ich bin hier nur der Sklave.« Seth warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Boot und zuckte mit den Schultern. »Wir müssen den Schiffsrumpf fertig stellen. Außerdem kentert dieser Frauenheld bei der ersten Windböe.«
    »Klugscheißer.« Phillip wollte ihn packen, doch Seth tänzelte lachend außer Reichweite.
    »Hoffentlich kann sie schwimmen!« rief er und rannte weg.
    Als Phillip wieder Sybill ansah, nagte sie an ihrer Unterlippe.

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