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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ehrlich zu sein, war ich seit meinem zweiten Studienjahr am College mit keiner Frau mehr an diesem Platz. Damals gab es einen einigermaßen anständigen Chablis zu trinken, wir hatten eisgekühlte Schrimps zu essen, und das Mädchen hieß Marianne Teasdale.«
    »Dann sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen.«
    »Ich weiß nicht. Marianne war eine ziemlich heiße Nummer.« Wieder lächelte Phillip unwiderstehlich. »Aber sie trug eine Brille und war noch ziemlich unerfahren. Deswegen habe ich sie gegen eine kleine Medizinstudentin eingetauscht, mit einem erotischen Lispeln und großen braunen Augen.«
    »Bei lispelnden Frauen werden Männer schwach. Hat Marianne sich wieder erholt?«
    »Genug, um einen Klempner aus Princess Ann zu heiraten und ihm zwei Kinder zu schenken. Natürlich sehnt sie sich insgeheim noch immer nach mir.«
    Lachend bestrich Sybill einen Weizencracker mit Pastete. »Sie gefallen mir.«
    »Sie gefallen mir auch.« Phillip griff nach ihrem Handgelenk. Er hielt es fest und biss ein Stück von dem Cracker in ihrer Hand ab. »Dabei lispeln Sie nicht einmal.«
    Als er weiter an ihren Fingern entlangbiss, bekam Sybill kaum noch Luft. »Sie sind sehr gewandt«, murmelte sie.
    »Und Sie sind sehr hübsch.«
    »Danke. Aber ich sollte besser sagen« – sie entwand ihm ihre Hand – »dass Sie zwar sehr gewandt und sehr attraktiv sind und ich es genieße, mit Ihnen hier zu sein, aber dass ich nicht die Absicht habe, mich von Ihnen verführen zu lassen.«
    »Ich weiß, was von Absichtserklärungen zu halten ist.«
    »Ich gedenke, bei meiner zu bleiben. Wie gesagt, ihre Gesellschaft ist mir wirklich angenehm, Sie sind sogar mein Typ.« Sybill lächelte und trank ihm zu. »Trotzdem finde ich, Sie sind ein Filou, wie man vielleicht vor hundert Jahren gesagt hätte.«
    Phillip überlegte einen Moment. »Das klingt nicht nach einer Beleidigung.«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Filous sind ungeheuer charmant, meinen es aber selten ernst.«
    »Da muss ich widersprechen. Es gibt Dinge, die mir sehr ernst sind.«
    »Machen wir einen Versuch.« Sybill spähte in die Kühlbox und holte noch einen Behälter heraus. »Waren Sie jemals verheiratet?«
    »Nein.«
    »Verlobt?« fragte sie und hob den Deckel, unter dem sie den appetitlich angemachten Krabbensalat entdeckte.
    »Nein.«
    »Haben Sie mindestens einmal über einen zusammenhängenden Zeitraum von sechs Monaten oder länger mit einer Frau zusammengelebt?«
    Phillip holte die Teller aus dem Korb und reichte Sybill eine blassblaue Serviette. »Nein«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    »Daraus können wir schließen, dass Beziehungen nicht zu den Dingen gehören, die Ihnen ernst sind.«
    »Oder wir schließen daraus, dass mir bisher nicht die Frau begegnet ist, mit der ich eine ernsthafte Beziehung führen möchte.«
    »Das könnten wir. Andererseits …« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, während er den Salat auf die Teller häufte. »Wie alt sind Sie? Dreißig?«
    Phillip fügte auf jedem Teller eine dicke Scheibe französisches Weißbrot hinzu. »Eins mehr.«
    »Also einunddreißig. Für unseren Kulturkreis ist es typisch, dass ein Mann von dreißig Jahren mindestens eine ernsthafte, langfristige monogame Beziehung hatte.«
    »Dann bin ich eben untypisch. Oliven?«
    »Ja, danke. Typisch bedeutet nicht unbedingt, dass es negativ ist. Ebenso wenig wie konformes Verhalten. Jeder passt sich an. Selbst die Rebellen in einer Gesellschaft handeln nach bestimmten Regeln und Normen.«
    Phillip genoss ihren Vortrag. »Ist das so, Dr. Griffin?«
    »Natürlich. Jugendbanden in den Innenbezirken der Großstädte haben interne Gesetze, Regeln, Normen. Eigene Farben«, fügte sie hinzu und fischte eine Olive von ihrem Teller. »In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich kaum von den Abgeordneten des Stadtparlaments.«
    »Sie hätten dort sein müssen«, murmelte Phillip.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Was ist mit den Serienmördern?«
    »Die folgen bestimmten Mustern.« Sybill fühlte sich wohl und riss ein Stück Weißbrot ab. »Das FBI studiert diese Muster, katalogisiert sie und stellt Täterprofile zusammen. Sicher, die Allgemeinheit würde nicht Normen dazu sagen, aber streng genommen sind sie genau das.«
    Verdammt, sie könnte Recht haben, dachte Phillip. Und war noch mehr von Sybill fasziniert. »Sie beobachten und beurteilen Menschen also nur danach, welchen Regeln, Normen und Verhaltensmustern sie folgen.«
    »Mehr oder weniger. Menschen sind

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