Hafen der Träume: Roman (German Edition)
nicht so schwer zu verstehen, wenn man genau hinsieht.«
»Und was ist mit Überraschungen?«
Sybill lächelte. Die Frage gefiel ihr, und auch, dass Phillip sie stellte. Die meisten Laien, mit denen Sybill Umgang pflegte, interessierten sich nicht wirklich für ihre Forschungen. »Überraschungen sind einkalkuliert. Es gibt immer eine gewisse Fehlerquote, um die die Ergebnisse bereinigt werden. Der Salat schmeckt wunderbar.« Sie nahm noch einen Bissen. »Und eine angenehme Überraschung. Besonders, weil Sie sich die Mühe gemacht haben.«
»Wussten Sie nicht, dass Menschen normalerweise gern eine Mühe auf sich nehmen für jemanden, der ihnen wichtig ist?« Als Sybill ihn verwundert ansah, neigte Phillip den Kopf zur Seite. »Habe ich Sie jetzt erwischt?«
»Sie kennen mich kaum.« Sie nahm ihr Glas in die Hand. Eine reine Verlegenheitsgeste. »Es gibt einen Unterschied zwischen Interesse und Zuneigung. Letztere entwickelt sich langsam.«
»Manche Menschen sind schneller als andere.« Phillip genoss es, Sybill erröten zu sehen. Ein seltenes Ereignis,
das er ausnutzte, um näher zu rücken. »Ich bin schneller.«
»Das habe ich bereits bemerkt. Trotzdem …«
»Trotzdem. Ich mag Ihr Lachen. Ich mag es, Sie zu küssen und Ihr Zittern zu spüren. Ich mag Ihre Stimme, wenn Sie eine Theorie erläutern und in diesen belehrenden Ton fallen.«
Bei dieser Bemerkung runzelte Sybill die Stirn. »Ich bin nicht belehrend.«
»Eine charmante Lehrerin«, murmelte Phillip und glitt mit den Lippen ihre Schläfe entlang. »Und ich liebe ihre Augen, diesen Blick, wenn ich Sie verwirre. Deshalb behaupte ich, in das Stadium der Zuneigung eingetreten zu sein. Wenden wir nun ihre Hypothese von vorhin auf Sie an, um zu sehen, wohin uns das führt. Waren Sie schon einmal verheiratet?«
Seine Lippen waren unter ihrem Ohrläppchen, und Sybill hatte Schwierigkeiten, klar zu denken. »Nein. Nicht wirklich.«
Phillip unterbrach die Liebkosung, lehnte sich zurück und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Nein, oder doch nicht nein?«
»Ein impulsiver Entschluss, ein Irrtum. Die Ehe dauerte kein halbes Jahr. Sie zählt nicht.« In ihrem Kopf war Nebel, dachte Sybill und versuchte, von Phillip abzurücken, doch er holte sie sofort zurück.
»Sie waren verheiratet?«
»Nur der Form nach. Es war nicht …« Sie wandte den Kopf, um weiterzusprechen. Phillip holte sie ein, und Sybill fühlte seinen Mund auf ihrem, wie er drängte, bis sie weich und warm ihre Lippen öffnete.
Es war, als ob sie unter eine langsam heranrollende Welle geriet und in weiches, lichtdurchflutetes Wasser tauchte. Alles geriet ins Fließen. Eine Überraschung, dachte Sybill später, die sie bei diesem Verhaltensmuster nicht einkalkuliert hatte.
»Es war nicht von Bedeutung«, brachte sie den Satz zu Ende, während ihr Kopf zurücksank und seine Lippen weich über ihren Hals glitten.
»Okay.«
Phillip mochte Sybill überrascht haben, doch sie hatte das Gleiche bei ihm geschafft. Von ihrer plötzlichen und vollkommenen Kapitulation bis zu dem Augenblick, als sein Verlangen wild und aufwühlend an die Oberfläche schoss. Er musste Sybill berühren, seine Hände wollten ihren Körper umschließen und die hübschen weichen Kurven nachformen, die unter dem dünnen glatten Baumwollstoff ihrer Bluse zu ahnen waren.
Sein Verlangen wuchs, ihren Geschmack in sich aufzunehmen, mehr und tiefer, als sie die kleinen erschrockenen und entzückten Seufzer ausstieß. Phillip folgte dem Drang, berührte und küsste sie, und Sybill legte die Arme um seinen Hals. Mit den Fingern glitt sie durch sein Haar und schmiegte ihren Körper eng an seinen.
Phillip spürte ihr Herz, das im gleichen Takt wie sein eigenes schlug.
Als Sybill wahrnahm, wie Phillip an den Knöpfen ihrer Bluse nestelte, kroch Panik in die freudige Lust. »Nein.« Ihre Finger zitterten, als sie seine Hände festhielt. »Das geht zu schnell.« Sybill presste die Lider zusammen und versuchte krampfhaft, die Kontrolle zurückzugewinnen, ihre Vernunft und ihren klaren Kopf. »Es tut mir Leid. So schnell geht das bei mir nicht. Ich kann nicht.«
Es war nicht leicht, den Drang niederzukämpfen, einfach die Regeln zu missachten und Sybill auf das Schiffsdeck zu pressen, bis sie wieder willig und bereit war. Phillip schob die angespannten Finger unter Sybills Kinn und hob ihr Gesicht zu sich. Nein, leicht war es nicht, dachte er erneut, als er Lust und Abwehr zugleich in ihren Augen sah. Aber notwendig.
»In
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