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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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meines Vaters sie geliefert. Aber mit dem geschäftlichen Teil hatte ich nie zu tun.«
    »Das bedeutet nicht, dass du kein eigenes Unternehmen gründen kannst.« Anna nahm ein großes Stück Mozzarella aus dem Kühlschrank und begann ihn zu zerteilen. »Eine Menge Leute sind gern bereit, für einen guten und verlässlichen Haushaltsservice zu bezahlen. Sie haben keine Lust, ihre knappe Freizeit mit Saubermachen, Einkaufen, Kochen und Wäschesortieren zu verbringen. Traditionelle Rollenmuster verändern sich – was sagen Sie dazu, Sybill? Frauen können nicht jede freie Minute in der Küche stehen.«
    »Ich würde gern zustimmen, aber … sehen Sie sich selbst an.«
    Anna hielt bei ihrer Arbeit inne, blinzelte verwundert und lachte. Sybill fand, Anna sah eher aus wie eine Frau, die zum Klang von Violinen um ein Lagerfeuer tanzen sollte, statt in einer nach gutem Essen duftenden Küche gemütlich Käse zu reiben.
    »Sie haben vollkommen Recht.« Noch immer schmunzelnd schüttelte Anna den Kopf. »Ich stehe hier, während mein Mann vor dem Fernseher hockt und sich für nichts anderes als das Spiel interessiert. Aber so ist es hier oft sonntagabends. Mir macht das nichts aus. Ich koche gern.«
    »Wirklich?«
    Sybills zweifelnder Ton brachte Anna zum Lachen. »Ehrlich. Ich finde Kochen sehr befriedigend, nur nicht,
wenn ich gehetzt von der Arbeit heimkomme und sofort etwas auf den Tisch bringen muss. Deshalb wechseln wir uns ab. Montags gibt es die Reste von meinem Sonntagsessen. Dienstags quälen wir uns mit dem, was Cam zusammenbrutzelt, denn er ist ein fürchterlicher Koch. Mittwochs holen wir uns Fertiggerichte, donnerstags koche ich wieder, und freitags ist Phillip an der Reihe. Samstags nimmt sich jeder, was da ist. Das System ist gut, falls es funktioniert.«
    »Anna plant, dass Seth in einem Jahr den Mittwoch als Chefkoch übernimmt.«
    »In seinem Alter?«
    Anna schüttelte ihr Haar nach hinten. »In ein paar Wochen wird er elf. Als ich in seinem Alter war, konnte ich eine erstklassige Tomatensauce kochen. Die Zeit und die Mühe, die es kostet, ihm das Kochen beizubringen und ihn zu überzeugen, dass er immer noch ein Mann ist, auch wenn er eine Schürze trägt, lohnt sich am Ende. Und wenn ich seinen Ehrgeiz ausnutze, Cam auf einem Gebiet zu schlagen«, sagte Anna und gab die breiten Teigplatten für die Lasagne ins kochende Wasser, »bekomme ich einen Musterschüler.«
    »Die beiden verstehen sich nicht?«
    »Doch, sie kommen wunderbar miteinander aus.« Anna neigte den Kopf, als im Wohnzimmer ein Gemisch aus Schreien, Jubelrufen und Füßetrampeln losbrach. »Seth liebt nichts mehr, als seinen großen Bruder zu beeindrucken. Was natürlich bedeutet, dass sie sich dauernd streiten und aufeinander herumhacken.« Wieder lächelte Anna. »Ich nehme an, Sie haben keine Brüder?«
    »Nein. Ich habe keine.«
    »Schwestern?« wollte Grace wissen und fragte sich, warum Sybills Augen plötzlich so kühl schauten.
    »Eine.«
    »Ich wollte immer eine Schwester.« Grace lächelte zu Anna hinüber. »Nun habe ich eine bekommen.«
    »Grace und ich waren beide Einzelkinder.« Anna drückte Grace’ Schulter, als sie an ihr vorbeiging, um die Käsesorten zu mischen. Beim Anblick dieser selbstverständlichen intimen Geste spürte Sybill einen Stich, der sich anfühlte wie Eifersucht. »Da wir an die Quinns geraten sind, haben wir schnell gelernt, was eine große Familie ist. Lebt Ihre Schwester in New York?«
    »Nein.« Sybills Magen zog sich reflexartig zusammen. »Wir stehen uns nicht allzu nah. Entschuldigen Sie mich bitte.« Sie schob den Stuhl vom Tisch zurück. »Könnte ich das Badezimmer benutzen?«
    »Klar. Durch die Halle, erste Tür links.« Anna wartete, bis Sybill hinausgegangen war. Dann verzog sie den Mund und sah Grace an. »Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll.«
    »Sie scheint sich etwas unwohl zu fühlen.«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Wir werden wohl abwarten müssen, wie es weitergeht. Was meinst du?«
    In dem kleinen Gästebad in der Halle benetzte Sybill ihr Gesicht mit Wasser. Sie fühlte sich erhitzt, nervös, und ihr war ein wenig übel. Sie verstand diese Familie nicht, dachte sie. Die Quinns waren laut, gelegentlich grob, und stammten alle von unterschiedlichen Eltern ab. Trotzdem wirkten sie glücklich, es herrschte ein lockerer Umgangston, und sie gingen sehr liebevoll miteinander um.
    Als Sybill ihr Gesicht trockentupfte, begegneten ihr ihre Augen im Spiegel. Bei den Griffins zu

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