Hafen der Träume: Roman (German Edition)
zuckte mit den Schultern und ging zum Herd, um Wasser für frischen Kaffee aufzusetzen. »Sie haben sich von Anfang an gut vertragen. Aubrey betet Seth an. Natürlich schmeichelt das seinem Ego, und er geht wirklich nett mit ihr um.«
Phillip drehte sich um, als zwei Frauen in die Küche kamen. »Ah, da sind die Frauen, die mir entgangen sind, weil meine Brüder sie mir weggeschnappt haben. Anna, Grace, Dr. Sybill Griffin.«
»Er wollte doch nur, dass wir für ihn kochen«, erwiderte Anna lachend und streckte Sybill die Hand entgegen. »Nett, Sie kennen zu lernen. Ich habe ihre Bücher gelesen und finde sie brillant.«
Verblüfft durch die Bemerkung und den Anblick der überwältigend schönen und üppigen Anna Spinelli Quinn, hätte Sybill beinahe zu stammeln begonnen. »Danke. Ich bin froh, dass Sie mir den Überfall am Sonntagabend nicht übel nehmen.«
»Das ist kein Überfall. Wir sind hocherfreut.«
Und unglaublich neugierig, fügte Anna in Gedanken hinzu. In den sieben Monaten, die sie Phillip nun kannte, war Sybill die erste Frau, die er zum Essen am Sonntagabend nach Hause mitbrachte.
»Phillip, geh und sieh dir das Baseballspiel im Fernsehen an.« Anna scheuchte ihn mit der Hand zur Tür. »Grace, Sybill und ich kommen allein zurecht.«
»Sie ist sehr bestimmend«, warnte Phillip Sybill. »Schrei einfach, wenn du Hilfe brauchst. Ich komme dann und rette dich.« Bevor Sybill ausweichen konnte, küsste er sie fest auf den Mund. Dann verließ er sie.
Anna gab ein langes und interessiertes Brummen von sich. Dann erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. »Wir trinken Wein.«
Grace bot Sybill einen Stuhl an. »Phillip sagte, Sie würden eine Weile in St. Christopher bleiben und ein Buch über den Ort schreiben.«
»Etwas in der Richtung.« Sybill holte tief Luft. Die beiden waren Frauen, sonst nichts. Die eine brünett, dunkeläugig und lebhaft. Die andere kühl, hübsch und blond. Es gab keinen Grund, nervös zu sein. »Um genau zu sein, habe ich vor, ein Buch über die Kultur, Traditionen und das soziale Gefüge in Kleinstädten und ländlichen Gemeinden zu schreiben.«
»Hier an der Küste gibt es beides.«
»Ja, richtig. Sie und Ethan sind frisch verheiratet?«
Grace’ Lächeln wurde wärmer, und ihr Blick wanderte zu dem Goldreif an ihrem Finger. »Seit einem Monat.«
»Und Sie sind beide hier aufgewachsen?«
»Ich wurde hier geboren. Ethan kam mit ungefähr zwölf Jahren nach St. Chris.«
»Sind Sie auch aus der Gegend?« fragte sie Anna. In der Rolle der Interviewerin fühlte Sybill sich bereits wohler.
»Nein, ich stamme aus Pittsburgh. Ich bin nach Washington D.C. gezogen und hinunter nach Princess Ann. Ich bin im Jugendamt tätig als Sachbearbeiterin. Das ist einer der Gründe, warum ich Ihre Bücher so interessant finde.« Anna stellte ein Glas mit tiefrotem Wein vor Sybill.
»Ich weiß, Sie sind die Sachbearbeiterin in Seths Fall. Phillip hat mir ein paar Dinge über die gegenwärtige Situation erzählt.«
»Hmm«, war Annas einziger Kommentar. Dann wandte sie sich um und nahm eine Küchenschürze vom Haken. »Hat es Ihnen beim Segeln gefallen?«
Aha, dachte Sybill. Über Seth mit Außenstehenden zu reden war verboten. Sie nahm an, es war besser, sich vorerst zu fügen. »Ja, sehr. Besser, als ich erwartet hätte. Ich kann gar nicht verstehen, dass ich es vorher nie ausprobiert habe.«
»Ich war auch vor ein paar Monaten das erste Mal segeln.« Anna setzte einen riesigen Wassertopf zum Kochen auf den Herd. »Grace segelt schon ihr ganzes Leben.«
»Arbeiten Sie hier in St. Christopher?«
»Ja, ich mache in den Häusern anderer Leute sauber.«
»Einschließlich in diesem hier, dem lieben Gott sei Dank«, fügte Anna ein. »Ich sage Grace schon die ganze Zeit, sie soll eine Firma aufmachen. Profiputz oder so.« Als Grace lachte, schüttelte Anna den Kopf. »Ich meine es ernst. Es wäre ein toller Service, vor allem für berufstätige Frauen. Du könntest sogar in Firmen sauber machen. Wenn du zwei oder drei Leute von hier einstellst, sorgt allein die Mundpropaganda für genügend Aufträge.«
»Da denkst du weiter als ich. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Geschäft führt.«
»Natürlich hast du das. Deine Familie führt hier seit Generationen das Crab House .«
»Crab House ?« unterbrach Sybill.
»Krabben, frisch aus der Bay auf den Tisch«, sagte Grace und hob die Hand. »Wenn Sie während Ihres Aufenthaltes hier schon Krabben gegessen haben, hat die Firma
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