Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Hinweise erst vernichtet, nachdem völlig klar war, dass Kai nicht zurückkehren würde. Das wiederum bedeutet, dass Sie über seinen Tod Bescheid wussten und sogar über die näheren Umstände, denn Sie rechneten damit, dass die Polizei in einem Verbrechen ermitteln würde, und haben sich sorgfältig auf unseren Besuch vorbereitet.«
Vera lehnte sich zurück und sah Romy abwartend an. Ihr rechtes Augenlid zuckte.
»Sie ahnten, dass Kai etwas passiert war – bis hierher glaube ich Ihrer Darstellung. Aber was Sie brauchten, war Gewissheit, Frau Richardt«, bemerkte Romy eindringlich. »Sie wollten unbedingt wissen, was mit Kai geschehen war, um Ihre weitere Vorgehensweise darauf abzustimmen. Aber statt die Polizei von Ihren Mutmaßungen über seinen Aufenthaltsort in Kenntnis zu setzen, haben Sie sich selbst auf den Weg gemacht.«
Vera sah sie schweigend an.
»Sie wussten, wo sich seine Werkstatt befand – zumindest ungefähr –, und die Hinweise durch die Videoaufnahmen vervollständigten Ihr Bild«, spann die Kommissarin den Faden weiter. »In den frühen Morgenstunden zum Sonntag sind Sie nach Sassnitz gefahren – wahrscheinlich zusammen mit Christoph, das werden wir bald herausfinden – und haben dem ohnehin schon arg malträtierten und gefesselten Kai kurzerhand den Rest gegeben. Die Gelegenheit war einfach zu verlockend, diesen miesen Kerl, der ohnehin schon halbtot war, für immer loszuwerden, seine ganze schreckliche Vergangenheit gleich dazu, um dann frei zu sein für ein neues, unkompliziertes Leben mit Christoph. Anschließend haben Sie den Keller sorgfältig aufgeräumt, die Kamera entfernt und sich dann zu Hause um die Beseitigung sämtlicher Spuren und Videodateien gekümmert, um die schockierte Ehefrau spielen zu können, die über den tragischen Tod ihres Mannes informiert wird.« Romy hob die Hände. »Was sagen Sie dazu?«
»So war es nicht.«
»Wie war es dann?«
Es klopfte leise, und Kasper trat ein. Er legte den Bericht des rechtsmedizinischen Instituts auf den Tisch. Romy sah ihn gespannt an. Der gab den Blick nur kurz zurück und wandte sich dann an die Witwe.
»Frau Richardt, wir wissen jetzt mit großer Sicherheit,dass Sie am Tatort waren«, sagte er und sparte sich einleitende Worte. »Die Spuren, die wir in Gummihandschuhen, die vom Tatort stammen, und am Knebel Ihres Mannes gefunden haben, enthalten Substanzen einer Hautcreme, die Sie benutzen …«
»Wahrscheinlich nicht nur ich«, wandte Vera eilig ein, obwohl sie deutlich blasser geworden war.
»Es ist eine spezielle Creme, die man nicht in jedem Laden kaufen kann, und weitere Spuren werden gerade auf Ihr genetisches Profil hin analysiert«, erklärte Schneider ruhig. »Sie sollten aufhören zu leugnen und ein Geständnis ablegen, damit wir endlich alle Feierabend machen können.«
»Ich war es nicht«, wiederholte Vera. »Aber es stimmt, dass ich dort war …«
Romy schlug mit beiden Händen auf den Tisch. »Verdammt noch mal, die Masche geht mir aber langsam so richtig auf den Zeiger!«, brüllte sie. »Sie geben grundsätzlich nur das zu, was wir Ihnen ohnehin gerade unter die Nase reiben. Für wie blöd halten Sie uns eigentlich?«
Vera war heftig zurückgezuckt. »Es stimmt aber!«, verteidigte sie sich dann. »Ja, Sie haben recht: Ich bin nachts nach Sassnitz gefahren, so gegen dreiundzwanzig Uhr. Ich wusste ungefähr, wo sich die Werkstatt befand. Die Tür war nicht abgeschlossen, und ich habe Kai in dem Keller entdeckt. Ich dachte, er wäre tot und ...«
»Er war aber nicht tot«, wandte Kasper ein. »Er starb erst am frühen Morgen durch einen heftigen Schlag auf den Kopf.«
»Nicht von mir! Ich dachte, er wäre tot – ich habe ihm den Knebel abgemacht, und er atmete nicht mehr. Jedenfalls dachte ich das … Anschließend habe ich mich sofort an die Beseitigung der Spuren gemacht …«
»Der Keller, in dem Kai die Frauen gefangen hielt, war gar nicht so leicht zu finden«, gab Kasper zu bedenken.
»Ich weiß. Ich habe ihn gesucht. Er befand sich auf der anderen Seite der Treppe.«
Romy knirschte mit den Zähnen. »Woher wollen Sie denn gewusst haben, dass Ihr Mann einen anderen Raum nutzte als den, in dem Sie ihn vorfanden?«
»Die Videoaufnahme verschaffte mir zumindest einen ungefähren Eindruck von den Räumlichkeiten, und dort, wo Kai lag, sah es einfach anders aus. Außerdem gab es keine Kamera«, beharrte Vera Richardt. »Ich habe alles beseitigt, was auf Kais Verbrechen hinweisen könnte, und bin
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