Hafenmord - ein Rügen-Krimi
fünfeinhalb Jahre zugeschlagen hat, daran besteht kein Zweifel mehr!« Die Kommissarin atmete tief durch. »Sie sollten endlich aktiv mit uns zusammenarbeiten, statt Spuren zu verwischen und sich dumm zu stellen. Dass Sie genau das tun, erhärtet zudem den Verdacht gegen Sie – mit einem Liebhaber an Ihrer Seite erst recht.«
Vera drehte den Kopf und sah Romy wieder an.
»Frau Richardt, Sie haben längst entdeckt, was Kai verbrochen hat, und Sie dürften sich darüber im Klaren sein, dass wir daraus ein starkes Motiv ableiten. Welche Frau und Mutter will mit einem solchen Mann zusammenleben?«
»Wie sollte ich gewusst haben …?«
»Sie waren in seinem Arbeitszimmer.«
»Ja, und? Das ist nicht neu, und da war nichts Besonderes. Das sagte ich Ihnen schon.«
»Doch«, schaltete Kasper sich plötzlich ein. »Sie haben dort etwas Besonderes entdeckt, weil Ihr Mann davon ausging, dass sich niemand Zutritt zu seinem Zimmer verschaffen konnte. Er hatte seinen Schlüssel wie immer dabei …«
»Sie vergessen die Sache mit dem Zweitschlüssel. Darüber sprachen wir schon.«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte der Kommissar. »Aber der befand sich nicht im Keller, wo Sie jederzeit Zugriff gehabt hätten, sondern in seinem Schreibtisch.«
Vera starrte Schneider perplex an, während Romy dem Kollegen einen irritierten Blick zuwarf. Ich muss etwas Entscheidendes verpasst haben, dachte sie.
»Ihr Mann hat seinen neuen Laptop am Freitagabend eingerichtet«, fuhr Kasper ruhig fort. »Er hat ihn mit einer Webcam beziehungsweise IT-Überwachungskamera sowie einem Videoaufzeichnungs-Programm ausgestattet und wollte überprüfen, ob alles gut läuft.«
»Wie bitte? Was sollen diese Spekulationen?«
»Das sind keine Spekulationen, Frau Richardt. Sie sind am Samstag übers Dach auf den Balkon geklettert.«
Romy hatte Mühe, ihre Kinnlade festzuhalten. Da Vera Richardt ähnlich perplex war, achtete sie nicht auf die Kommissarin.
Schneider, du verblüffst mich immer wieder, dachte Romy und ließ die Frau nicht aus den Augen.
»Als Kai nicht nach Hause kam und Sie ihn auch nicht erreichen konnten, wollten Sie unbedingt die Gelegenheit nutzen und sich in seinem Zimmer umsehen«, fuhr Kasper in ruhigem Ton fort, als Vera Richardt nichts mehr erwiderte, sondern blicklos vor sich hin starrte. »Und Sie sind übers Dach geklettert, weil die Balkontür einen Spalt offen stand.«
Schneider sah sie abwartend an. »Was haben Sie vorgefunden?«
Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die Erstarrung abwerfen. »Ich habe …« Sie brach ab. »Woher …?«
Romy hörte im Hintergrund Schritte und ein leises Räuspern. Sie drehte sich um. Marko Buhl stand in der Tür. DerZeitpunkt war denkbar ungünstig, aber das konnte der Mann nicht wissen. Romy erhob sich und trat zu ihm.
»Nichts«, sagte er leise. »In dem Arbeitszimmer gibt es keinerlei Datenträger. Und die Jungs sind gründlich.«
»Ich weiß. Nehmt euch die anderen Zimmer vor. Auch Keller und Bad: Ich möchte, dass eine Probe von Veras Hautcreme untersucht wird, ein paar Haare zur Sicherheit auch. Vielleicht könnt ihr die Analysen sogar vorziehen.«
Buhl nickte, ohne eine Miene zu verziehen. »Denkbar. Ich gucke mir auch mal an, womit die hier so putzen …«
»Gute Idee, Kollege.«
Buhl zeigte seine Zähne, was wohl ein Lächeln darstellen sollte.
Romy ging an den Tisch zurück. Vera Richardt sah sie an. »Christoph hat nichts damit zu tun«, meinte sie plötzlich. Die Hilflosigkeit in ihrer Stimme war neu. »Gar nichts. Er weiß nur, dass meine Ehe … schwierig war.«
»Wie lange sind Sie schon ein Paar?«, fuhr Romy wieder mit der Befragung fort.
»Ein gutes halbes Jahr.«
»Wusste Kai davon?«
»Natürlich nicht!«
»Wie können Sie so sicher sein?«
»Er hätte mir eine andere Beziehung niemals zugetraut, und er war immer viel zu beschäftigt, um mitzukriegen, was mit mir los war.«
Durchaus denkbar, dachte Romy. Andererseits waren die beiden ein hohes Risiko eingegangen. Ein Mann wie Kai Richardt hätte sich niemals Hörner aufsetzen lassen, schon gar nicht von einem seiner Angestellten …
Plötzlich war Romy sicher, dass die beiden eine gute Gelegenheit ergriffen hatten, einen despotischen Gewalttäter zu beseitigen. Es hätte sogar klappen können.
Eine Weile blieb es still. Dann sah Romy Schneider an.»Wir sollten die Vernehmung in Bergen fortsetzen und auch Christoph Albrecht dazuholen.«
»Aber warum?«, wandte Vera erschrocken ein. »Ich
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