Hafenmord - ein Rügen-Krimi
geduldig. »Eine außereheliche Beziehung regt in diesem Zusammenhang zu unterschiedlichen Nachfragen an, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
Albrecht bemühte sich, ruhiger zu atmen. »Ja, aber … Naschön. Wir sind uns vor gut einem halben Jahr nähergekommen.«
Kasper nickte. »Es war klar, dass Ihr Chef niemals dahinterkommen durfte, oder?«
Christoph nickte sofort eifrig. »Niemals! Der hätte mich … Na ja, das wäre gar nicht gegangen.«
»Verstehe. Und wie haben Sie sich Ihre Zukunft vorgestellt?«
»Zukunft?«
»Ja – wie sollte es mit Ihnen als Paar weitergehen?«, präzisierte Schneider seine Frage. »Wollten Sie irgendwann doch mit Kai sprechen? Oder hofften Sie, dass er sich trennt? Oder sie ihn verlässt? Oder hatten Sie vor, die Affäre ausklingen zu lassen? Immerhin sind Sie ja einige Jahre jünger.«
»Das spielt überhaupt keine Rolle!«, empörte sich Albrecht. »Wir haben uns von Anfang an gut verstanden – in allen Bereichen. Aber wie es weitergehen sollte, war tatsächlich ein wunder Punkt, zumal Vera … Sie war nicht glücklich mit Kai, das war mir klar.«
»Was genau wussten Sie über die Ehe der beiden?«
Er zuckte die Achseln. »Kai hat immer sein Ding durchgezogen – ohne Rücksicht auf Vera.«
»Hat er sie geschlagen?«
Albrecht bekam Stielaugen. »Was? Aber nein … das hätte sie mir bestimmt gesagt.«
Da war Kasper sich nicht so sicher. »Was hätten Sie denn unternommen, wenn Vera sich Ihnen anvertraut hätte?«
Er schluckte und sah zur Seite, inzwischen gerade mal wieder blass statt hektisch rot im Gesicht.
»Ihm anständig die Meinung gesagt?«, blieb Schneider am Ball. »Vera aufgefordert, zu gehen und sich zu Ihnen zu bekennen?«
Christoph schüttelte den Kopf. »Sie hat von Anfang anbetont, dass ihre Ehe nicht meine Sache sei. Ich sollte mich da nicht einmischen. Alles zu seiner Zeit.«
Wie bequem. »Letztes Wochenende, Herr Albrecht – erzählen Sie mal, was Sie wann gemacht haben.«
Veras Liebhaber atmete tief durch. »Samstagmorgen war ich im Geschäft. Vera rief irgendwann an und fragte, ob Kai sich gemeldet hätte oder vorbeigekommen wäre. War er nicht«, gab Albrecht an. »Nachmittags hab ich mich mit einigen Freunden zum Motorradfahren getroffen.«
»Hat Frau Richardt sich noch mal mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Ja, sie meldete sich zwischendurch und berichtete mir, dass Kai immer noch nicht zurück sei und sie nun zur Polizei gehe.«
»Wie klang sie?«
»Irritiert, nervös. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen und war auch ein bisschen genervt«, erklärte Albrecht prompt. »Kai hat es selten für nötig gehalten, ihr zu sagen, wann er zurückkommt oder wo genau er hinfährt. Und manchmal hat er auch ein Spiel daraus gemacht.«
»Ein Spiel?«
»Ja, so eine Art Machtspiel. Sie sollte zum Beispiel das Essen um vierzehn Uhr auf dem Tisch haben. Er kam erst um sechzehn Uhr und regte sich dann auf, dass es kalt geworden war.«
»Und wie war Kai, wenn er sich aufregte?«
»Wütend natürlich. Irgendwie gemein.«
»Er beschimpfte seine Frau?«, mutmaßte Schneider.
»Kann schon sein.« Er rieb sich die Hände.
Kasper sah Albrecht nachdenklich an. »Noch einmal: Hat er seine Frau geschlagen und wussten Sie davon?«
»Ich befürchtete, dass ihm mal … die Hand ausrutschte«, gab Christoph zögernd zu.
Die Beschreibung klang wie die Rechtfertigung von gewalttätigenEltern, die behaupteten, der berühmte Klaps auf den Allerwertesten hätte noch niemandem geschadet. Dass die Kinder häufig grün und blau geprügelt waren, schienen sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Oder sie nahmen es wahr, und es ging nur ums Abwiegeln.
»Wie ging Ihre Wochenendplanung weiter?«, setzte Kasper das Verhör fort.
»Ich hätte Vera natürlich gern gesehen, aber sie befürchtete, dass Kai einfach vor der Tür stehen könnte. Sie hat sich dann verabredet, ich war mit meinen Kumpels einen trinken …«
»Das werden wir alles nachprüfen.«
»Können Sie.« Christoph nickte. Inzwischen wirkte er gefasster. »Sehr spät in der Nacht meldete sie sich dann doch noch mal und wollte mich sehen.«
Kasper runzelte die Stirn. »Mitten in der Nacht?«
»Sie konnte nicht schlafen und war davon überzeugt, dass etwas passiert sein könnte. Sie brauchte meine Unterstützung, meine Nähe – so sagte sie.«
»Sie sind zu ihr gefahren?«
»Ja – da war es schon vier Uhr früh.«
»Kai hätte immer noch überraschend auftauchen können«, gab Kasper zu
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