Hafenmord - ein Rügen-Krimi
konzentrieren uns zunächst auf die Witwe und postieren zwei Kollegen aus Putbus sicherheitshalber vor Albrechts Tür. Falls sich eine Situation ergibt, die dort schnelles Handeln erfordert, können wir sofort reagieren.«
Romy nickte zögernd. »Na gut. Fangen wir in Buschvitz an.«
»Außerdem sollten wir noch zwei unserer Kollegen mitnehmen«, meinte Kasper. »Die können wir unter Umständen auch zügig in Richardts Geschäft schicken. Und falls es personell ganz eng werden sollte, helfen uns die Sassnitzer – ist mit denen schon besprochen.«
Das klang durchdacht. Romy trank ihren Kaffee aus. »Alles klar.«
Fine sah zur Tür herein. »In zwanzig Minuten kriegen wir den Beschluss. Max bringt ihn gleich mit.«
Romy biss herzhaft in ein Brötchen. Sie sah Kasper von der Seite an. »Was ist? Tut es dir leid um die Witwe?«
Er zuckte die Achseln. »Wir werden sehen.«
Romy hob den Blick zur Decke, verkniff sich aber einen Kommentar.
Vera Richardt war völlig perplex, als sie die Tür öffnete und einer Schar von Polizeibeamten gegenüberstand. Sekundenlang bekam sie kein einziges Wort heraus.
»Frau Richardt, wir haben einen Durchsuchungsbeschluss«, sagte Romy leise und hielt ihr das richterliche Schreiben unaufgefordert unter die Nase.
»Wie bitte?« Die Witwe hielt sich an der Tür fest. »Warum …? Und was suchen Sie?«
»Die Aufnahmen, die Ihr Mann von seinen Opfern gemacht hat.«
Vera Richardt zuckte zusammen, fing sich aber schnell wieder. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Lassen Sie uns bitte herein? Ich bin sicher, dass die Kollegen etwas finden werden …«
Die Witwe schoss einen wütenden Blick auf Romy ab, die sich Mühe gab, gelassen darüber hinwegzusehen. »Wo sind Ihre Kinder?«
»In der Schule und im Kindergarten – wo sonst?«, giftete Vera Richardt zurück.
»Gut.«
Die Hausherrin zögerte noch kurz, gab dann jedoch die Tür frei, und die Beamten strömten ins Haus.
»Das Arbeitszimmer befindet sich im Dachgeschoss. Nehmt euch das als Erstes vor«, rief Romy hinterher. »Ihr wisst, wonach wir suchen.«
Marko Buhl ging mit langen Schritten kommentarlos voran und verteilte oben seine Leute.
Romy wandte sich um. »Wo können wir reden, Frau Richardt?«
»Was gibt es noch zu reden, Frau Kommissarin?«
Romy spürte, dass es in ihren Fingern kribbelte. Du hast eine verdammt große Klappe, dachte sie. »Möchten Sie das Gespräch lieber auf dem Kommissariat fortsetzen?«
Vera Richardt machte eine wegwerfende Handbewegung, wandte sich plötzlich ab und ging ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer. Romy und Kasper folgten ihr. Auf dem Esstisch stand noch das Frühstücksgeschirr. Sie stellte es auf ein Tablett, schob es achtlos beiseite und ließ sich schließlich auf einen Stuhl fallen.
Die Kommissarin setzte sich ihr gegenüber, Kasper bedeutete zwei Kollegen, im Augenblick nicht im Wohnzimmer zu suchen, und nahm neben Romy Platz, nachdem erein Aufnahmegerät angeschlossen und eingeschaltet hatte. Vera Richardt verzog keine Miene, aber ihre Augen verfolgten Kaspers Vorbereitungen.
»Wir können das ganze Prozedere beträchtlich abkürzen, wenn Sie uns sagen, wo die Videodateien sind«, sagte Romy schließlich und legte ihren Hefter bereit.
»Und ich kann mich nur wiederholen. Falls es irgendwelche Videos geben sollte, habe ich keine Ahnung, wo sie sich befinden.«
»Vielleicht stimmt das sogar – zumindest teilweise«, überlegte Romy mit nachdenklicher Miene. »Weil Sie die Dateien gelöscht haben.«
»Aha. Das wird ja immer mysteriöser. Sie tauchen hier am frühen Morgen mit einem ganzen Bus voller Polizisten auf, weil ich Videos gelöscht haben soll?« Die Witwe verzog das Gesicht. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
Sie fühlt sich ziemlich sicher, überlegte Romy. »Doch, das ist mein voller Ernst. Sie haben die Videos auf dem Laptop Ihres Mannes gelöscht und die Festplatte komplett neu formatiert, um keinerlei Spuren zu hinterlassen.«
»Tatsächlich? Sie trauen mir ja eine Menge zu.«
»Damit liegen Sie völlig richtig.«
»Mein Mann hat sich einen neuen …«
»Ich weiß, er hat sich einen neuen Laptop gekauft, mit dem er sich am Wochenende beschäftigen wollte«, fiel Romy ihr ins Wort. »Das haben Sie nun häufig genug betont – das erste Mal bereits am Sonntagabend, kurz nachdem wir Ihnen die schreckliche Nachricht von seinem gewaltsamen Tod überbracht hatten. Es war Ihnen auffallend wichtig, uns diese Information zügig unterzujubeln. Wo
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