Hafenmord - ein Rügen-Krimi
bedenken.
»Stimmt. Besonders wohl war mir, ehrlich gesagt, auch nicht in meiner Haut, aber Vera war so fertig, dass ich schließlich nachgab. Am Sonntagvormittag, als sie die Kinder von ihren Eltern abgeholt hat, bin ich nach Hause gefahren.«
Schneider starrte ihn eine Weile schweigend an. »Ich hoffe, man hat Sie in Buschvitz gesehen.«
»Ich hab mich darum bemüht, nicht aufzufallen.«
Kasper schüttelte den Kopf.
»Was ist denn dagegen einzuwenden?«
»Herr Albrecht, Kai Richardt war ein ziemlich mieser Typ«, hob Schneider an. »Wie mies genau, wird bald in derZeitung nachzulesen sein. Der Bursche hat Frauen entführt, gequält und sogar getötet, und Ihre Freundin Vera, seine Frau, wusste davon. Seit wann genau, werden wir bald erfahren.«
Christoph starrte ihn mit offenem Mund an und begann nun wieder, seine Gesichtsfarbe zu wechseln.
»An jenem Samstag befand sich Kai Richardt in einer ziemlich hilflosen Situation«, setzte Schneider seinen Bericht fort. »Zur Abwechslung hatte man mal ihn entführt und sehr übel zugerichtet. Davon wusste Vera, oder besser ausgedrückt: Sie hat es zufällig erfahren.«
»Das ist alles nicht wahr, oder?«
»Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt – wir ermitteln seit Tagen rund um die Uhr und haben eine Menge unerfreulicher Dinge zutage gefördert«, erwiderte Kasper barsch. »Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass es im Moment ganz danach aussieht, als hätten Sie beide sich Kai Richardts endgültig entledigt?«
»Ich bringe doch keinen um!«
»Bei einem Typen wie Kai Richardt kann man schon mal die Nerven verlieren«, hielt Schneider dagegen. »Und wenn Sie was zu sagen haben, dann sagen Sie es bitte jetzt. Falls Sie Sonntag früh in dem Schuppen waren und Richardt eins über den Schädel gezogen haben, gibt es Spuren, und die sind gesichert und werden mit Ihrer DNA verglichen.«
»Ich war in keinem Schuppen!«
»Na bestens. Wir nehmen jetzt Ihre Fingerabdrücke und überprüfen Ihre Angaben. Währenddessen können Sie in aller Ruhe über Ihre Aussage nachdenken.«
Schneider fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, als Albrecht abgeführt worden war. Der Kerl hat nicht so viel Mumm, dass er mir hier die Hucke voll lügt, dachte er. Dann stand er auf und ging nach nebenan zu Romy und Max.
»Ich muss noch mal nach Buschvitz«, erklärte er. »Christoph behauptet, bei Vera gewesen zu sein – am frühen Sonntagmorgen. Um sie zu trösten, zu beruhigen …«
Romy verdrehte die Augen. »Mir kommen die Tränen. Die beiden geben sich also gegenseitig ein Alibi. Das ist ja mal was ganz Neues. Wahrscheinlich sind sie gemeinsam losgezogen, um Kai zu erledigen.«
»Wir können nicht ausschließen, dass er die Wahrheit sagt … Außerdem wäre es nicht besonders schlau gewesen, mit dem Motorrad durch die Gegend zu fahren und mitten in der Nacht in Buschvitz aufzukreuzen, wenn die beiden einen dementsprechenden Plan gehabt hätten. Das macht man doch anders. Ich frage lieber noch mal in der Nachbarschaft nach.«
»Ja, tu das. Ach, übrigens«, Romy wies auf einen Stapel ausgedruckter Seiten, »Kai Richardt wurde im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Lilly Arnold in Lübeck auch befragt. Weißt du, wer ihm Alibis verschafft hat?«
»Nein.«
»Jürgen Dreyer und Hinz Posall.«
Kasper atmete laut aus. »So schließt sich also der Kreis. Ich will eine ganze Woche frei, wenn wir hiermit durch sind.«
Erna Thile konnte ihm diesmal nicht weiterhelfen. Sie hätte einen gesunden Schlaf, versicherte sie ihm strahlend – Kasper spürte, dass sie sich freute, ihn wiederzusehen.
»Aber fragen Sie mal weiter vorne an der Straße den alten Gustav«, riet sie ihm eifrig. »Der hat häufig Schlafstörungen und kriegt mit, wenn hier nachts viel Unruhe ist. Sagen Sie, dass der Tipp von mir kommt. Dann kriegen Sie eine vernünftige Antwort.«
Gustav Munk hatte tatsächlich in der Nacht unruhig geschlafen und schließlich den Fernseher eingeschaltet. DasNachtprogramm sei noch öder als das Tagesprogramm gewesen, beschwerte er sich mit grimmiger Miene. Darum sei er auf den Balkon gegangen und habe eine geraucht oder auch zwei, fuhr Munk fort. Ja, ein Motorrad sei irgendwann durchgefahren – sehr frühmorgens. Weitere Fahrzeuge habe er nicht gesehen oder gehört.
Das konnte – wie so oft – alles Mögliche bedeuten, dachte Kasper, bedankte sich aber artig für die freundliche Auskunft.
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Die Seniorenresidenz verdiente diese Bezeichnung. Auf einer weitläufigen,
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