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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Xari , hab ich mir gesagt, horch Xari, des ist ein kluger Mann, der Präsident. Und dann habe ich zusammen mit dem Loisl begonnen Dienstleister zu werden.«
    Er fasste sich an den Bauch und verzog das Gesicht. »Na, heut ist zu viel Stress, zu viel Stress heut.«
    *
    Kimmel hatte lange mit den Autoverleihern telefoniert. Zuerst kämpfte er sich durch die kryptischen Listen der Sprechautomaten, deren Roboterstimmen sich um seine Ungeduld nicht scherten. Brav drückte er die erforderlichen Zifferntasten, nur um anschließend Loungemusik zu hören, die ihn narrisch machte. Letztlich war er von der Unkompliziertheit überrascht, der er begegnete, als er endlich mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hatte. Eine Sachbearbeiterin hatte ihm versprochen sofort zurückzurufen. Er ging ein paar Schritte durchs Büro und vermisste Hundle. Als das Telefon tutete, machte er eine schnelle Drehung, um an den Hörer zu kommen – ein mächtiger stechender Schmerz stoppte ihn zwei Meter vor dem Schreibtisch. Wie festgenagelt stand er da. Die Hüfte. Es ging weder vorwärts noch rückwärts und zur Seite schon gar nicht. Sofort trat ihm Schweiß auf die Stirn, und das Telefon tutete weiter die eintönige Melodie. Er hatte sich nicht vorstellen können, einmal in einer so dämlichen Stellung in seinem Büro verharren zu müssen. In seiner rechten Hüfte fühlte es sich an, als wäre dort Sand eingestreut.
    Wie hatte ihm der Doktor gesagt? Einen rechten Steinbruch hätte er da beisammen. Er ächzte laut beim Versuch den Bürostuhl als Stütze zu erreichen. Immer noch läutete das Telefon. Endlich bekamen seine Fingerspitzen den Stuhl zu fassen und er zog ihn langsam zu sich her. Ein erstes Glücksgefühl verleitete ihn dazu, das Gewicht auf die Lehne zu verlagern. Ein tragischer Fehler, denn der Stuhl war entwickelt worden auf Druck mit Bewegungen zu reagieren, was er nun tat. Er schnellte mit einem eleganten Schwenk beiseite und ließ Kimmels Oberkörper einigermaßen weich auf der Sitzfläche aufprallen. Diese Zwischenstation dämpfte den Aufschlag auf dem Boden. Er hörte ein lautes Krachen, das auch der Teppich, den ihm Robert Funk vermacht hatte, nicht wesentlich dämpfte. Ein echter Perser! Das hatte der festgenommene Händler auch noch in Untersuchungshaft behauptet. Nach seiner Haftentlassung hatte er sich nie wieder blicken lassen, um diese Wertanlage, von denen weitere vierundvierzig Kopien in seinem Transporter gefunden wurden, abzuholen. Zum Verstauben im Asservatenspeicher war er zu schade, und um Kimmel den harten Dielenboden zu ersparen, allemal recht. Er lag am Boden und war von dem wirren Gedanken geplagt, jemand hätte das Malheur beobachten können. Mühsam rappelte er sich auf. Die Hüfte ließ sich nunmehr schmerzfrei bewegen. Vorsichtig richtete er sich am Schreibtisch auf, stützte sich mit der linken Faust auf der Arbeitsplatte auf und nahm endlich den Hörer ab, um das Tuten zu beenden. Eine nette Frauenstimme begrüßte ihn.
    Als er das Telefonat beendet hatte, wählte er sofort eine andere Telefonnummer und innerhalb der folgenden Stunde war ein Termin in den Hessing-Kliniken in Augsburg vereinbart. Noch vor den Feiertagen, so versprach es ihm die Ärztin, würde er wieder wie ein Junges laufen. Wie ein Junges , hatte sie gesagt.

    Endlich kam Robert Funk zurück. Kimmel stand im Büro und wartete, bis er Hut, Mantel und Schal sorgfältig beiseitegelegt hatte und mit einem Stöhnen in den bequemen Sessel sank.
    »Und?«, fragte Kimmel und setzte sich auf dem antiken Stoffstuhl vor dem Schreibtisch nieder.
    Robert Funk berichtete: »Dieser Drohst, das war wirklich ein komischer Kerl.«
    *
    Kurz nachdem Gommi das Landeskriminalamt verlassen hatte, passierte eine dun kle Limousine die Zufahrt, rollte langsam zum Innenhof. Im harten Licht der Scheinwerfer stiegen zwei Männer aus. Der Fahrer blieb sitzen.
    Xari kam des Weges und grüßte die Unbekannten mit einem herzlichen »Grüß Gott«. Die Erwiderung blieb aus. Sie sahen ihn nicht einmal an.
    Ärgerlich fixierte er das Kennzeichen und schimpfte halblaut über die Stoffel. Es interessierte ihn, was die hier wollten. Er verlangsamte seine Schritte und beobachtete durch die weiten Fensterscheiben der Kriminaltechnik, wie die zwei geradewegs auf Wuzlers Büro zusteuerten. Das ließ seine Neugier wachsen und er verzichtete vorerst auf die Kantine. Die Sammelbüchse für die Sternstunden hatte er zufällig dabei, was einen guten Grund für einen Besuch bei Wuzler

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