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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Bewegung, dachte er: das untrügliche Zeichen, im LKA zu sein.
    Er wurde bereits erwartet. Xari, der Kollege, mit dem er telefoniert hatte, wies ihn an, vor einem Außenaufzug zu parken. Die Begrüßung war herzlich. Hundle wurde aus dem Fahrzeuginnern entlassen und sah sich skeptisch im Innenhof um, begleitet von den lobenden Kommentaren Xaris über den schönen Hund. Und wo der doch gar keinen Stammbaum nicht hat, betonte er mehrfach. Es war kaum zu glauben.
    Nachdem er einen zufriedenen Blick in den Laderaum geworfen hatte, wurde Gommi zuallererst zu einem Kaffee genötigt, nachdem der ein Mittagessen ausgeschlagen hatte. Etwas, was Xari überhaupt nicht verstehen konnte. Unterstützt wurde er in seinem Unverständnis von Loisl, seinem Kollegen, der inzwischen dazugekommen war und die Ladung auf Vollständigkeit prüfte.
    Ein bleicher Mann mit schlohweißen Haaren schlich mit gekrümmten Rücken vorbei. Die beiden grüßten ihn mit verhaltener Stimme und ehrfurchtsvoll.
    Halblaut raunte Xari: »Unser Chef.«
    Erich Gommert sah der Gestalt, die den Gruß routiniert und auf seltsame Weise mitfühlend erwidert hatte, ehrfurchtsvoll nach und verfolgte, wie sie unter der Last eines verantwortungsvollen Dienstpostens und einer viel schwerer wiegenden Planstelle langsam im Innenhof des LKA verschwand.
    Erich Gommert wollte zwar schnellstmöglich seine Notebooks losbekommen, doch Xari meinte, alles ginge schneller vonstatten, wenn man die erforderlichen Schritte zuvor in Ruhe bespräche. Gommi wies Hundle an, wieder im Auto Platz zu nehmen, weil er ihn nicht durch die Sicherheitsschleuse plagen wollte. Dann wurde er durch ein Labyrinth an Gängen geführt, bis sie den Raum endlich erreichten.
    Xari hatte Gommis fragenden Blick mitbekommen und sagte erklärend: »Technikbereich … geheim.«
    Drinnen war der Tisch gedeckt, es roch vertraut nach Kaffee. Ein großer Kühlschrank fiel zuerst ins Auge, dann ein übergroßes Cerankochfeld, das in einen alten Werkstatttisch eingearbeitet war. Der Backofen war abgesetzt auf Brusthöhe in ein Metallregal eingepasst. Darüber und darunter hingen Geräte, an denen viele LEDs blinkten.
    Ihm wurde ein Platz zugewiesen und mit stillem Ernst holten Xari und Loisl Brot, Käse, Schinken, Wurst, eingelegtes Italienisches, Zwiebeln, Tomaten, gekochte Eier, Fisch in Öl sowie in Tomatensoße und zuletzt einige Stück Kuchen hervor. Ein schön geheimer Technikraum.
    Im Nu war der Tisch mit einer gewaltigen Brotzeit befüllt. Xari begann mit dem Schinken. Mit der Ernsthaftigkeit eines Arbeiters vertilgte er das Schinkenbrot, richtete eine Wurstsemmel her, zu der es eingelegte Artischocken gab. Das Öl lief ihm immer wieder an den Mundwinkeln herab.
    Loisl hatte zuerst dem Käse den Vorzug gegeben, war dann zum geräucherten Fisch gewechselt und richtete gerade zwei gekochte Eier her.
    Erich Gommert trank seinen Kaffee und wartete.
    Xari aß und redete derweil, was zeitweise schwierig für ihn und unverständlich für die anderen war. »Für Mitte der Woche melden sie noch kälter. Da schaut’s dann schlecht aus, mit Schnee, wenn’s denn gar so kalt bleibt. Schnee mag Wärme, und dabei wollen alle doch weiße Weihnacht, gell. Die Erwachsenen noch mehra wie die Kinderle, ha.«
    »Ja, des ist schlecht mit Schnee«, kommentierte Loisl ohne Emotionen, womit das Thema auch schon beendet war, weil alles gesagt war.
    »Und ihr in Lindau habt wieder einen Toten?«, fragte Xari, während er vom Bergkäse herunterschnitt.
    »Ja. Im Hafenbecken ertrunken und am Steg festgefroren. Furchtbar. Ganz ein sakrischer Fall«, bestätigte Erich Gommert.
    Xari nickte. »Des ist eine grausige Welt, eine grausige Welt, sag ich euch. Und des im Advent, ja wer macht denn so was, he? Wenn des Wasser so kalt auch noch ist, ha. Habt’s ihr noch gar kein Eis da unten? Aber na ja, kommt sicher noch, wenn’s so bleibt. Na ihr werdet’s den Lumpen schon kriegen.« Er holte ein Schnupftuch aus der weiten Tasche der Kordhose, kaute heftig und wischte sich Hände und Mund ab. Dann stand er auf und ging ans Telefon, drückte energisch vier Zifferntasten und wartete. Sein Gesicht zeigte Freude und er sprach laut, als am anderen Ende abgehoben wurde: »Ja, da schau her. Ich hab ja schon gedacht, es ist gar nicht fein von mir so kurz vor der Mittagszeit anzurufen, aber weißt du … wir haben einen Kollegen da mit einem schwierigen Fall ha, aber … na ja … weil wir grad so schön beeinand sind noch schnell eine andere Frage

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