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Hahn im Korb.

Hahn im Korb.

Titel: Hahn im Korb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Vito fest.
      »Was kümmert dich das!« rief Pasquale. »Das ganze Dorf weiß es. Doch das ist unwichtig. Wichtig ist nur, den Grund dafür zu erfahren.«
      »Wem sagst du das«, gestand Vito ihm, »ich zerbreche mir selbst den Kopf.«
      »Ich kenne dich wie meine eigene Westentasche«, sagte Pasquale weiter, »und ich an deiner Stelle wäre sofort zu Peppi monacu, dem Einsiedler, gegangen, um mit ihm zu reden.«
      »Red doch keinen Scheiß! Was hat Peppi monacu damit zu tun? Seitdem er aus dem Knast ist, war er kein einziges Mal bei ihr!«
      »Das behauptest du. Ich beispielsweise habe neulich nachts mit eigenen Augen gesehen, wie Peppi aus Giovanninas Haus kam.«
      »Ist ja gut. Selbst wenn er manchmal zu Giovannina geht, die ja immerhin noch seine Frau ist, bedeutet das noch lange nicht, daß ihm jetzt mit einem Schlag das Ehrgefühl zu Kopf gestiegen ist und er anfängt, in der Gegend herumzuballern.«
      »Und ich sage dir, daß die beiden wieder miteinander angebändelt haben. Was weißt du denn von den plötzlichen Geistesblitzen, die einen duldsamen Hahnrei durchzucken können? Eines Tages, wenn ihn die Hörner mehr als sonst jucken, macht er sich einfach auf und schießt.«
    »Und fällt auf den Arsch«, sagte Vito.
    »Denk daran, daß er zehn Jahre im Knast war, weil er mit dem Revolver herumgeballert hat. Ich würde ihm schon mal einen Besuch abstatten, ich bitte dich«, drängte Pasquale weiter.
      »Ist ja gut, ich gehe hin«, sagte Vito und verabschiedete sich. Auch wenn die Sache ihn nicht überzeugte, hatte er nichts zu verlieren, wenn er Pasquales Rat befolgte. Er war bereits zur Witwe Tripepi gegangen, also konnte er auch noch zu Peppi monacu, dem Einsiedler, gehen.
    »Wie Christus«, sagte er sich, »von Pontius zu Pilatus.«

    »Aus Ihrem Rapport und dem des Amtsarztes, der die Autopsie durchgeführt hat«, sagte Bartolini, »geht hervor, daß sich Mirabile eine ganze Weile gegen seine Angreifer, mindestens zwei, zur Wehr gesetzt hat, bis sie ihn schließlich überwältigt und erledigt haben. Danach haben sie seine Leiche verschnürt, in den Sack gesteckt und weggeschafft. Mit anderen Worten: Es ist auszuschließen, daß er an der Stelle getötet worden ist, an der er gefunden wurde.«
    »Völlig auszuschließen«, meinte Corbo.
      »Gut. Anschließend haben sie ihn auf dem Feld dieses Bauern liegenlassen, wie heißt er noch gleich …« Er suchte in den Unterlagen nach dessen Namen.
      »Argento. Salvatore Argento«, sagte Corbo und konnte vor Nervosität wegen der pingeligen Fragerei des Capitanos kaum noch an sich halten.
      »Das ist unwichtig. Hier haben sie ihm den Zettel ans Hemd geheftet und die Schuhe auf die Brust gestellt. Jetzt ist die Schwierigkeit, herauszukriegen, wo sie ihn umgebracht haben.«
    Wenn ich's wüßte, dachte Corbo, dann wären wir beide jetzt nicht hier und würden uns den Mund fusselig reden und das Essen anbrennen lassen, doch er beschränkte sich darauf zu sagen: »O ja, das ist ein schönes Problem.«
      »Aber«, begann der Capitano erneut, »sehr weit weg von hier werden sie ihn nicht kaltgemacht haben. Es ist doch etwas gewagt, mit einer blutigen Leiche in der Gegend herumzulaufen, finden Sie nicht auch?«
      In Turin vielleicht, ja, dachte Corbo, doch dieses Mal sagte er nichts.
      Nach dieser Frage zeigte sich Bartolini plötzlich nicht mehr an den Papieren interessiert, er schob sie mit dem Arm beiseite, lehnte sich gemütlich an die Stuhllehne und beobachtete den Maresciallo.
      »Ich wäre sehr froh«, sagte er, »wenn Sie mir Ihre persönliche Sicht der Dinge darlegen würden. Nichts Offizielles natürlich, das ist klar, ein paar vertrauliche Worte unter Freunden.«
      »Zu Diensten«, sagte Corbo mit Nachdruck, der in Sachen Freundschaft immer sehr bedachtsam vorging.
      »Genauere Anhaltspunkte habe ich keine, ich könnte höchstens, einfach nur so, um Ihnen überhaupt etwas zu sagen …«

»Hören wir trotzdem«, ermutigte der Capitano ihn.
      »Der Kollege aus Raccusa hat mir ein Phonogramm geschickt – das haben Sie auch gesehen –, in dem er mir mitteilt, daß dieser Mirabile sich seit einiger Zeit kaum mehr im Dorf blicken ließ. Alle hier glaubten, daß er ein Einwohner von Raccusa war, denn das erzählte er Hinz und Kunz. Also ist klar, daß …«
    »Der wohnte schon seit drei Jahren nicht mehr in Raccusa«, unterbrach Bartolini ihn, »er hatte sich bei einem Orangengroßhändler in der Nähe von

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