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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Lichtenstein persönlich geöffnet.«
    »Und wo
ist der Schlüssel?«
    »Herr
Lichtenstein trägt ihn am Bund mit anderen Schlüsseln immer bei sich.«
    »Na,
dann wissen wir wenigstens, wie die Täter aus dem Haus herausgekommen sind«, sagte
Beck. »Fragt sich nur, woher sie ihre profunde Ortskenntnis hatten.«
    Anton
Schick wurde blaß. »Sie wollen doch nicht etwa behaupten...«
    »Ich
behaupte gar nichts, Schick! Bis auf die Tatsache, daß die Mörder sich offenbar
ziemlich gut auskannten. Kommen Sie mit, und sagen Sie mir, was geraubt wurde.«
    »Dazu
bin ich nicht verpflichtet.«
    »Ach?«
    »Ihre
Angaben würden uns sehr helfen, Herr Schick«, sagte Richard.
    »Gut.
Ich gehe aber nur mit Ihnen, Herr Kommissar.«
      »Was stehen Sie dumm rum?« blaffte Beck die
Schutzleute an.   Durchsuchen Sie die
Lagerräume! Und melden Sie mir auf der   Stelle jedes verdammte Staubkorn, das schief in der Luft liegt!«
    »Verzeihen
Sie bitte, aber wir sollten vorher noch in den Ofen im Kontor schauen, Herr
Kommissar«, sagte der junge Polizeidiener. »Vielleicht haben die Mörder etwas
hineingeworfen, das...«
    «...
längst zu Asche verbrannt ist, Sie Witzbold!«
    »Es
gibt Dinge, die verbrennen nicht.«
    Beck
lief rot an. »Sie haben den Auftrag, das Lager zu durchsuchen! Und sonst
nichts, kapiert?«
    »Ja,
Herr Kommissar«, antwortete der Junge kleinlaut.
    Eine
Stunde war vergangen, als Richard und Anton Schick ihren Rundgang beendeten.
Außer dem Geld aus dem Kassenschrank fehlte Lichtensteins Taschenuhr samt
Kette, ein goldenes Medaillon und eine Brustnadel aus Gelbgold. Geschäftspapiere
waren nach Schicks Meinung nicht gestohlen worden.
    Als
Richard den Auslaufer entließ, war Kommissar Beck damit beschäftigt, die Lagerräume
vermessen und skizzieren zu lassen. Richards Anweisung, Beamte zur Photographie
anzufordern, konterte Beck, Polizeirat Franck halte diesen Aufwand nicht für
nötig, sofern eine maßstabsgerechte Zeichnung angefertigt werde.
    Richard
atmete durch und bat Beck ins Kontor. Er schloß die Tür.
    »Wollen
Sie mir eine Unterweisung zur Tatortaufnahme geben?« fragte Beck grinsend.
    »Es ist
an der Zeit, daß ich einige Dinge klarstelle«, sagte Richard. »Erstens: Mir
ist bekannt, daß Sie sich nicht um eine Zusammenarbeit mit mir gerissen haben.
Zweitens sind Sie lange genug Beamter, daß ich mir einen Vortrag über
Hierarchieebenen sparen kann. Drittens steht mir als dem Älteren die Ermittlungsführung
zu. Ich lege Wert darauf, daß Sie das respektieren.«
    Beck verzog
das Gesicht. »Oh, Verzeihung, Herr Biddling! Wie die meisten Beamten im
Präsidium ging ich davon aus, daß Sie derlei Dingen keine große Bedeutung
beimessen.«
    Richard
erwiderte nichts darauf. Er wußte, daß sein kollegialer Umgang mit Wachtmeister
Braun ihm weder bei der Führung noch unter den anderen Kommissaren Sympathien
eingebracht hatte. Genauso wie Polizeidiener gegenüber Schutzmännern den Mund
zu halten und zu gehorchen hatten, mußten das Schutzmänner gegenüber
Wachtmeistern tun, Wachtmeister gegenüber Kommissaren und Kommissare gegenüber
Räten. Alles andere roch nach Aufruhr.
    Beck
sah zum Kassenschrank. »Sie gestatten mir hoffentlich die Bemerkung, daß es
mich überrascht, daß die Familie Könitz bei einem Klavierhändler anschreiben
läßt.«
    »Das
geht Sie nichts an.« Richard verwünschte seine Ehrlichkeit. Hätte er bloß den
Kontrakt aus dem Ordner genommen!
    »Keine
Sorge, Herr Kollege. Ich werde die Dinge mit der nötigen Diskretion
behandeln.«
    Richard
packte Lichtensteins Kundenkartei und Notizkalender ein. »Nichts anderes
erwarte ich von Ihnen, Herr Beck.«
    Beck
deutete auf die Kartei. »Ob auch unser abberufener Polizeipräsident Freiherr
von Müffling sein Piano bei Lichtenstein geordert hat? Oder Oberbürgermeister
Adickes? Sie sollten sie bei Gelegenheit fragen.«
    »Sicher«,
erwiderte Richard. »Und beim Dessert erzähle ich dem designierten
Polizeipräsidenten, wie außerordentlich fruchtbar sich unsere Zusammenarbeit
gestaltet.«
    Der
Blick, den Beck ihm zuwarf, war mit verächtlich milde beschrieben. Daß Richard
eine Frau über seinem Stand geheiratet hatte, war der zweite Grund, warum er
bei seinen Kollegen nicht allzu beliebt war. Niemand sprach offen darüber,
aber ein einfacher Kommissar, der Mitglied einer Familie war, die den Polizeipräsidenten
und den Oberbürgermeister zum Sonntagskaffee einlud, erweckte bei den einen
Neid, bei den anderen Mißtrauen, auch wenn die

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