Hahn, Nikola
erfahren, wer Sie sind?«
»Meine
Name ist Ernesto Consolo. Ich komme von Italia und habe heute abend eine
Concerto grosso.«
Richard
erinnerte sich, entsprechende Plakate gesehen zu haben. »Ich werde Sie zuerst
befragen, Herr Consolo. Die anderen Herren warten bitte so lange draußen.
Schutzmann Heinz?«
»Ja?«
»Melden
Sie sich bei Kommissar Beck. Er benötigt Beamte für die Durchsuchung. Über Ihre
Beobachtungen beim Eintreffen am Tatort fertigen Sie bitte eine Niederschrift
und übermitteln sie umgehend ans Polizeipräsidium, Dritte Abteilung.«
Heinz
nickte und verließ das Zimmer; die anderen Männer, bis auf Consolo, folgten.
Richard sah, daß Neander nur mühsam gehen konnte.
»Ich
besuche immer Herr Lichtenstein, wenn ich komme von Lugano nach Francoforte«,
sagte Ernesto Consolo. »Heute mittag habe ich telephonisch gesprochen mit ihm
von Frankfurter Hof. Herr Lichtenstein hat gesagt, er zeigt mir eine schöne
Bechsteinflügel. Aber wenn ich komme, Herr Lichtenstein ist nicht da.«
Richard
holte ein Buch und einen Bleistift aus seinem Mantel und machte sich Notizen.
»Wann waren Sie im Geschäft?«
»Weiß
ich nicht. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut.«
»War jemand
im Haus, als Sie kamen?«
»Si.
Zwei Herren warten auf die Treppe. Später kommt noch Herr Schick.«
»Der
Angestellte von Herrn Lichtenstein.«
Consolo
nickte.
»Haben
die beiden Männer etwas zu Ihnen gesagt?«
»Sie
fragen, ob ich mit Herr Lichtenstein arbeite. Ich sage no, gehe rein und sehe
überall Papier. Dann bin ich gleich wieder gegangen.«
»Wer
hat Lichtenstein gefunden?«
»Eine
von die Herren, ich glaube, der Name ist Cöster.
»Herr
Cöster und Herr Neander waren die beiden Männer, die Sie im Treppenhaus sahen?«
»Si.«
Richard
klappte sein Buch zu. »Danke, Herr Consolo. Das war's fürs erste. Wie lange
werden Sie in Frankfurt bleiben?«
»Ich
fahre mit dem Zug zurück Sonntagmittag.«
»Wenn
ich noch Fragen an Sie habe, melde ich mich in Ihrem Hotel. Bitte schicken Sie
mir Herrn Cöster herein.«
»Si,
Commissario.« Er gab Richard die Hand. »Ich hoffe, Sie finden Mörder schnell.«
»Ja«,
sagte Richard. »Das hoffe ich auch.«
»Ich
kann es nicht fassen!« Cöster drehte seinen Zylinder in den Händen. »Ein gemeiner
Meuchelmörder wütet ungestört in unserer Stadt! Am hellichten Mittag!«
»Bitte
nehmen Sie Platz«, sagte Richard. »Sagen Sie mir, wer Sie sind. Und danach,
welche Beobachtungen Sie im Zusammenhang mit der Sache gemacht haben.«
Der
Mann legte seinen Hut auf den Tisch und setzte sich. »Carl Wilhelm Cöster,
Inhaber der Weingroßhandlung Steuernagel in der Großen Bockenheimer Gasse, im
Hause des Malepartus-Restaurants. Ich war heute von elf bis etwa Viertel nach
zwölf in den Adlerfahrradwerken und fuhr von da mit einem Automobil nach dem
Opernplatz. Darauf ging ich in das Klavierlager von Andreae auf dem Steinweg,
um ein Instrument zu besichtigen. Bald danach ging ich zum selben Zweck in das
Lager von Lichtenstein. Es war genau Viertel vor eins auf dem Uhrtürmchen, als
ich das Haus betrat. Ich ging durch die unverschlossene Tür ins Geschäftslokal
und, da sich niemand zeigte, weiter bis an den Gang zum Lager. Trotz meines
wiederholten Räusperns kam niemand. Ich konnte ein mißtrauisches Gefühl nicht
unterdrücken und ging wieder nach dem Eingang zu.«
»Was,
bitte, meinen Sie mit >mißtrauisches Gefühl«
Cöster
zuckte die Schultern. »Die Tür stand offen, und niemand war da. Das ist
ungewöhnlich, oder? Ich blieb einen Augenblick auf dem Treppenpodest stehen,
und dann kam ein Mann aus dem oberen Stockwerk die Treppe herab. Wie ich jetzt
weiß, war es Herr Neander. Ich fragte ihn, ob er der Inhaber des
Pianofortegeschäfts sei.«
»Sie
kannten Lichtenstein gar nicht?«
»Nein. Herr
Neander sagte, daß er oben im Haus wohnt. Unterdessen kam ein Mann die Treppe
herauf, es war dies Herr Ernesto Consolo aus Lugano. Herr Consolo ist Pianist
und gibt heute abend in Frankfurt ein Konzert.«
»Das
ist mir bekannt«, sagte Richard. »Wer hat den Toten gefunden?«
»Ich.
Herr Consolo meinte, Herr Lichtenstein müsse da sein, er habe telephonisch mit
ihm gesprochen. Wir gingen dann zu dritt, also Herr Consolo, Herr Neander und
ich, hinein und fanden im Kontor alle Schubfächer offen, Briefe und Akten umherliegen.
Die Art, wie diese Papiere ausgebreitet waren, verriet eine gewisse Routine
und Planmäßigkeit. Man mußte sofort erkennen, daß hier ein Einbruch
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