Hahn, Nikola
einzustellen.«
»Gab es
einen Grund für diesen Rat?«
Anton
Schick schüttelte den Kopf. »Ich dachte nur, daß es zu zweit sicherer wäre.
Warum bin ich bloß nicht hiergeblieben?
Er wäre
bestimmt noch am Leben, wenn ich...«Er konnte nicht weitersprechen.
Richard
hatte Mitleid mit dem alten Mann. Er steckte sein Buch und den Stift weg. »Die
restlichen Fragen haben Zeit bis morgen, Herr Schick. Darf ich Sie bitten, mich
noch einmal in die Geschäftsräume zu begleiten?«
Der
junge Posten an der Tür war von einem Schutzmann abgelöst worden. Polizeirat
Franck verabschiedete sich gerade von Dr. Popp.
»Konnten
die Zeugen irgendwelche Angaben zu den Tätern machen?« fragte Franck.
»Nein«,
sagte Richard. »Aber wir haben Aussagen zum zeitlichen Ablauf.« Er sah den
Auslauf er an. »Herr Schick verließ die Geschäftsräume um zwölf Uhr. Kurz zuvor
hat ein zweiter Zeuge mit Herrn Lichtenstein telephonisch gesprochen. Gegen
halb eins hörte ein dritter einen Schrei, und als ein vierter um Viertel vor
eins ins Haus kam, war Lichtenstein bereits tot.«
»Gut.
Das hilft uns bei der Alibiüberprüfung. Ich habe soeben Nachricht erhalten,
daß am Centralbahnhof zwei Personen festgenommen wurden.«
»Ist
Staatsanwalt von Reden noch da?« fragte Richard.
Franck
verneinte und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Richard winkte Dr. Popp
beiseite. »Haben Sie sich die Spur im Kontor angesehen?«
Dr.
Popp nickte. »Das Abdruckbild ist in der Tat ungewöhnlich. Von der Form und
Größe her könnte es sich um den Absatz eines Frauenschuhs handeln.«
Richard
starrte ihn entgeistert an. »Sie wollen damit doch nicht etwa andeuten, daß Sie
eine Frau für fähig halten, eine solche Tat zu begehen?«
»Alleine
sicherlich nicht. Aber vielleicht spielte sie den Lockvogel und half beim
Suchen nach Beute?«
Richard
sah die schrecklich zugerichtete Leiche vor sich. »Es fällt mir schwer, das zu
glauben.«
»Es
spricht noch eine zweite Spur dafür, daß eine Frau am
Tatort
war«, sagte Dr. Popp. »Am Hemdkragen des Toten befindet sich ein blutiger
Fingerabdruck, der aufgrund seiner Beschaffenheit mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit von einer weiblichen Person stammt.« Er deutete in den
Flur. »Bei einer ersten Nachschau haben wir einige Gegenstände gefunden, von denen
nicht sicher ist, ob sie dem Toten oder den Tätern gehören. Kommissar Beck hat
sie ausgelegt. Vielleicht kann uns Lichtensteins Angestellter weiterhelfen.«
Richard
nickte.
Dr.
Popp sah zu Anton Schick, der mit gesenktem Kopf neben dem Schutzmann stand.
»Halten Sie es für möglich, daß er etwas damit zu tun hat?«
»Von
meinem Gefühl her nicht. Aber ich habe es oft genug erlebt, daß der erste
Eindruck täuschen kann.«
Als Dr.
Popp gegangen war, bat Richard den Auslaufer, sich die sichergestellten
Gegenstände anzusehen: ein Zwicker in einem braunen Etui, ein silberner
amerikanischer Bleistift, ein runder Manschettenknopf, das Portemonnaie und die
Brieftasche aus dem Kontor sowie der Uhrenkompaß und der Schlüssel, die neben
dem Toten gelegen hatten.
»Alle
diese Dinge gehören... Ich meine natürlich, sie gehörten Herrn Lichtenstein«,
sagte Anton Schick leise. »Bis auf den Manschettenknopf.«
Richard
nahm den Knopf. Er war aus Perlmutt gefertigt, hatte etwa die Größe eines
Markstücks und die übliche Federmechanik. Auf der Oberseite waren ein Hufeisen
und vier Sternchen eingeprägt. »Sind Sie sicher?«
»Ja.
Herr Lichtenstein trug keine Perlmuttknöpfe.«
Richard
zeigte auf den Schlüssel. »Können Sie sagen, wofür der ist?«
»Nein.«
»Aber
er gehörte Lichtenstein?«
»Ich
meine, ja. Ganz genau weiß ich es allerdings nicht.«
Kommissar
Beck kam mit mehreren Beamten, darunter Schutzmann Heinz und der junge
Polizeidiener, aus dem Kontor. Er musterte Anton Schick. »Lichtensteins Laufbursche, stimmt's?«
»Ich
war der persönliche Diener von Herrn Lichtenstein!« sagte der alte Mann.
Beck
grinste. »Das läuft ja wohl auf dasselbe hinaus.«
»Der
Manschettenknopf stammt nicht von dem Toten«, sagte Richard.
»Ich
habe ihn unter dem Schreibtisch im Kontor gefunden«, sagte der junge
Polizeidiener.
»Sie
hat keiner gefragt.« Beck sah Anton Schick an. »Wie oft benutzen Sie den
Hinterausgang?« . »Bitte?«
»Rede
ich russisch? Der Ausgang vom Lager zur Pfandhausgasse! Wann haben Sie ihn
zuletzt benutzt?«
»Gar
nicht. Die Tür ist versperrt und wird nur bei Anlieferung oder Abholung von
Instrumenten von Herrn
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