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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Esszimmer abgeräumt hatten, warf Bernd einen Blick durch das Fenster hinaus auf die Sponheimer Straße. Van Gogh war ihnen in die Küche gefolgt. Nun ließ er sich vor der Spülmaschine nieder und döste.
    Nachdenklich betrachtete Kaltenbach das alte Haus seines Onkels. In der Scheibe sah er sein Gesicht im Spiegel. Nun trat Bettina neben ihn. Sie musterte ihn neugierig von der Seite, dann deutete sie auf das Haus, das Kaltenbachs Onkel gehört hatte.
    „Fehlt es dir?“
    „Es ist ein komisches Gefühl, das Haus zu sehen, wo ich als Kind meine Ferien verbracht habe“, erwiderte er, ohne den Blick abzuwenden. „Jahrelang hat sich dort die Familie getroffen und gefeiert. Und nun bin ich der Letzte aus dieser Sippe, und das Haus gehört mir nicht mehr.“ Nun drehte er sich zu ihr um. Ihre Gesichter waren sich ganz nah, und sie blickte ihm tief in die Augen.
    „Schon komisch, man sieht das Haus, hat aber keinen Schlüssel mehr und darf nicht mehr hineingehen. Es ist wie die Kulisse eines Films, die Assoziationen und Erinnerungen hervorruft. Ich habe keine Ahnung, wie es jetzt hinter den Mauern aussieht.“ Er seufzte. „Und beim Anblick der ollen Hütte werde ich mir im Klaren darüber, dass ich mich eigentlich sehr einsam fühlen müsste.“
    „Tust du das denn nicht?“
    „Nein“, sagte er schnell und schüttelte den Kopf. Ruckartig wandte er sich vom Fenster ab. „Es ist spät geworden, und ich habe noch einen langen Ritt in den schönen Westerwald vor mir.“
    „Du kannst hier übernachten, wenn du magst“, schlug Bettina ihm ein wenig zu schnell vor. „Ich meine, es ist Platz genug im Haus. Kannst das Gästezimmer haben. Das Bett ist sogar frisch bezogen.“
    „Das ist schön.“ Er lächelte und schüttelte den Kopf. Sekundenlang schien die Luft zwischen ihnen zu knistern. Dann streckte er die Hand aus und strich ihr zart durch das Gesicht. Sie schloss die Augen und schien die sanfte Berührung für immer konservieren zu wollen. Als sie die Augen öffnete, war er ernst geworden.
    „Es wäre nicht gut, wenn ich hierbleibe“, sagte er dann und machte Anstalten zu gehen. Sie folgte ihm aus der Küche. „Ich werde zu Hause noch ein wenig arbeiten und recherchieren. Und morgen bin ich wieder hier. Und dann bringen wir Licht ins Dunkel.“
    „Und ich kann dich nicht überreden?“, fragte sie und schenkte ihm einen verführerischen Blick. Ihre Stimme klang heiser.
    „Keinesfalls“, lächelte er.
    „Wie du meinst.“ Sie wirkte enttäuscht, war aber bemüht, sich das nicht anmerken zu lassen. So brachte sie ihn zur Tür. Es war ein lauer Abend, und die Dämmerung zog aus dem Alten Tal hinauf ins Oberdorf.
    „Dank dir für das Abendessen“, sagte er und zog sie an sich, um sie herzhaft zu drücken. Dann ließ er sie schnell los, fast so, als hätte er sich die Finger an ihrer Nähe verbrannt. Sie begleitete ihn zu seiner Maschine und sah ihm schweigend dabei zu, wie er sich am Koffer zu schaffen machte, um den Helm aufzusetzen. Er zog den Reißverschluss der Lederjacke zu und stieg auf den Bock.
    „Bist wohl immer noch ein Rocker“, murmelte sie mit einem sehnsüchtigen Lächeln.
    „Manche Dinge ändern sich eben nie“, erwiderte er und grinste breit unter dem Visier. Er betätigte den Starter der Honda CBX. Der Motor erwachte sofort, und Kaltenbach klappte die Maschine vom Ständer. Erschüttert stellte er fest, dass etwas nicht stimmte. Der Hinterreifen war platt.
    „Scheiße“, brummte er und schaltete den Motor ab, um die Honda wieder aufzubocken.
    „Sag mal, hast du ’nen Platten?“, fragte Bettina überflüssigerweise.
    „Nein, der Reifen atmet nur gerade aus“, erwiderte Kaltenbach bissig. So würde er nicht nach Hause kommen. „Und, sollte das deine nächste Frage sein: Nein, bei einem Motorrad gibt es leider kein Ersatzrad, das jahrelang im Kofferraum schläft und auf seinen Einsatz wartet.“
    Als er sich zu Bettina umblickte, sah er, wie sie hoffnungsvoll lächelte. Doch er hatte keine Lust auf eine komplizierte Beziehung. Auf ihr Angebot, doch hier zu übernachten, wollte er nicht eingehen. Und wenn er die Honda selber reparieren musste.
    „Willst du meinen Wagen haben?“, fragte sie ihn völlig überraschend. In der Hand hielt sie einen Autoschlüssel.
    „Wie jetzt?“ Er runzelte die Stirn.
    „Nimm den alten Polo mit, ich brauche ihn nicht. Zum Büro gehe ich morgen zu Fuß, und du kannst abhauen, ohne auf den Pannendienst zu warten.“
    Bernd zögerte. Er überlegte,

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