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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zusehends.
    Bettina kam es vor, als würde sie das Leben in Sachen Liebe nur aus der zweiten Reihe mitverfolgen, ohne aktiv daran teilzuhaben. Sie erwischte sich dabei, in Gedanken die Männer aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld auf ihre Verfügbarkeit abzufragen. Diejenigen, die noch nicht vergeben waren, konnte sie sich beim besten Willen nicht als Traumprinzen vorstellen. Also würde sie vorerst Single bleiben. Den Mut, eines Tages doch noch ihren persönlichen Mr. Right kennenzulernen, hatte sie noch nicht verloren.
    Inzwischen war sie gut vorangekommen. Nachdem sie die Ortschaften Reil und Burg passiert hatte, führte sie ihr Weg nach Pünderich. Als passionierte Mountainbikerin beherrschte sie den runden Tritt und konnte sich darüber freuen, dass sich ihr Kreislauf nach den ersten Kilometern bereits wieder normalisiert hatte. Links glänzte der Fluss im Licht der untergehenden Sonne, und die Weinberge auf dem gegenüberliegenden Ufer schienen rot zu glühen. Die üppigen Rebstöcke setzten farbig-grüne Akzente in der wildromantischen Landschaft.
    An dieser Stelle führte der gut ausgebaute Weg direkt am Moselufer entlang. Der unbefestigte Rand war teils von dichten Sträuchern bewachsen, deren Zweige bis ins Wasser reichten. Der Fähranleger von Pünderich kam in Sicht. Etwas am Ufer irritierte sie. Bettina drosselte das Tempo und warf einen Blick nach links. Sie stockte, als sie ein Boot im Wasser dümpeln sah und bremste das Rad ab. Eine Person lag in verrenkter Haltung in der kleinen Nussschale, ein Arm hing über den Rumpf in den Fluss und trieb leblos auf der Wasseroberfläche.
    Bettinas Atem ging rasselnd; sie musste dem Mann im Boot zu Hilfe eilen; vermutlich war er ohnmächtig geworden oder hatte einen Herzinfarkt erlitten. Die groben Reifen radierten über den Asphalt des Weges, dann stand das Mountainbike. Das kleine Ruderboot hatte sich in den Büschen am Ufer verfangen, und Bettina konnte aus der Entfernung nicht sehen, ob es dort befestigt war. Bettina sprang vom Rad und ließ es achtlos in das Gebüsch fallen. Sie bahnte sich eilig einen Weg durch das Dickicht und ignorierte den Schmerz, als ihre nackten Beine sich in den Stacheln der Brombeerbüsche verfingen. Als sie die Blätter einer Brennnessel streifte, zerdrückte sie einen Fluch auf den Lippen, dann hatte sie das Ufer erreicht.
    „Oh mein Gott“, stieß sie hervor, als sie den Mann im Boot erreicht hatte. Er war groß und schlank, trug leichte Schuhe zur verblichenen Jeans. Das T-Shirt war zerfetzt, als wäre der Mann in einen Kugelhagel geraten. Sein Körper war von zahlreichen blutenden Wunden übersät. Auch das Gesicht wies unzählige rote Punkte aus, die wie die Pickel eines unter schwerer Akne leidenden Teenagers wirkten. Die Augen des Mannes standen offen und räumten die letzten Zweifel aus, dass er bereits tot war. Eine Fliege krabbelte über die blutleeren Lippen. Das Schlimmste war für Bettina jedoch, dass sie den Toten im Boot gut kannte. Bei ihm handelte es sich um Wilfried Gerber, den Ortsbürgermeister von Enkirch und somit um ihren Vorgesetzten.
    Mit zitternden Fingern zog Bettina das Handy aus der Tasche ihres Shirts und wählte die Nummer des Polizeinotrufs.

ZWEI
    „Urlaub?“ Günter Prangenberg blickte Bernd Kaltenbach an, als hätte der ihm in seiner Eigenschaft als Chefredakteur des Rhein Wied Express soeben das Unwort des Jahres vorgeschlagen.
    Kaltenbach stand mit verschränkten Armen mitten im Raum und musterte seinen Brötchengeber sichtlich amüsiert. Das hellblaue Hemd, das sich über Prangenbergs üppigen Bauch spannte, war von Kaffeeflecken besudelt. Schon am frühen Morgen war es heiß und stickig im Büro. Prangenberg hatte den Knoten seiner Krawatte gelockert und den oberen Hemdsknopf geöffnet. Seine wachsamen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Er führte den Kugelschreiber, mit dem er eben noch gespielt hatte, nachdenklich zu den Lippen, ohne seinen Reporter aus den Augen zu lassen. Stille war im Chefbüro eingekehrt.
    Kaltenbach musterte seinen Vorgesetzten schweigend mit einer Mischung aus Mitleid und Wut.
    „Du stellst ernsthaft einen Urlaubsantrag, Kaltenbach?“ Prangenbergs feistes Gesicht nahm eine tiefrote Farbe an, und Kaltenbach glaubte ein nervöses Zucken in seinem linken Augenwinkel zu erkennen. Sein Vorgesetzter erinnerte ihn an das hektische Vieh aus Ice Age, das ständig um seine Eichel bangte. Er fragte sich, wie das komische Geschöpf hieß.
    „Du stellst dich an, als

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