HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
aufmerksam zu und machte sich einige Notizen, während sie gebannt an Kaltenbachs Lippen hing.
„So“, sagte sie schließlich. „Und diese Beatrice Manderscheid lebt nun auf deinem Bauernhof und hat meine Stelle eingenommen?“
„Sabine – bitte“, fuhr Kaltenbach genervt auf. „Das ist fast zwanzig Jahre her. Und sie ist nicht meine Partnerin oder gar meine Freundin, wenn dich das beruhigt.“
„Aber du hast mit ihr gevögelt.“
„Mein Gott, bist du vulgär“, entrüstete sich Kaltenbach.
„Das habe ich von dir gelernt.“ Nun musste sie lächeln. „Also gut, ich gebe es zu: Das tut schon weh, und ich hatte mir schon fast ein wenig Hoffnung darauf gemacht, dass wir wieder zusammenkommen.“
„Wir sind gute Freunde“, brummte Kaltenbach. „Und dabei sollten wir es auch lassen.“
„Wie du meinst“, erwiderte sie schnippisch.
Manchmal verstand er Sabines Stimmungsschwankungen einfach nicht, und er erinnerte sich daran, dass ihn das schon früher verwirrt hatte.
„Aber dass du ausgerechnet die Witwe eines meiner Mandanten in die Kiste schleppst…“ Sie war offenbar wirklich entrüstet.
„Es hat sich halt ergeben, und ich möchte nicht mit dir über mein Liebesleben philosophieren.“
„Liebesleben?“ Sabine lachte auf. „Du lebst deine Triebe aus, nicht mehr und nicht weniger.“
„Sabine, bitte!“ Kaltenbach hatte keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion. Er sprang auf und wanderte ruhelos durch das lichtdurchflutete Büro. Am Fenster blieb er stehen und blickte hinunter auf die Altstadt. Ein bunt gekleideter Reiseführer bugsierte eine Truppe Japaner durch die engen Gassen. Er sprach englisch zu ihnen, die Touristen fotografierten die historischen Fassaden der umliegenden Häuser, dann zog der Pulk weiter. Wahrscheinlich hatten sie heute noch die Loreley und Schloss Neuschwanstein auf dem Plan.
„Ich bin hergekommen, weil ich mir erhoffe, von dir einen wichtigen Hinweis zu bekommen. Du musst mir ein paar Dinge erklären, um der Polizei den richtigen Wink zu geben. Udo ist schon jetzt überfordert, zudem muss er sich mit einem Hauptkommissar Caspari auseinandersetzen, der zum Lachen in den Keller geht und…“
„Moment“, ging Sabine dazwischen. „Sagtest du, dass Caspari die Ermittlungen leitet?“
„Ja.“
„Er ist ein Arschloch.“
„Oh, ich sehe, du kennst ihn“, freute sich Bernd. Er spürte, dass er auf dem richtigen Weg war.
„Allerdings kenne ich ihn. Er hat mich damals befragt, nachdem man Rudolf Manderscheid im Bach gefunden hat.“
„Hat er dein Büro durchsuchen lassen?“
„Und meine Privatwohnung in Ehrenbreitstein auch“, nickte sie.
„Du hast von den alten Aufzeichnungen gesprochen“, erinnerte Kaltenbach sie. „Die Gutachten, in denen bestätigt wird, dass sich im Wasser des Ahringsbaches krebserregende Stoffe befinden. Wo sind die Papiere?“
„Beschlagnahmt“, murmelte Sabine. „Caspari hat sie mitgenommen. Was dann aus den Aufzeichnungen wurde, weiß ich nicht. Gegen die Polizeibehörden komme ich auch nicht an, Bernd. Aber ich war sicher, dass die Gutachten etwas in Gang setzen würden, nachdem sie ausgewertet sind. Und da habe ich mich nicht getäuscht.“
„Ich kapier das gerade nicht ganz.“ Kaltenbach massierte sich den Nasenrücken.
„Die Gutachten haben dokumentiert, dass die krebserregenden Stoffe tatsächlich vom Hahn kamen. Irgendetwas mit einem bestimmten Baumaterial stand da drinnen.“ Nun blickte sie Kaltenbach mit betroffener Miene an. „Ich bin auch kein Fachmann und kenne mich mit den Bezeichnungen dieser Materialien nicht aus. Nur so viel: Ein Kollege von dir hat die Kiste an die große Glocke gehängt und eine Story daraus gemacht, mit der er sich wohl eine goldene Nase verdient hat. Der Trierische Volksfreund und die Rhein-Zeitung haben damals mehrfach groß über den Umweltskandal berichtet. Sag mal, ist das wirklich an dir vorübergegangen?“
„Nein, ich erinnere mich“, murmelte Kaltenbach zerknirscht. Es musste die Zeit gewesen sein, als er in Berlin gearbeitet hatte.
„Auf Druck der Medien und der Öffentlichkeit wurde am Hahn ein großes Regenauffangbecken errichtet, das verhindern sollte, dass belastetes Abwasser in den Bach gelangt, der Enkirch als Trinkwasserversorgung dient.“
„Aber?“
„Nichts aber. Die Sache war offiziell damit erledigt.“ Sabine kehrte die Handflächen nach oben.
„Ist sie eben nicht“, widersprach Kaltenbach und schüttelte den Kopf. „Du steckst in der
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