Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
zwei Jahren jewese sein.“
    „Schön. Und wie ist er so, als Chef?“
    Römer blickte sich um. Als er sicher war, nicht beobachtet oder gar belauscht zu werden, winkte er ab. „Er ist wichtig. Hat den Laden übernommen, war vorher der Speichellecker vom Alten. Wahrscheinlich hat er in seiner Zeit als Angestellter genug Kohle zur Seite schaffen können, um das Geschäft zu übernehmen. Und jetzt macht er auf wichtig, der Baädseecher.“
    „Der was?“
    „Bettnässer, der elende.“ Römer grinste schief.
    „Wie muss ich mir das vorstellen?“ Udos Neugier war erwacht.
    „Wie wohl? Er ist einer dieser jungen Typen im Anzug und Sportwagen. Der alte Manderscheid hingegen …“ Der Arbeiter schob die wulstige Unterlippe vor, was wohl eine anerkennende Miene sein sollte. „Er hat den Betrieb gegründet. Damals, in den Sechzigerjahren. Hat mit einem Bagger und ’nem gebrauchten Kipper angefangen. Und als die Leut’ im Hunsrück ihre Häuschen gebaut haben, hat er sie mit den Steinen beliefert. Der alte Manderscheid war ein Fuchs. Er war Geschäftsann und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Er war sich nicht zu schade, mal die Ärmel hochzukrempeln, wenn Not am Mann war. Und er ist bis zum Schluss selber Laster gefahren, wenn mal ein Fahrer krank wurde und es viel Arbeit gab.“
    „Und das macht der Bärmann nicht?“
    „Können‘s vergessen“, erwiderte der Mann und strich sich über den dicken Bauch. „Der hat noch nie auf dem Bock gesessen, geschweige denn einen Lkw-Führerschein. Das ist einer von den aalglatten Jung-Managern, die nur am Computer hocken und Aufträge rund um die Uhr mit dem Handy annehmen können. Aber Ahnung vom G’schäft hat der nicht.“
    „Und dann hat Manderscheid ihn so lange als seine rechte Hand beschäftigt?“
    „Herr off – er hat ihm den Bürokram abgenommen, das war Manderscheid sowieso nur lästig. Die haben sich wunderbar ergänzt.“
    „Und seit dem Tod von Rudolf Manderscheid herrscht Bärmann alleine hier?“
    „Er herrscht, das haben Sie gut ausgedrückt. Er kommandiert uns rum, ist kein Chef, sondern ein Sklaventreiber.“ Der Arbeiter strich sich nachdenklich über das unrasierte Kinn. „Aber sicher sind Sie nicht hier, um uns zu den Arbeitsbedingungen bei Manderscheid zu befragen. Weiß nicht, ob er Se empfangen tut, an einem Freidisch.“
    „Er wird mich empfangen“, war Udo sicher. „Auch an einem Freitag. Da ist er bestimmt besonders gut gelaunt, weil das Wochenende vor der Tür steht.“ Grinsend erkundigte er sich nach dem Weg zum Büro des Geschäftsführers.
    Während Römer wieder auf den Bagger kletterte und den Diesel startete, begab sich Udo zur Wellblechhütte, in der die Büros des Betriebes untergebracht waren. Hier stand die Hitze auf den Gängen. In einem der Büros wurde telefoniert – in einem derart moselfränkischen Dialekt, dass Udo nur die Hälfte des Gespräches verstand. Er ging der Stimme nach und fand sich in einem fast quadratischen Raum wieder. Hinter einem Schreibtisch saß ein Mittdreißiger zurückgelehnt und trommelte nervös auf der Tischplatte herum. Als er den Besucher erblickte, murmelte er ein kurzes, aber hochdeutsches „ich ruf dich gleich zurück“ in den Hörer und legte auf.
    Udo hatte keinen Zweifel, dass es sich um Paul Bärmann handelte. Sein Gegenüber trug eine dunkle Bundfaltenhose und ein blütenweißes Hemd, das aber über dem Bauch spannte. In Anbetracht der sommerlichen Temperaturen und der stickigen Luft im Büro hatte er die Ärmel hochgekrempelt. Auch der Knoten der dezent gemusterten Krawatte war gelockert. Bärmanns dunkle Haare waren frisch gegelt, und eine feine Duftwolke nach teurem Rasierwasser umgab den Geschäftsführer der Baustoff-Spedition wie eine unsichtbare Glocke.
    „Was kann ich für Sie tun?“ Bärmanns Lächeln wirkte gekünstelt, oberflächlich. Obwohl er die strahlend weißen und wahrscheinlich frisch gebleechten Zähne zeigte, lachten seine braunen Augen nicht.
    Anstatt einer Antwort präsentierte Udo ihm die Dienstmarke. „Hauptkommissar Reuschenbach, Kripo Koblenz“, sagte er freundlich, aber distanziert. „Ich habe ein paar Fragen an Sie.“
    „Ist für Enkirch nicht Trier zuständig?“
    „Sie scheinen sich auszukennen.“ Udo zog sich einen Stuhl heran und setzte sich unaufgefordert. „Haben Sie öfters mit der Polizei zu tun?“
    Das Lächeln in Bärmanns Gesicht war wie weggewischt. „Nein – wie kommen Sie darauf?“
    „Sie kennen unsere

Weitere Kostenlose Bücher