HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Zuständigkeitsbereiche.“
„Ein Freund von mir ist Polizist – Ralf Caspari, vielleicht kennen Sie ihn?“
Als Bärmann den Namen Caspari nannte, zuckte Udo unmerklich zusammen.
Jetzt bloß keine Schwäche zeigen, mahnte er sich. Vielleicht bildete er sich das ein, aber Udo deutete Bärmanns Grinsen als überheblich.
„Flüchtig“, nickte er und schlug die Beine übereinander. „Ich ermittele in einem Tötungsdelikt, das sich gestern in Kastellaun ereignet hat. Das fällt in meinen Zuständigkeitsbereich, wie Sie dann bestimmt auch wissen.“ Nun versuchte Udo, überheblich zu klingen. Seine Worte hatten ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt, denn sekundenlang zuckte es im braun gebrannten Gesicht des Jung-Managers.
„Kastellaun“, sagte er gedehnt, dann zog er die gezupften Augenbrauen zu einem Strich zusammen. „Und dann führt Sie Ihr Weg zu unserem Betrieb?“
Als Udo schwieg, fuhr Bärmann fort: „An einen Zufall wage ich in diesem Zusammenhang nicht zu glauben.“
„Dann wissen Sie, warum ich hier bin?“
„Sie werden es mir sicher gleich sagen.“ Paul Bärmann erhob sich ruckartig. „Kaffee?“
„Danke nein, nicht bei diesen Temperaturen.“
Bärmann zuckte die Schultern, während er sich an einer Kaffeepad-Maschine, die auf einem Sideboard stand, zu schaffen machte. „Für ein kühles Bier ist es noch zu früh, fürchte ich.“
„Aber ein Wasser nehme ich gern.“ Udo erwiderte das Grinsen seines Gastgebers und legte Wert darauf, arrogant zu erscheinen. Eine Eigenart, die er nicht sonderlich gut beherrschte, wie er sich eingestehen musste.
„Wie Sie mögen, Herr …“
„Reuschenbach, Kriminalhauptkommissar“, half Udo ihm auf die Sprünge, obwohl er bezweifelte, dass Bärmann ein Kurzzeitgedächtnis hatte.
Er will dich provozieren, dachte er voller Groll und gab sich Mühe, freundlich zu bleiben. „Immer noch“, fügte er dann hinzu.
Die nächste Minute verlief schweigend, dann kehrte Bärmann mit einer Tasse dampfendem Kaffee und einer kleinen Flasche Mineralwasser, die er aus dem Kühlschrank in der Ecke des Büros genommen hatte, zum Schreibtisch zurück. Nachdem er Udo die kleine Flasche geöffnet und mit den Worten „ein Glas habe ich leider nicht“ überreichte, verschanzte er sich wieder hinter dem Schreibtisch.
An seinem Fenster rollte ein Bagger vorüber. Römer schien die Arbeit wieder aufgenommen zu haben, und prompt fiel Udo ein, dass er den Wagen entgegen Römers Anweisung nicht an einem anderen Ort auf dem Hof geparkt hatte. Er würde sich wohl melden, wenn der Dienstwagen wirklich im Weg stand.
„Also“, sagte er gedehnt, nachdem er in die Tasse gepustet und einen kleinen Schluck getrunken hatte. „Was führt Sie zu mir?“
„Es hat einen Mord gegeben, und zwar in der Wohnung Ihrer ehemaligen Chefin.“
Die Nachricht schien Bärmann nicht zu überraschen. Jedenfalls ließ er sich nach außen hin nichts anmerken.
„Sie war nie meine Chefin“, äußerte er sich schließlich. „Rudolf Manderscheid war mein Chef, mein Arbeitgeber. Beatrice war nur die Frau des Chefs. Nicht mehr und nicht weniger.“ Ein hektischer Schluck, dann: „Wann findet Beatrice Manderscheids Beerdigung statt?“
„Vorläufig nicht – hoffe ich.“ Nun war es an Udo, zu grinsen. Er nahm einen Schluck von dem eiskalten Wasser und genoss Bärmanns überraschten Gesichtsausdruck. „Sie lebt“, verriet er schließlich und achtete auf jede Regung im Gesicht des Baustoff-Spediteurs.
„Aber Sie sagten, in Beatrice Manderscheids Wohnung …“
„ … hat es einen Mord gegeben, das ist richtig. Ich sagte aber nicht, dass es Frau Manderscheid erwischt hat.“ Udo stellte die kleine Wasserflasche auf Bärmanns Schreibtisch ab.
„Ich muss Sie etwas fragen: Wie war Ihr Verhältnis zu Frau Manderscheid, der Frau Ihres damaligen Chefs?“
„Ich mochte sie nicht, daraus habe ich auch niemals einen Hehl gemacht. Und ich war froh, dass sie sich nicht in die geschäftlichen Dinge ihres Mannes eingemischt hat. Sie hatte keine Ahnung von unserer Branche.“
„Aber Sie hatten Angst um Ihren Job“, unterstellte Udo ihm. „Angst, dass sie sich doch irgendwann einmal in den Betrieb einmischt und Sie damit überflüssig macht.“
„Das ist Unsinn“, wetterte Bärmann wütend. Von einer Sekunde zur anderen bröckelte die Fassade, die er eben noch aufrechterhalten hatte. Er wirkte nervös, fast panisch. Seine Hand zitterte, als er zur Tasse griff um einen Schluck des heißen
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