Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
18.50 Uhr

    Die sogenannte „Weinstadt der Schwarzen Katz“ war ein verschlafenes Nest, fand Udo. Cafés, Eisdielen und immer wieder Weinlokale luden Touristen ein, doch es herrschte kaum Betrieb am Ufer. Immer wieder sah er bunt bemalte Schilder mit der Aufschrift „Zimmer frei“ oder „Ferienwohnung zu vermieten“. Der große Ansturm der Urlauber schien hier noch ausgeblieben zu sein. Nachdem er den Dienstwagen an der Moselpromenade geparkt hatte, atmete er tief durch. Am gegenüberliegenden Ufer erkannte er die Häuserzeilen von Kaimt, einem Stadtteil von Zell. Als er den Blick nach rechts richtete, erkannte er einen Campingplatz direkt am Moselufer. Aus einigen Parzellen stieg verheißungsvoller Rauch in den beinahe wolkenlosen Himmel – man grillte. Das Wochenende hatte begonnen, und während er noch auf der Suche nach einem entscheidenden Hinweis war, der ihn zum Mörder führte, lagen gegenüber die Menschen schon auf der Campingliege, ließen sich die Sonne auf den Pelz brennen und grillten bei einem kühlen Bier. Udo verdrängte den Neid und konzentrierte sich auf den Besuch bei Hans Puderbach, dem Geschäftsfreund, mit dem Bärmann sich angeblich zur Tatzeit getroffen hatte.
    Hinter dem Zentrum von Zell ragte der Weinberg der Zeller Schwarzen Katz in den fast wolkenfreien Himmel. Im Ort wurde den Touristen an fast jeder Straßenecke Weinproben angeboten. Doch Udo war nicht hier, um Wein zu probieren. Er suchte einen Mörder.
    Udo griff zum Handy und wählte Bärmanns Nummer. Nachdem sich der Inhaber der Spedition mürrisch gemeldet hatte, sagte Udo kurz angebunden: „Ich benötige eine vollständige Personalliste Ihrer Mitarbeiter. Mit Adressen und Telefonnummern, wenn möglich auch Handynummern. Ich lasse die Liste in den nächsten zwei Stunden in Ihrem Büro abholen. Danke.“
    Bevor Paul Bärmann „aber“ sagen konnte, hatte Udo bereits aufgelegt. Während er das Handy zurück in die Tasche stopfte, trat er ein wenig unachtsam auf die Straße und wurde vom Blubbern eines hubraumstarken Motors aus den Gedanken gerissen. Udo hatte bereits zwei Schritte in Richtung Fahrbahnmitte gemacht. Er wandte sich erschrocken um und sah einen amerikanischen Pick-up Truck mit abgedunkelten Scheiben, der sich ihm näherte. Obwohl er sich anstrengte, konnte Udo keinen Blick in die Fahrerkabine werfen. Er trat zurück an den Bürgersteig.
    Beim dumpfen Brummen des großen Achtzylinders richteten sich die Härchen auf seinen Unterarmen auf. Das war schon etwas anderes als sein altes Dieselross, das geduldig in der Scheune auf ihn wartete. Er liebte den alten Traktor und schraubte in jeder freien Minute an dem historischen Schlepper herum.
    Udo stand fasziniert am Straßenrand und blickte dem schweren Gefährt entgegen. Just in dem Moment, als sich der Dodge auf seiner Höhe befand, machte der Fahrer eine hastige Lenkbewegung und trat das Gaspedal tief durch. Der Motor heulte auf, und Udo sah die wuchtige Haube des Pick-up auf sich zu rasen. Er taumelte zurück, verlor das Gleichgewicht, ruderte wild mit den Armen und stürzte rücklings gegen eine Hauswand aus kantigem Sandstein. Ein brennender Schmerz durchzuckte seinen Oberarm, der an der Mauer entlangschrammte, Udo jaulte auf und drehte sich im Fallen. Wie eine Wand aus schwarzem Lack und Chrom ragte der Pick-up vor ihm in die Höhe. Im letzten Augenblick gelang es Udo, sich mit einer weiteren Drehung aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Dann war der Spuk vorüber, die geheimnisvolle Gestalt hinter dem Lenkrad beschleunigte das Fahrzeug wieder und brachte den Wagen zurück auf die Straße.
    Er erinnerte sich daran, dass auch Bernd von einem schwarzen Pick-up verfolgt worden war, als er am ersten Abend in Bettinas Auto auf dem Heimweg gewesen war. Der Fahrer hatte ihn in Bedrängnis gebracht; später hatte es den eigenartigen Drohanruf bei Kaltenbach gegeben. Der Typ in dem schwarzen Pick-up schien sehr besorgt zu sein, dass sie nun Licht ins Dunkel brachten und nahm billigend in Kauf, dass er ein Menschenleben auf dem Gewissen haben würde, wenn seine Manöver mal nicht so glimpflich abliefen.
    Udo blickte dem Wagen hinterher und versuchte, einen Blick auf das Kennzeichen zu werfen. Doch die Ziffern waren verschmutzt, so als wäre der Wagen durch matschiges Gelände bewegt worden. Im letzten Augenblick glaubte Udo die Buchstabenkombination „WIL“ für Wittlich erkannt zu haben, dann war der Pick-up von der Bildfläche verschwunden. Mühsam rappelte er sich

Weitere Kostenlose Bücher