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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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konnte.
    „Sie sind Imker?“, fragte er.
    „Seitdem ich nicht mehr arbeite.“ Jürgen Wilms nickte. „Der Mensch braucht doch Beschäftigung Und die finde ich hier im Garten und bei den Bienen. Mit dem Verkauf des Honigs kann man nicht reich werden. Aber ich kriege ja meine Rente. Nicht viel zwar, aber es reicht, um über die Runden zu kommen.“
    Seite an Seite wanderten sie durch den länglichen Garten. Am hinteren Ende befand sich ein verblichener Stoff-Pavillon; unter dem Dach standen ein Tisch und Plastikstühle. Bleigewichte in Form von Himbeeren pendelten an den Rändern. Neben dem Tisch stand eine altmodische Kühltasche.
    „Ist das eine Affenhitze“, murmelte Jürgen Wilms. „Möchten Sie was trinken?“ Er wischte sich mit dem rechten Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    „Einen O-Saft vielleicht?“ Udo setzte sich zu ihm.
    „Gern.“ Jürgen Wilms bückte sich und zog eine kleine Flasche Orangensaft aus der Kühlbox. Er selber griff zu einem Bier. Sie öffneten die Flaschen und tranken.
    „Meine Tochter sagte mir, dass Sie sich für die Firma interessieren?“
    „So ist es.“ Udo stellte die Flasche vor sich auf den Tisch und achtete darauf, dass der Schraubverschluss zugedreht war. Eine Biene in seinem Saft war so ziemlich das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
    „Es ist ein Dreckstall, seitdem Bärmann den Laden an sich gerissen hat. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber er konnte Beatrice einfach so auszahlen. Damit gehörte die Firma ihm alleine.“
    „Sie hat verkauft, weil sie kein Interesse an dem Unternehmen hatte – so heißt es in meiner Version“, konterte Udo.
    „Was sich damals wirklich abgespielt hat, weiß wohl keiner. Wie dem auch sei: Ich bin raus, nach fast vierzig Jahren. Und ich bin froh, dass ich mir das nicht mehr antun muss.“ Jürgen Wilms klang verbittert.
    „Was müssen Sie sich nicht mehr antun?“
    „Für einen korrupten Chef zu fahren. Für einen Mann, der für Geld alles tut. Und dabei immer wieder die Grenzen der Legalität überschreitet.“
    „Er ist Kaufmann und hat ein berechtigtes Interesse, Geld zu verdienen, um die Firma zu erhalten“, verteidigte Udo.
    „Das schon“, nickte Wilms und trank von seinem Wasser. Er unterdrückte ein Rülpsen, bevor er fortfuhr: „Aber er hat gegen alle Prinzipien von Manderscheid verstoßen.“
    „Es gibt Grundsätze?“
    „Natürlich.“
    „Nennen Sie mir einen?“
    „Rudolf Manderscheid hätte sich lieber eine Hand abgehackt, anstatt für den Hahn zu fahren. Alle, die dort in der Chefetage sitzen, sind kriminell – das sagte Rudolf immer. Und er schaffte es trotzdem, auch ohne den Hahn zu überleben. Ja, es gab schlechte Zeiten. Aber die Firma existiert auch heute noch. Und kaum, dass Bärmann am Ruder sitzt, fahren wir für den Hahn. Ein Großauftrag.“
    Udo fiel auf, dass Wilms immer noch „wir“ sagte, wenn er von seinem ehemaligen Arbeitgeber sprach. „Die Zeiten ändern sich“, fand Udo.
    „Und wenn schon“, fuhr Jürgen Wilms trotzig auf. „Die Verantwortlichen kümmert es einen Dreck, dass der Flughafenlärm die Anwohner krank macht. Es kümmert sie nicht, dass sie schädliche Substanzen in einen Bach ableiten, aus dem ein ganzes Dorf sein Trinkwasser bezieht. Sie sind gewissenlos. Die Öffentlichkeit versucht den Flughafen anzuprangern, doch die in den Chefetagen waschen ihre Hände in Unschuld. Wer die Wahrheit nicht vertragen kann, der sucht sich jemanden, der für ihn lügt.“ Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zu einem Strich zusammen.
    „Und das ist ausgerechnet Paul Bärmann?“
    „Er lässt sich von den Betreibern des Hahn vor den Karren spannen. Manderscheid soll die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, nach außen hin glatt bügeln. Deshalb hat man den Fahrern einen Maulkorb aufgesetzt. Das ändert aber nichts an der Grundsituation.“ Jürgen Wilms lüftete den Hut und schob ihn sich in den Nacken. „Wenn der Großauftrag abgewickelt ist, fliegt Manderscheid raus und die Fahrer sind wieder arbeitslos. Man wird Bärmann fallen lassen wie eine heiße Kartoffel – vielleicht kassiert er noch ein nettes Schweigegeld, von dem er sich ein paar Häuser kaufen kann, was weiß ich. Die Fahrer fliegen aber wieder raus, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, jede Wette! Das verstehe ich nicht unter dem Erhalt von Arbeitsplätzen.“
    „Was hat Manderscheid denn für den Hahn transportiert?“
    Die Firma war dabei, als das Regenbecken gebaut wurde, er war

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