HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Afghanistan. Die Mutter leidet an Demenz und lebt in einem Heim in Michigan. Beatrice bleibt Deutschland treu, obwohl sie in ein tiefes Loch fällt: Sie gerät an die falschen Freunde, raucht Cannabis, nimmt sogar Heroin und ist einschlägig bekannt und entsprechend vorbestraft. Nach einem Entzug ist sie angeblich clean. Sie macht eine Ausbildung zur Bürokauffrau bei einem mittelständischen Betrieb, danach verschiedene berufliche Stationen, allesamt irgendwelche Verwaltungstätigkeiten. Vor sieben Jahren lernte sie Rudolf Manderscheid kennen, einen älteren, aber gut situierten Unternehmer aus Enkirch. Sie verlieben sich, Hochzeit drei Monate später. Sie kündigt ihre Anstellung und ist fortan eine wohlhabende Unternehmergattin. Jettet viermal im Jahr nach Saint Tropez, wo die Eheleute einen Bungalow besitzen, fährt Luxusautos, gönnt sich Affären – angeblich, weil ihr Mann sich nicht liebevoll um sie kümmert. Kinder bekommt das Paar keine, böse Zungen behaupten, dass Rudolf nicht mehr zeugungsfähig ist, als sie zusammenkommen. Daran bröckelt die nach außen mustergültige Ehe der beiden – er geht mit seiner Sekretärin fremd, sie hat verschiedene Affären und wird hinter vorgehaltener Hand als nymphoman veranlagt eingestuft. Was sie derzeit beruflich treibt, ist nicht bekannt.“
Sie hatten das Ehrenmal erreicht. Kaiser Wilhelm II. thronte über dem Deutschen Eck und schien der langsam untergehenden Sonne davonreiten zu wollen. Sabine setzte sich auf eine der breiten Stufen, Kaltenbach blieb stehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ das eben Gehörte sacken.
„Lässt sie in keinem wirklich guten Licht dastehen, deine Beatrice“, äußerte sich Sabine schließlich.
„Du bist eifersüchtig, deshalb hast du bewusst die dunklen Stationen ihres Lebens recherchiert“, brummte Kaltenbach. Er hatte Beatrice in der Nacht als leidenschaftliche, nein, als schier unersättliche Frau kennen gelernt. Dass sie aber nymphoman veranlagt sein sollte, schockierte ihn nun doch etwas.
„Nein, das hat damit nichts zu tun. Es sind Fakten, die ich herausgefunden habe. Sachlich und emotionslos.“ Sabine schüttelte den Kopf und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Du willst mir ernsthaft erzählen, dass das, was du mir da jetzt erzählt hast, in Google nachzulesen ist?“
Sie lächelte sanft zu ihm auf. „Nein, nicht ganz. Aber als Detektivin habe ich meine Quellen, die ich bei Bedarf anzapfen kann. Und dabei ist das, was ich eben aufgezählt habe, herausgekommen. Ob dir das nun gefällt oder nicht.“ Sabine kehrte die Handflächen nach oben und beteuerte so ihre Unschuld.
Es gefiel Kaltenbach wirklich nicht, was er über Beatrice Manderscheid gehört hatte. Demnach war ihre Jugend verkorkst, sie war keine Amerikanerin wie ihre Eltern, aber auch keine Deutsche. Wahrscheinlich war sie im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft, aber in ihrer Brust schienen zwei Herzen zu schlagen: Das einer Amerikanerin und das einer Deutschen. Bernd fragte sich, ob Udo über das gleiche Wissen verfügte wie Sabine. Und wenn ja, dann fragte er sich, warum Udo ihm davon nichts erzählt hatte.
Zell-Kaimt, 19.40 Uhr
Es war nicht leicht gewesen, bei den Kollegen vom Einsatz- und Streifendienst auf der Polizeiwache von Zell eine Ringfahndung zu erwirken, doch vor einer knappen Stunde war die Meldung rausgegangen, dass man auf der Suche nach einem schwarzen Pick-up Truck der Marke Dodge mit Wittlicher Zulassung war. Doch der schwere Wagen schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein, und so hatte ein Gefühl der Unzufriedenheit Udos Laune in den Keller sinken lassen.
Das Klingeln seines Telefons riss ihn aus den Gedanken. Kaltenbach ruft an, stand auf dem Display.
„Aus welcher Misere darf ich dich diesmal retten?“, eröffnete er das Telefonat mit einer Frage.
„Wusstest du, dass Beatrice Manderscheid eine Drogenkarriere hinter sich hat und dass sie nymphoman veranlagt sein soll?“
Nun musste Udo grinsen. „Letzteres müsstest du besser wissen als ich. Aber nein, das war mir nicht bekannt. Sie ist in diesem Fall das potenzielle Opfer, und die werden meistens nicht von uns durchleuchtet, es sei denn, es besteht ein Verdacht, dass sie nicht ganz unschuldig war, in die Opferrolle zu geraten.“
„Ihr seid der reinste Pappnasen-Verein“, schimpfte Kaltenbach. „Und noch etwas: Hast du der Tippse von Bärmann einen Besuch abgestattet?“
„Ja, ich war bei Julia Wilms. Warum?“
„Wenn Paul
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