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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Wein, ein Riesling, ins Glas. Die Flasche ließ Wilms auf dem Tisch stehen, wohl, um sich gleich nachschenken zu können.
    „Ich habe irgendwie gewusst, dass wir noch etwas zu besprechen haben“, murmelte Udo schließlich.
    Der Kopf des alten Mannes ruckte hoch. Das Weinglas landete mit einem Knall auf der karierten Wachstuchtischdecke. „Wie kommen Sie auf so etwas?“
    Udo ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin Polizist, und da macht man in den Jahren so seine Erfahrungen mit den Menschen.“ Er legte die Hände flach auf den Tisch. „Und ich wusste schon vorhin, dass es noch etwas gibt, das Sie mir erzählen werden. Dass es aber so schnell geht, habe ich nicht geahnt.“ Ein kurzer Finger-Stakkato auf der Tischdecke, dann: „Aber es freut mich. In dieser Phase der Ermittlungen sind wir für jede Hilfe und für jeden Hinweis sehr dankbar. Also: Schießen Sie los.“
    Jürgen Wilms griff wieder zum Glas und trank einen Schluck Wein. „Es ist eine ganz alte Geschichte“, sagte er schließlich und vermied es, Udo in die Augen zu blicken. „Eine Geschichte, auf die wir nicht stolz sind, meine Frau und ich. Aber es war Margarete, die mir dazu riet, Ihnen alles zu erzählen.“
    „Das freut mich.“
    „Ich war es, der Julia damals die Anstellung im Chefbüro besorgt hat“, eröffnete Wilms ihm nach einem weiteren Schluck Wein. Seine Miene war verschlossen, die Augenbrauen waren zu einem buschigen Strich zusammengezogen. „Sie fand keine Arbeit, und Manderscheid brauchte dringend Unterstützung. Ich hab Ihnen ja vorhin schon erzählt, dass er alles im Betrieb machte, vom Telefondienst bis hin zum Ölwechsel an den Lastwagen.“ Nun erhellte der Ansatz eines Lächelns die Miene des alten Mannes. „Er war sich für nichts zu schade, der Rudolf Manderscheid. Für uns in der Firma war das gut, nicht aber für seine Frau. Sie kam immer zu kurz, weil sich Manderscheid für den Laden aufopferte. Ich weiß nicht, ob das eine Art Angst ums Überleben war, aber er lief wie ein Hamster im Laufrad und arbeitete Tag und Nacht. Eines Tages, ich kam gerade von der Tour rein, fragte mich Manderscheid, ob ich niemanden wüsste, der ihm das Büro machen könnte. Anrufe annehmen, Briefe schreiben und Pläne für das Personal machen. Termine mit Kunden und Lieferanten vereinbaren – die typische Arbeit einer Sekretärin also.“
    „Und da haben Sie ihm Ihre Tochter wärmstens empfohlen?“, schlussfolgerte Udo.
    Wilms nickte. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, er strich sich über das unrasierte Kinn. Die Bartstoppeln knisterten. „Das war der größte Fehler meines Lebens, Herr Kommissar. Julia fing in der darauffolgenden Woche an. Sie war jung und engagiert, ein Umstand, der dem Alten imponierte. Julia brachte sich in die Firma ein, handelte bald schon eigenständig und sagte niemals nein, als man sie bat, Überstunden zu machen. Oft arbeitete sie an der Seite des Chefs bis spät in die Nacht.“
    Udo ahnte, worauf das Gespräch hinauslief.
    „Und Julia ist hübsch.“ Da war es wieder, das Lächeln in Wilms‘ Gesicht. „Ich weiß, das wird wohl jeder stolze Vater von seiner Tochter behaupten, aber in diesem Fall … urteilen Sie selbst, Herr Kommissar.“ Jürgen Wilms erhob sich schwerfällig, schimpfte auf seine Bandscheiben und humpelte zur Wand. Dort hing das Bild einer bildhübschen Frau in einem luftigen Sommerkleid. Die Sonnenbrille hatte sie sich in die Haare gesteckt, das Make-up unterstrich ihre natürliche Schönheit. Sie lachte dem Fotografen entgegen. „Das ist sie, aber Sie haben Julia ja bereits kennengelernt.“
    „Ja“, bestätigte Udo. „Ihre Tochter ist eine attraktive Frau.“
    „Eben.“ Wilms nahm das Bild von der Wand und kehrte damit zum Tisch zurück. Kurz trat ein verzücktes Lächeln auf sein faltiges Gesicht. Zärtlich strich er über das entspiegelte Glas des Rahmens. Er seufzte, schenkte sich Wein nach und trank schnell. Udo vermutete, dass er sich Mut antrank. „Und das blieb auch Manderscheid nicht verborgen. Seine engste Mitarbeiterin war eine junge, hübsche Frau. An ihrer Seite verbrachte er mehr Zeit als mit seiner eigenen Frau, mit dieser Beatrice. Damals waren die beiden frisch verheiratet. Rudolf und die … Chefin.“
    Bei Wilms‘ Tonfall wurde Udo hellhörig. „Sie mögen sie nicht?“
    „Das zu sagen steht mir nicht zu – sie war immerhin die Frau meines Arbeitgebers. Aber ich gebe zu, sie war eine komische Person. Sie ließ sich nur

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