HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
und Feuerzeugen reichte der Inhalt der Schale, die Kaltenbach irgendwann von irgendjemandem zum Geburtstag bekommen hatte. Er erinnerte sich, dass das Kunstwerk aus der Glashütte in der Burg Linz stammte. Kaltenbach beugte sich vor und griff nach dem Zettel.
„Der ist von Beatrice“, sagte er, nachdem er die flüchtig hingekritzelten Zeilen überflogen hatte.
Udo beugte sich neugierig zu ihm hinüber.
„Danke für alles, ich bin bei einer Freundin untergekommen. Melde mich bald. Kuss Bea“, las er die Nachricht von Beatrice Manderscheid laut vor. „Na, da hast du aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können, was.“
„Leck mich“, grollte Kaltenbach. „Telefonier du lieber mal mit deinen Kollegen von der Spurensicherung.“
„Du willst freiwillig die Polizei ins Haus lassen?“ Udo machte große Augen.
„Tu‘ ich das nicht sowieso jeden Tag?“
Udo trank einen Schluck Bier. „Jetzt mal Butter bei die Fische: Ich rekonstruier mal, was ich von dir weiß; wenn etwas nicht stimmt, bitte ich um Handzeichen. Du kommst nach Hause, die Tür steht offen, das Haus ist anscheinend verlassen. Im Flur wirst du eines Besseren belehrt und bekommst deine eigene Bratpfanne auf die Hirse. Wir finden einen Abschiedsbrief von Beatrice Manderscheid, die auf der Liste eines Killers steht, wie wir nach den Ereignissen der letzten Tage vermuten.“ Er tippte sich an die Schläfe, bevor er fortfuhr. „Sag mal, klingelt es nicht bei dir?“
„Du meinst, der Wisch hier“, Kaltenbach zeigte auf den Zettel von Beatrice, „das Ding hier ist das Papier nicht wert?“
„Eine Fälschung. Wenn du mich fragst, ist Beatrice hier im Haus etwas zugestoßen. Oder sie ist schlichtweg verschleppt worden, und der Wisch soll dich in Sicherheit wägen. Warst du schon oben und hast nachgesehen, ob sie noch da ist?“
„Danke der Nachfrage“, murmelte Kaltenbach. „So weit bin ich leider nicht gekommen“, bemerkte er sarkastisch und trank einen Schluck Bier.
Udo war bereits aufgestanden. „Willst du da Wurzeln schlagen, oder nach dem Rechten sehen?“
„Ein alter Mann ist kein D-Zug, vor allem nicht, wenn er schon Feindkontakt hatte“, erwiderte Kaltenbach ungerührt und stemmte sich schwerfällig hoch.
„Wir quatschen hier in aller Seelenruhe, ohne zu wissen, ob sich noch jemand in deinem Haus befindet“, murmelte Udo mit gesenkter Stimme. Er griff nach hinten und zog die Dienstwaffe aus dem Lederholster. Normalerweise musste er die Waffe bei Dienstschluss abgeben, aber da er einen Sicherheitsschrank zu Hause hatte, der alle Vorschriften erfüllte, kam er in den Genuss einer Sonderregelung. Udo entsicherte die Waffe und legte den Zeigefinger um den Abzug, dann gab er Bernd ein Zeichen. „Du gehst vor, ich sicher dich.“
„Na, das will ich doch hoffen“, grinste Kaltenbach und ging voran. Sie schalteten in jedem Raum im Erdgeschoss das Licht ein, blickten in jede Ecke und Nische, doch alles schien an seinem Platz zu sein und kein ungebetener Besucher überraschte sie.
„Und nun ab nach oben“, flüsterte Udo.
„Glaubst du, wir finden eine ermordete Beatrice?“, fragte Kaltenbach, der nun doch ein wenig unruhig wurde.
„Das will ich nicht hoffen, aber nach den Ereignissen der letzten Tage …“ Der Kommissar sprach nicht weiter.
„Du machst mir echt Mut, Alter.“ Bernd Kaltenbach umklammerte das hölzerne Geländer, das nach oben führte und zog sich hoch. Da er sein Haus wie seine Westentasche kannte, wusste er genau, welche Stufen knarrten. Die übersprang er einfach und vermied auch sonstigen Lärm. Das Geländer beispielsweise knarrte, wenn man sich daran hochzog. Also vermieden es die Freunde, das Treppengeländer anzufassen. Oben angekommen, verharrten die Männer und lauschten in die Finsternis. Im ersten Stockwerk brannte kein Licht. Hier gab es das Schlafzimmer, einen ungenutzten Raum, den Kaltenbach als Rumpelkammer nutzte und ein Bad. Zuerst begaben sich die Männer ins Schlafzimmer. Kaltenbachs Hand wischte über den Lichtschalter neben der Tür. Die Lampe unter der Decke flammte auf und blendete ihn sekundenlang. Das Bett war nicht gemacht worden; Kaltenbach kam der Verdacht, dass Beatrice das Haus übereilt verlassen haben könnte. Er hatte ihre Wohnung in Kastellaun gesehen und wusste, dass Beatrice offenbar eine ordentliche Hausfrau war. Alles in ihren vier Wänden hatte sich an seinem Platz befunden, nichts hatte herumgelegen.
Im Schlafzimmer des Bauernhauses herrschte hingegen
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