HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Streit?“
„Erstens“, sagte Kaltenbach ungerührt, „erstens stammt dieser Spruch aus irgendeinem Film.“
„Erwischt“, nickte Sabine schuldbewusst. „In Sachen Liebe mit Meg Ryan, meiner Lieblingsschauspielerin.“
„Und zweitens: Nein, wir hatten keinen Streit, weil wir uns nicht einmal mehr gesehen haben.“
„Was mit diesem Zettel dokumentiert wird“, stimme Sabine ihm zu.
„Was sagst du dazu?“, mischte sich Udo ein, bei dem schon das erste Bier zu wirken schien. „Hat sie ihm zum Abschied noch eins übergebraten und ist dann in die Nacht verschwunden, oder was?“
„Verdient hätte er es bestimmt“, behauptete Sabine im Brustton der Überzeugung. „Aber ich frage mich: Wie ist sie verschwunden? Hatte sie ein Auto mit?“
„Ich habe sie mit Else hergebracht“, antwortete Kaltenbach und leerte sein Bier. Er stand auf, ging zum Kühlschrank, blickte sich dort angekommen um und fragte: „Noch jemand ohne Fahrschein?“
Udo beeilte sich und nickte dann eifrig, während Sabine den Kopf schüttelte.
„Wie soll sie dann, bitte schön, von hier weggekommen sein? Per Anhalter? Der Bus fährt doch nur zweimal am Tag durch das Dorf.“
Kaltenbach kehrte mit zwei Bierflaschen zum Tisch zurück. „Dreimal, bitte schön. Aber recht hast du. Vielleicht hat sie sich auch abholen lassen.“
„Oder ihr Verschwinden war wirklich nicht so freiwillig wie ich schon vermutet habe“, gab Udo zu bedenken. Er nahm Bernd die geöffnete neue Flasche ab und trank. Dabei fiel sein Blick auf die Bratpfanne, die noch immer auf dem Fußboden lag.
„Was ist denn jetzt? Spurensicherung kommen lassen?“
Kaltenbach winkte ab. „Dann hab ich ja noch mehr fremde Leute im Haus. Nee, lass mal. Offen gestanden werde ich gerade ziemlich müde.“
„Aber ich bin eigentlich gekommen, um dir noch etwas zu erzählen“, maulte Udo.
„Ich auch“, stimmte Sabine ihm eifrig zu.
„Leute, was soll ich sagen? Ihr macht mich fertig.“ Kaltenbach seufzte und ertränkte seinen Frust mit einem Schluck Bier. „Spuckt es aus.“ Dann verfinsterte sich seine Miene. „Sag mal“, wandte er sich an Sabine. „Wie bist du denn hergekommen? Während wir im Haus auf Verbrechersuche unterwegs waren, haben wir uns leise verhalten. Ein Auto, das in dieser Zeit auf den Hof fährt, wäre uns garantiert nicht entgangen.“
„Ich wollte dich überraschen“, räumte Sabine ein wenig kleinlaut ein. „Deshalb parkt mein Auto an der Hauptstraße, und ich habe den Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt.“
„Na ja, den Grund für den Überraschungs-Besuch lasse ich jetzt mal dahingestellt“, meckerte Kaltenbach. „Aber egal. Schießt los, mir fallen gleich die Augen zu.“
„Du wirst alt“, stellte Sabine nun fest. „Es ist Wochenende. Wir sollten unsere Wiedervereinigung feiern, findest du nicht?“
Als Kaltenbach Udo mit einem warnenden Blick bedachte, gähnte dieser ungeniert. „Ich wollte eigentlich auch längst zu Hause sein – Larissa wartet auf mich und macht sich wahrscheinlich schon Sorgen.“
„Du liebst sie sehr, deine Larissa?“ Sabine hatte einen verträumten Gesichtsausdruck bekommen, der Kaltenbach unheimlich war.
„Ja.“
Udo nickte.
„Wir sind wie geschaffen füreinander. Sie liebt mich, ich liebe sie. Wir haben beide unsere Schwächen und Fehler, aber wir ergänzen uns wunderbar. Ich will gar keine andere Frau, niemals in meinem Leben.“
„Siehst du“, sagte Sabine an Kaltenbach gewandt. „Nimm dir mal ein Beispiel an deinem Freund, du Sack.“
Kaltenbach kratzte sich verlegen am Hinterkopf, dann griff er zu seinem Bier und trank hastig. „Könntet ihr jetzt endlich auf den Punkt kommen, Leute?“
Udo machte den Anfang. Er berichtete ihnen, was er an der Mosel erlebt hatte, nachdem Kaltenbach den Ort des Geschehens verlassen hatte.
„Und warum fragst du Julia Wilms nicht selber? Ich meine, es ist schön, dass dir ihr alter Herr die ganze Geschichte erzählt hat, aber ich an deiner Stelle hätte sie mir gern aus erster Hand angehört.“
„Das habe ich versucht – aber Julia Wilms ist verschwunden. Ihre Eltern wussten nicht, wohin.“
„Die Geschichte stinkt zum Himmel“, behauptete Kaltenbach. „Bin ich eigentlich der Bulle oder du? Das hätte dir gleich auffallen müssen!“
„Sie ist eine bedauernswerte junge Frau, die jahrelang zwischen den Stühlen, respektive zwischen ihrem Vater und dem Chef gestanden hat.“
„Ich würde mir auf jeden Fall auch ihre Version anhören“,
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