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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nötigsten, um überleben zu können.
    Im OP lag Fuad Abdallah auf einem Seitentisch, wurde gerade gewaschen und für die Operation vorbereitet. Ein großer, breitschultriger Araber mit weißen Haaren und weißem Bart arbeitete an dem Körper fast lautlos und mit geübten Griffen. Eine der Schwestern half ihm dabei.
    »Gamal Mustafa –«, sagte Hasna Mahmud. »Er ist glücklich, wieder Ärzte um sich zu haben … obgleich er das Bein auch selbst abgenommen hätte.«
    Dr. Bender setzte sich auf einen Hocker und schüttelte den Kopf. McHolland sprach aus, was alle dachten: »Unglaublich.«
    »Wir haben ein eigenes Aggregat, das den Strom erzeugt«, sagte der Emir. »Nur für das Krankenhaus. Sonst gibt es in Hissi Maksa nur Öllampen. Ein Benzinaggregat. Alles, was Sie hier sehen, ist gestohlen … die Betten, die Instrumente, die Strommaschine, die Ventilatoren, der Röntgenapparat, der OP-Tisch, die Apotheke … alles, das ganze Krankenhaus. Vor zwei Jahren gelang es uns, einen voll eingerichteten Lazarettzug der Regierung zu überfallen. Ein Zug mit Ersatzteilen und Einrichtungen für das Krankenhaus von Marbat. Es war ein großer Tag für uns.« Hasna Mahmud blickte hinüber zu Eve Bertram. Seine schwarzen, schönen Augen glühten. »Ich weiß, ich bin ein Räuber und Mörder. Wir alle hier sind Räuber und Mörder. Darum ist Hissi Maksa auch eine Stadt der Toten, weil wir nichts mehr zu verlieren haben.«
    Gamal Mustafa und zwei Schwestern trugen jetzt den jungen Fuad auf den OP-Tisch. Er war nackt, gewaschen und das Bein mit Jod eingepinselt.
    »Alles bereit, Doc«, sagte Gamal, stand neben dem OP-Tisch stramm und legte die Hand an die Stirn.
    Dr. Bender erhob sich. »Das ist alles so unwirklich, Wolff! Kommen Sie her, hauen Sie mir eine runter, damit ich aufwache.« Er ging zu den beiden fahrbaren Waschbecken. Eine rosa Desinfektionslösung war schon eingefüllt.
    Wolff war neben Gamal getreten und untersuchte das dick geschwollene Bein. Es war zwar schrecklich aufgedunsen, aber weder glühend heiß, wie man annehmen mußte, noch brandig oder voll Eiter. Es war wie mit Luft gefüllt, und die gespannte Haut fühlte sich an wie ein mit Wasser gefüllter Gummisack.
    »Nicht eine Spur von Fieber«, sagte Wolff verblüfft, während Bender schon mit hochgekrempelten Ärmeln am Becken stand und sich wusch. »Ich amputiere nicht.«
    »Nicht?« Bender fuhr herum. »Wenn Sie dieses Bein in einer Uni-Klinik zeigten, schlügen die Chirurgen sofort Alarm. Und Sie wollen nicht?«
    »Nein.« Wolff deckte ein Tuch über das schauerliche Bein. »Haben wir Penicillin?«
    »Alles«, antwortete Hasna Mahmud stolz.
    »Her damit! Und diese Kamelsalbe auch.«
    »Sie sind verrückt, Wolff!« rief Bender. Er tauchte die Hände bis zu den Ellenbogen in die rosa Lösung. »Denken Sie daran, daß Sie nicht Allah sind, und selbst der verkriecht sich jetzt.«
    »Ich weiß nicht, was mit diesem Bein geschehen ist«, sagte Wolff. »Und ich weiß nicht, was in dieser verdammten Salbe ist, aber ich weiß ganz sicher, daß der Junge sein Bein behalten wird.«
    »Wie Sie wollen.« Bender setzte sich mit tropfenden Händen neben die Waschbecken. »Wenn es schiefgeht –.« Er schwieg und blickte auf Eve. Wolff verstand ihn und biß die Zähne zusammen.
    »Die Stinksalbe!« schrie er. »Eine Million Penicillin!«
    Gama Mustafa rannte hinaus wie abgeschossen.
    »Sie haben Mut«, sagte Hasna Mahmud ruhig und nickte Wolff zu. »Doktor, ich werde Ihnen meine ganze Truppe vorführen. Sie werden ganz Hissi Maksa untersuchen. Sie werden aus meinen Leuten die gesundeste Guerillatruppe der Welt machen.«
    Ein Abenteuer ohne Beispiel begann.
    Es blieb dabei … Fuads Bein wurde nicht amputiert. Wolff zeigte Bender das Fieberthermometer, es stand bei 37,8. Bender schüttelte hilflos den Kopf.
    »Erhöhte Temperatur. Bei diesem Bein müßte er glühen wie ein Backofen. Verstehen Sie das?«
    »Nein.« Dr. Wolff wickelte wieder einen Verband um die Wunde, nachdem er sie mit Penicillinpuder und der grauschwarzen Kamelsalbe bestrichen hatte. »Aber wir haben gelernt, in der Medizin noch an Wunder zu glauben, auch wenn sie selten sind.«
    »Auf jeden Fall nehmen wir einen Zentner von der Salbe mit«, sagte Dr. Bender und injizierte Fuad ein Kreislaufmittel. »Bei soviel Kamelen, die es in der Welt gibt …«
    »Glauben Sie wirklich, daß wir je in die Lage kommen, etwas mitzunehmen?«
    »Nein. Es war nur eine rhetorische Feststellung …« Bender winkte Gamal

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