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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fröhlichkeit, der fremd und faul war.
    Wer lacht schon in einem Grabe?
    Nach dem Abendessen mit am Spieß gebratenem Hammelfleisch, das hier Kufta hieß, und einer Schüssel voll Tamia – das sind in Öl gebratene Buletten aus Bohnenmehl – saßen sie alle um den kleinen Rundfunkempfänger und hörten die Nachrichten über Kurzwelle aus London an.
    Nach vielen Dingen, die hier in der Wüste plötzlich so unwichtig wurden, aber da draußen in der Welt so wichtig genommen wurden, wurde auch, ganz am Schluß, von den fünf getöteten Geiseln gesprochen. Irgendein Ausschuß in der UNO wollte sich mit einer Untersuchung des Vorfalles befassen, eine Reihe arabischer Staaten distanzierte sich von dem Verbrechen. Oman und der Südjemen gaben bekannt, daß man die Rebellen bis in die Wüste verfolgt, aber dann die Spur verloren hätte.
    Die ›Fidelitas‹, so wurde berichtet, habe ihre Fahrt fortgesetzt, und an Bord sei alles wohlauf und in bester Stimmung.
    Hasna Mahmud drehte das Radio ab. »Ihre Welt!« sagte er spöttisch. »Auf Ihrem Schiff säuft, tanzt und liebt man wieder, als sei nichts geschehen. Ich nehme an, wenn irgendeiner Ihre Namen nennen würde, zischte man ihn nieder. Und die Verfolgung meiner Truppe hat nie stattgefunden. Überall Lüge, nur hier, in Hissi Maksa, ist Wahrheit. Hier weiß man alles sehr genau.«
    »Wir werden nie mehr von hier wegkommen, nicht wahr?« sagte Dr. Bender.
    »Nie mehr! Das haben Sie schon einmal gefragt. Sie sind tot … ich kann mein Gesicht nicht verlieren, indem ich Sie wieder auftauchen lasse.« Emir Hasna Mahmud beugte sich vor. »Ist es so schrecklich, hier zu leben? Genügen Ihnen diese kurzen Nachrichten nicht, um glücklich zu sein?«
    »Es ist zum Kotzen, Sie haben recht.« McHolland, die Giftkapsel jetzt vorne in der Schuhkappe, genehmigte sich seine Abendpfeife. Er hatte keinerlei Gepäck bei sich, nur vier Blechdosen Tabak hatte er mitgenommen. Er war sich im klaren darüber, daß er solange leben würde, wie dieser Tabak reichte. Er war nie abergläubisch gewesen, aber plötzlich verknüpfte er sein Leben mit dem Rauch, der aus seiner Pfeife quoll.
    »Gehen wir schlafen.«
    »Um Ihr Schlafhaus laufen nachts drei Bluthunde«, sagte Hasna Mahmud, als erzähle er eine interessante Neuigkeit. »Sie fallen auch Ärzte und schöne Frauen an … es sind eben dumme Tiere …«
    Vier Diener, stumm, finster blickend, brachten die Geiseln in ihre Schlafkammern. Es war seit Tagen das erstemal, daß man Eve und Wolff trennte.
    »Schreie, wenn dich jemand angreift«, sagte Wolff und küßte Eve auf die Augen. »Schreie, daß die Wände einfallen!«
    Einer der stummen Diener packte Wolff an den Schultern, riß ihn von Eve fort und stieß ihn zu seiner offenen Zimmertür. Die kleine Hoffnung, die man bisher gehabt hatte, vielleicht doch ein Teil von Hissi Maksa zu werden, wurde damit zerstört. Man war und blieb eine Geisel, ein Gefangener, ein Mensch, der nur von der Gnade Hasna Mahmuds lebte.
    »Schreie!« rief Wolff noch einmal, bevor man ihn in das Zimmer stieß.
    »Es wird niemand kommen! Bert, ich liebe dich …«
    Mit gesenktem Kopf ging Eve zu ihrem am Ende des Flures liegenden Zimmer. Sie kam dabei an McHolland vorbei, der an seinem Pfeifenmundstück lutschte.
    »Keine Angst, kleine Frau«, sagte er. Zum erstenmal hatte seine Stimme etwas Zärtlichkeit und keinen Spott. »Auch diese Nacht überleben wir. Morgen früh beginnt die Arbeit … wenn wir ein halbes Jahr hier aushalten, hört ganz Hissi Maksa auf unser Kommando.«
    »Ein halbes Jahr?« Eve blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Nein, das halte ich nicht aus …«
    »Vielleicht gelingt es früher.«
    »Was?«
    »Warten Sie es ab.«
    McHolland ging in sein Zimmer und warf krachend die Tür zu. Als letzter blieb Fritz Abels auf dem Gang. Er blickte Eve nach, bis sie in ihrem Zimmer verschwunden war, und tippte dann seinem Wächter, einem martialisch blickenden Wüstensoldaten mit einem dicken Schnurrbart auf die Schulter.
    »Wer bist du?«
    »Ghazi Ahmed von der 2. Kompanie, 1. Zug.«
    »Du hast hier Wache?«
    »Von zwölf bis vier.«
    »Hör zu, Ghazi.« Abels sah ihn streng an. »Ab morgen bin ich dein Ausbilder. Du mußt mir gehorchen.«
    »Nur bis zum Abend, sagt der Emir. Nur in der Truppe.«
    »Ich kann dich acht Stunden auf dem Bauch kriechen lassen, bis du vor Verzweiflung Sand frißt, oder ich sehe weg, wenn du unter einer Palme sitzt und schläfst. Was ist dir lieber?«
    Ghazi Ahmed schob die

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