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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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seine Ausmaße und erklärte uns, er habe eine Socke darüber. Ich grinste die Maskenbildnerin an. Sie errötete. Ich glaube, wir hätten es beide gut gefunden, diese Information ungestört unter vier Augen verarbeiten zu können.
    »Gut, gut, gut. Wie geht es euch beiden?«, sagte Eamonn, der in seine Hände klatschte und sich unter dem pavillonartigen Zelt, das hinter dem Gebüsch stand, wo wir drehen würden, zu uns gesellte. Es war acht Uhr abends und bereits sehr dunkel. Mir war ein wenig kalt, und deshalb trug ich eine Steppjacke über meinem Kostüm. Wir nickten beide. »Es wird alles gut. Da ihr jetzt eure Positionen kennt, werden wir einfach drehen. Vergesst, dass die Kameras laufen. Meiner Erfahrung nach findet man bei Szenen dieser Art immer bei den ersten Einstellungen die besten Ergebnisse, wenn nicht sogar schon bei der Generalprobe. Deshalb werden wir sie auch ständig bei laufender Kamera wiederholen, bis wir genügend Material haben. Ehrlich gesagt weiß ich selbst noch nicht genau, was ich von dieser Szene erwarte, also erteile ich die Anweisungen, während wir dran sind. Ich habe das Filmmaterial von der Stripteaseszene gesehen, und wir haben einen ganz grandiosen Augenblick zwischen euch beiden eingefangen, kurz bevor Sarah zu Boden ging und einen Komparsen krankenhausreif verletzte.« Er lachte.

    »Bastard.«
    »Dieser Blick ist sehr aussagekräftig. Wie auch immer, ihr dürft das nicht als eine Vergewaltigungsszene sehen. Es ist einvernehmlicher Sex, und erst der Ekel, den du, Leo, empfindest, nachdem du mit dieser Stripperin geschlafen hast, bringt dich dazu, sie umzubringen …«
    »Oh, besten Dank.«
    »Du bringst sie um. Klinisch, sauber, schnell. Sie mochte dich, sie hat sich Hals über Kopf in dich verliebt. In ganz wörtlichem Sinn.«
    »Genau, Eamonn, koste diesen Scherz nur ja bis zum Letzten aus.«
    »Diese Geschichte wird in meine Memoiren eingehen, Sarah.«
    »Oh«, sagte ich hocherfreut, dass ich in seinen Memoiren erwähnt werden würde.
    »Also, viel Spaß«, sagte er.
    Wir nahmen unsere Positionen ein. Ich zog meine Jacke aus und versteckte mich im Gebüsch. Es war ein komisches Gefühl. Und ich glaube nicht, dass dieses komische Gefühl sehr professionell war. Ich, Sarah Sargeant, freute mich darauf, Leo wieder zu küssen. Wenn man eine Szene dreht, versucht man sich normalerweise in die Rolle, die man spielt, hineinzuversetzen. Man versucht, die eigenen Gedanken zu vergessen und jemand anderer zu werden. Aber in diesem Moment hatte ich wirklich keine Vorstellung davon, was meine Filmfigur dachte. Ich wünschte mir nichts weiter, als dass Leo meine Wange mit seiner Hand umschloss und wir einander ansahen und gemeinsam atmeten. Mir blieb plötzlich die Luft weg. Er würde meine Wange mit derselben Hand umschließen,
die eben noch seinen Penis umschlossen hatte! Daran sieht man, dass meine Einbildungskraft gerade mit mir durchging. Und zwar definitiv nicht dahin, wo sie hätte sein sollen.
    Was ist los mit mir?, dachte ich. Ich hatte eine Klosterschule besucht. Mir kam in den Sinn, dass dies womöglich mein sexueller Zenit war. Vielleicht war ich in eben dieser Sekunde am sexuellen Höhepunkt meines Lebens angekommen. Es tröstete mich, dass es der Maskenbildnerin genauso ergangen war. Und wenn ich nun schon meinen sexuellen Zenit erreicht hatte, dann konnte ich ihn genauso gut genießen. Wenn man die letzten vier Jahre zum Maßstab nahm, war dies vermutlich die einzige Aktion, die mir beschieden war, während ich auf meinem Zenit war.
    »Nehmt jetzt eure Positionen ein und probiert es aus«, sagte Eamonn.
    Die Szene nahm bei mir ihren Anfang. Ich saß in einer Hecke und spionierte das Haus aus, wie man das so macht, als plötzlich Leo neben mir auftauchte. Man erkennt daran, dass es sich um einen Psychothriller handelte. Ich wusste, dass ich verfolgt wurde, aber ich ging davon aus, dass es der Mann war, der in diesem Haus wohnte. Deshalb saß ich auch in der Hecke. Er spionierte mir jedoch nicht nach. Er spionierte vier anderen Frauen nach. Die Figur, die von Leo gespielt wurde, war hinter mir her. Er sollte mir also zu dieser Hecke folgen, mich verführen und ermorden. Dann sollte Erin meine Leiche finden. Sie spielte die Tochter des anderen Stalkers, deckte am Ende alles auf und wurde zur Heldin.
    Man machte ein paar Aufnahmen von mir, wie ich aufs
Haus schaute und Langeweile vortäuschte. Dann änderten die Kameras ihre Position, damit wir zu Leos Auftritt übergehen

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