Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Vorstellung nach in unserer Beziehung hätte sein sollen. Ich war eine verrückte Frau. Wenn es irgendeinen Trost gibt, dann den, dass ich mich so verrückt aufführte, weil ich unbedingt die richtige Frau für Dich sein wollte. Ich finde Dich umwerfend. Du bist wie Sonnenschein in Wales oder ein Lichtstrahl, wenn die Birne kaputt ist. Du bist unvergleichlich, und ich danke Dir für die Jahre, in denen ich Dich als meinen Freund hatte. Denn im Moment vermisse ich Dich wirklich sehr als meinen Freund. Aber ich hoffe, Du bist glücklich. Ich hoffe, Ruth ist glücklich. Ich hoffe, der Fötus ist gesund. Und das meine ich ernst.
Was ich Dir also wünschen möchte, ist viel Glück. Ich wünsche Dir alles Gute. Und ich werde mich jetzt davonmachen.
Ich werde aufhören, Dir SMS zu schicken, an denen ich übrigens drei Stunden sitze, um zu überlegen, wie ich sie formuliere und an welcher Stelle ich am besten einen Fehler einbaue. Ich werde damit aufhören, mir kleine Kinder in der Hoffnung gefügig zu machen, eines Tages eine gute Stiefmutter zu sein (was nicht bedeuten soll, dass ich vorhabe, grausam zu ihnen zu sein, aber ich werde aufhören, mich auf sie einzustellen und meine Yogi-Bär-Vorstellungen zu geben). Ich werde aufhören, Geld und Zeit darauf zu verschwenden, mir auszudenken,
wie ich alles wiedergutmachen kann. Denn ich kann es nicht. Ich akzeptiere Deine Entscheidung. Ich möchte, dass Du voranschreiten kannst. Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe mehr als alles andere, dass wir eines Tages wieder Freunde sein können.
Sollte es Dich verwundern, warum ich Dir das jetzt schreibe – der Grund ist, dass Rachel Bird an Krebs erkrankt ist, was Du aber bitte für Dich behältst, weil es sonst keiner weiß. Es ist Brustkrebs. Und sie wollte, obwohl sie gerade erst diese schreckliche Diagnose erfahren hatte, mit mir shoppen gehen. Sie wollte mir ein hübsches Kleid kaufen, damit ich hübsch aussehe, obwohl ich mich nicht gerade toll fühle. Und sie wollte mir ein Buch mit dem Titel Hol dir die Liebe deines Lebens zurück kaufen, was, wie Du vermutlich schon anhand des Umschlags feststellen wirst, ein unglaublich teurer Haufen dummes Zeug ist. Und ich war einerseits froh, dass sie etwas hatte, womit sie sich ablenken konnte, schämte mich aber andererseits, dass ich mich weigerte, einen Typen loszulassen, der eindeutig kein Interesse an mir hat. Aber wenn es Dir ein Trost ist, dann sollst Du wissen, dass Rachel und ich uns sehr nahegekommen sind, was vielleicht nicht der Fall gewesen wäre, wenn Du mich nicht so brutal hättest sitzen lassen (Scherz!!!). Nein, wenn wir nicht viele Stunden und Martinis damit zugebracht hätten, uns auszudenken, wie ich Dich dazu bringen kann, mich zu lieben. Ach nee! Frauen!
So, das wär’s. Entschuldigungen über Entschuldigungen. Pass gut auf Dich auf, Gussett, denn Du bist wirklich etwas ganz Besonderes.
SS. X
Der Schalterbeamte lächelte. »Der Nächste bitte!«, sagte er.
67
Es war sehr still am Set. Normalerweise laufen an die hundert Leute mit einem Walkie-Talkie, einem Kabel oder einem Ziel herum. Für diese »delikate« Szene wollte Eamonn jedoch eine kleinere Crew. Die Crew mag ja klein und sensibel gewesen sein, aber ich war dennoch angespannt. Ich war so angespannt, dass Gordon Brown neben mir ausgesehen hätte wie auf Opium. Da es jedoch im Wesentlichen eine Vergewaltigungsszene war, wurde von mir nicht erwartet, entspannt zu sein. Auch Leo wirkte nervös. Attraktiver als Brad Pitt in Thelma und Louise , aber nervös. Wir saßen nebeneinander und warteten darauf, dass Eamonn uns Anweisungen für unsere erste Einstellung gab.
»Musst du auch Schutzunterwäsche tragen?«, fragte ich Leo.
Damit hatte ich das Eis brechen wollen, aber da eine Maskenbildnerin kicherte, hörte es sich vielleicht doch suggestiver an, als es gemeint war. So wie sie lachte, hätte ich genauso gut sagen können: Hi, ich bin Sarah, ich habe keinen Würgereflex.
»Ich habe eine Art …« Er hielt seine Hand so, als würde er einen imaginären Penis halten. Die Maskenbildnerin und ich zuckten mit keiner Wimper. »Eine Art …«, er
bewegte seine hohle Hand vor und zurück, während er nach dem richtigen Wort suchte, »… eine Art … es ist eine Art Socken über meinem Penis.«
Also, ich war mir ziemlich sicher, dass Leo mit einem Penis ausgestattet war, aber nachdem er es jetzt auch noch bestätigt hatte, wurde mir doch ein wenig heiß. Er bestätigte, dass er einen hatte, simulierte
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