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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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enttäuscht, sind die fehlenden Promis und die in Überzahl vorhandenen dicken Geschäftsleute mit Tendenz zur Vollglatze.
    Ich beugte mich auf den Gang hinaus in der Hoffnung, ganz aus der Nähe ein Prachtexemplar der zahnärztlichen und plastischen Schönheitschirurgie aus dem Reality-TV zu Gesicht zu bekommen. Aber sobald ich des Spätankömmlings ansichtig wurde, zog ich meinen Kopf zurück auf meinen Sitz und bemerkte, dass mein Atem schneller ging. Er war umwerfend. Es überraschte mich nicht, dass die Maschine auf ihn gewartet hatte. Ich
könnte wetten, dass das Flughafenpersonal zu ihm gesagt hat: Lassen Sie sich ruhig Zeit, wie wär’s mit einem Croque Monsieur? Relaxen Sie doch erst mal, bevor Sie sich bei Ted Baker umsehen!
    Einen derart gut aussehenden Menschen hatte ich noch nicht in Fleisch und Blut gesehen. Dieser Typ war mit Sicherheit Model. Oder Surfer. Oder ein Schauspieler, dessen Idealrolle nur griechischer Gott sein konnte. Er war mindestens eins dreiundachtzig. Breitschultrig und langbeinig. Seine Löwenmähne – blond, ungekämmt – reichte ihm bis auf die Schultern, und seine Bräune kam mit Garantie nicht aus der Tube. Er trug ein ausgewaschenes eng sitzendes T-Shirt mit der Aufschrift SUCK, und bis zu diesem Tag hatte ich noch keine derart perfekt abgetragene Jeans gesehen. Er kam mir bekannt vor, vermutlich kannte ich ihn aus meinen Pubertätsfantasien.
    Aber so umwerfend er auch aussah, zufrieden war ich nicht. Ich hätte mir eine berühmte Person gewünscht. Keine schöne Person. Ich befinde mich nicht gern in Gesellschaft gut aussehender Leute. Damit kann ich nicht umgehen. Ich benehme mich dann immer wie ein Volltrottel.
    Mein Blick wanderte zu Brian, dem Steward. Er war auch keine Hilfe. Er war wie gebannt. Ich hatte ohnehin schon vermutet, dass er zu reizend war, um hetero zu sein. Der griechische Gott öffnete das Gepäckfach über mir. Sein Unterleib befand sich ein wenig über meiner Augenhöhe. Rasch wandte ich meinen Blick ab und vertiefte mich in das Unterhaltungsprogramm für den Flug auf meinem Schoß. Dabei war ich mir seines Unterleibs auch weiterhin sehr bewusst, da dieser sich wirklich sehr dicht neben meinem Kopf befand.

    Ich warf einen verstohlenen Blick nach oben, um zu sehen, was er für ein Problem hatte. Er griff in das Gepäckfach, verweilte aber in dieser Bewegung und stand da wie eine Statue. Er starrte mich an. Es sah aus, als befände sich unter der Haut seines Oberarms ein Muskel in der Form einer reifen Orange. Ich versuchte meinen Blick davon zu lösen. Schaute wieder auf meinen Schoß. Spürte jedoch, dass er mich weiterhin ansah.
    Am Flughafen hatten mich recht viele Leute angestarrt. Das dürfte wohl an der Pyjamahose gelegen haben, die ich anhatte. Ich war nämlich die Einzige auf dem ganzen Heathrow-Gelände, die die Bequemlichkeit erkannt hat, die das Tragen von Pyjamas während eines Fluges mit sich bringt. Nachdem ich jahrelang versucht hatte, chic auszusehen in der Hoffnung, mir damit ein Upgrade zu erschleichen, hatte ich diesmal begeistert festgestellt, dass es gar nicht nötig war. Also reiste ich in den bequemsten Klamotten, die Primark zu bieten hatte.
    Ich hörte den griechischen Gott sagen: »Hey.«
    Er hatte eine tiefe männliche Stimme und einen leicht schleppenden amerikanischen Tonfall. Ich ging davon aus, dass er Brian meinte. Da ich es nicht über mich brachte, ihn noch mal anzusehen, stierte ich weiter auf meinen Schoß. Das Magazin mit dem Unterhaltungsprogramm für den Flug war einfach zu fesselnd.
    »Hey«, sagte er, lauter diesmal. »Wie heißen Sie?«
    Zwar wusste ich, dass er unmöglich mich meinen konnte, beschloss aber doch, ein Auge zu riskieren, wenn auch ganz zwanglos. Ich hob meinen Kopf und warf mein Haar zurück. Seine Augen waren auf meine gerichtet! Er redete mit MIR! Er wartete auf eine Antwort.
Scheiße! Wie hieß ich noch mal? Seine Mundwinkel umspielte ein amüsiertes Lächeln.
    »Oh, Sarah … Sarah … Sarah … S…S…S… Sarah Sargeant«, antwortete ich.
    Im Bemühen, ganz cool zu klingen, hörte ich mich an wie ein Zwölfjähriger vor dem Stimmbruch, der Kippen zu kaufen versucht.
    »Hi.« Er nickte mir zu. »Ich bin Leo. Leo Clement.«
    Ich sagte nicht: »Das ist aber ein verdammt cooler Name«, was unter den gegebenen Umständen schon eine bemerkenswerte Leistung war. Doch auf meine tatsächliche Reaktion, nämlich mit den Worten »Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss aufs Klo« wegzurennen, konnte

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