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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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kräftig. Mehr bequeme Limousine als rasanter Sportwagen.«
    Aber Ruth hatte, um all die zu zitieren, die ihr je begegnet waren, »eine reizende Figur«.
    Und ich hielt mich nicht für besonders gut im Bett. Ich brachte es ja nicht mal fertig, beim Telefonsex das Wort »Schwanz« in den Mund zu nehmen.
    Also lag ich da und fühlte mich beschissen und war total sauer auf Simon. Aber als ich mich fragte, warum ich sauer auf ihn war, fiel mir als einzige Antwort nur ein, dass ich sauer auf ihn war, weil er eine Exfreundin hatte, die besser aussah als ich. Und selbst ich wusste, wie lächerlich es war, deswegen auf jemanden sauer zu sein. Doch mit dem Bewusstsein um die eigene Lächerlichkeit fühlte ich mich gleich noch beschissener und wurde noch saurer. Und um dem allem noch die Krone aufzusetzen, redete ich mir ein, dass Ruth solche lächerlichen Gedanken mit Sicherheit nicht kannte.
    Ich kam aus meinem Gedankengefängnis nicht raus, drehte mich ständig im Kreis und fand keinen Ausgang. Bei Tageslicht wäre es mir vielleicht gelungen, diese Gedanken
einigermaßen in Schach zu halten. Aber nachts und schlaflos war ich machtlos gegen sie. Es war, als hätte der Wachmann in meinem Kopf sich für die Nacht abgemeldet, sodass all diese schlimmen Gedanken einbrechen und Amok laufen konnten.
    Gegen vier Uhr morgens verstand ich endlich, worum es dabei ging. Es war die Eifersucht, und sie war schrecklich.

22
    Ich hatte mir vorgestellt, dass Miles Mavers’ Frau mir am Sonntagmorgen um acht Uhr im Morgenmantel die Tür öffnete und dabei womöglich die kleine Ratte zum Pinkeln in den Garten rausließ. Ich sah sie in Gedanken freundlich lächeln und sagen: Er steht gerade auf und kommt in einer Minute herunter. Kaffee? Aber ich fand mich in der verrücktesten Morgenszene wieder, die ich je erlebt habe.
    »DAD! SARAH IST DA!«, maunzte Chelsea ihrem Vater zu.
    Sie trug einen Gymnastikanzug und Ballettschuhe, und ihre Stimme war, wie schon auf der Party, einem Folterinstrument nicht unähnlich. Offenbar weilte Dad oben. Sie hätte natürlich nach oben gehen und ihm in aller Ruhe mitteilen können, dass ich da war, und auf diese Weise meinen von zwei Martinis, einem Gin und einer schlaflosen Nacht geschädigten Kopf schonen können.
Tat sie aber nicht. Für diese Kakofonie tonalen Terrors war Chelsea jedoch nicht allein verantwortlich. Sie hatte zudem noch die Stereoanlage aufgedreht. Daraus dröhnte Polkamusik. Es klang, als würde ein verrückter liebeskranker französischer Pianist mit einem altbackenen Baguette wütend auf die Tasten eines Klaviers einschlagen. Es war immerhin erst acht Uhr morgens.
    »DAD! DAD! DAAAAD!«
    Dann kam auch noch der Hund.
    »Cleo, Baby, wo ist mein Schätzchen, DAD! DAAAD!«
    »Vielleicht sollte ich lieber später noch mal kommen.«
    »Sarah!« Miles Mavers kam im Trainingsanzug die Treppe heruntergejoggt. »Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.«
    »Guten Morgen.«
    »Wir wollen einen richtigen Ami aus Ihnen machen.«
    »Guten Morgen, Prinzessin«, sagte er zu Chelsea. Sie hüpfte en pointe, um ihm einen Kuss zu geben.
    »Guten Morgen, Daddy. Darf ich beim Unterricht dabei sein?«
    »Natürlich, Prinzessin«, sagte er strahlend. »Chelsea ist Schauspielerin. Eine sehr gute«, ließ er mich wissen.
    »Ah, tatsächlich? Wie schön.«
    Ich könnte mich getäuscht haben, aber Chelsea sah aus wie mindestens siebenundzwanzig. Und ich konnte nicht begreifen, warum wir alle mit ihr so redeten, als wäre sie vier. Lag vielleicht an ihrem Ballerinengehabe.
    »Würden Sie mir ein Wasser bringen?« Offensichtlich sprach Miles Mavers mit mir.
    »Ich möchte auch eins«, sagte Chelsea.
    »Äh … wo ist die Küche?«

    Chelsea seufzte und sagte: »Letzte Tür auf der rechten Seite.«
    Diese Leute sind verrückt, dachte ich. Ich ging in ihre Küche und schaute auf dem Weg dorthin in sämtliche Räume. Die Küche war groß und bestens ausgestattet. Das Erste, was ich sah, war ein Kühlschrank. Noch nie hatte ich einen auch nur halb so großen Kühlschrank wie den der Mavers gesehen. Ich war versucht, mich darin zu verstecken. Dann fiel mein Blick auf einen großen Fernsehbildschirm, dort lief ein Fitnessprogramm. Die Dame im Fernsehen hatte unglaubliche Bauchmuskeln.
    »AHHHH. AUTSCH!«
    Ich war auf eine Frau getreten, die Situps machte.
    »Entschuldigung! Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Vierundsiebzig, fünfundsiebzig, sechsundsiebzig«, keuchte sie, woraus ich schloss, dass sie nicht tödlich verletzt

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