Halb verliebt ist voll daneben - Roman
machen soll. Normalerweise schnüffeln sie an meinem Hintern, und wenn ich dann anfange, mit ihnen zu spielen, wandern sie einfach weiter, und ich stehe dumm da.
»Oh«, sagte ich, weil ich etwas Feuchtes an meinen Zehen spürte. »Oh.«
»Er mag deine Zehen.«
»Hm. Wird wohl der Fußpilz sein«, gab ich zurück, nicht ohne zu registrieren, dass Leo es scheinbar an der Zeit fand, Abstand vom förmlichen Sie zu nehmen.
Ich sah Rachel Erin einen Blick zuwerfen, der nur bedeuten konnte: Sei unter keinen Umständen du selbst. Erin reagierte darauf, indem sie grinsend ihr Gefummel beschleunigte.
Eine Weile standen wir schweigend zusammen, schuldbewusst genoss ich das Zehenlecken. Glücklicherweise tauchte eine Servierdame mit einem Kanapeetablett auf, und Leo und ich nahmen uns jeweils eins.
»Die sind scharf«, sagte die Bedienung. »Sehr scharf.«
Ich aß einen Bissen.
»Oooh ja. Das wird man morgen auf dem Klo spüren«, keuchte ich.
Es kam einfach so aus mir heraus. Rachel warf Erin wieder besagten Blick zu, aber Erins Kopf war merkwürdig verdreht. Ihr Ohr lag fast auf ihrer Schulter. Leo machte einen Schritt auf sie zu.
»Ich glaube, er hat sich in deinem Haar verfangen. Der Ohrring.«
Ich ging, um auch einen Blick darauf zu werfen, aber
Rachel bedeutete mir, zu bleiben, wo ich war. Stolz sah Rachel zu, wie Leo liebevoll Erins Hals umfasste und ihr Ohr inspizierte.
»Da ist alles durcheinander. Ich möchte nicht daran ziehen. Komm ins Licht. Da.« Er führte die schwankende Erin unter die Außenbeleuchtung. Mir fiel auf, wie sanft dieses Kraftpaket war. Und er schien wirklich in Sorge wegen ihres Haars zu sein. »Man muss es vielleicht abschneiden.«
Ich starrte die beiden an und fand, dass sie ein unglaublich schönes Paar abgaben, bis Rachel mich anschnauzte.
»Geh, Sarah, hol eine Schere.«
»Warum ich? Ich habe einen halben Kilometer Ethnoteppich um meine untere Hälfte gewickelt!«
Rachel ignorierte mich und behielt Erin und Leo im Auge. Ich löste meinen Fuß von der Hundezunge und trippelte tatsächlich los wie eine Geisha, um irgendwo eine verdammte Schere aufzutreiben.
21
Nachdem wir Erin befreit hatten, brachten wir sie hoch auf ihr Zimmer und halfen ihr beim Ausziehen. Dann ging ich selbst auch zu Bett. Ich hatte eine fürchterliche Nacht.
Es gibt da eine Sache im Leben, darin bin ich richtig gut. Schlafen. Auf diesem Gebiet habe ich besondere
Fähigkeiten. Mein ganzes Leben habe ich den Schlaf willkommen geheißen und der Schlaf hat immer warmherzig reagiert und mich in seinen Armen gewiegt. Es war eine wunderbare Beziehung.
Ich kann zu jeder Zeit, an jedem Ort, überall schlafen. Ich kann fünf Stunden lang hintereinander wegdösen. Mein Schlaflebenslauf ist beeindruckend. Ich bin auf der Hochzeit meiner ältesten Freundin eingeschlafen. Bei der Schulabschlussprüfung in Geografie bin ich eingeschlafen. Aber in dieser Nacht hatte der Schlaf sich davongemacht, ohne mir Bescheid zu sagen.
Ich lag die ganze Nacht wach und dachte an Simon und das Foto von Ruth in Unterwäsche, das er in seinem Terminkalender aufbewahrte. Grübelte über die Gefühle nach, die er offenbar für sie empfand. Sie waren ein ganzes Jahr lang zusammen gewesen. War er womöglich so wahnsinnig enttäuscht, dass sie keine Kinder bekommen konnte, dass er mich als Trostpreis genommen hatte? Und wenn ich nun keine Kinder wollte oder, Gott bewahre, keine bekommen konnte? All diese Fragen machten meinem Gehirn richtig Spaß.
Dann spintisierte ich darüber, wie die beiden Sex miteinander hatten. Ich hatte sie eigentlich nie bei irgendwelchen Erwachsenenspielchen beobachtet. Aber in meinem Kopf hatten sie Pornostarsex. Sie war gelenkig wie eine Ballerina.
Das Problem an der Geschichte war, dass sich diese Gedanken, nachdem ich sie einmal gewälzt hatte, in meinem Gehirn einnisteten und es sich gut gehen ließen. Bilder von Simon und Ruth, die in Cirque-de-Soleil-Positionen miteinander bumsten, trieben in meinem Kopf ihr
Unwesen und machten keinerlei Anstalten, ihn wieder zu verlassen.
Um etwas Abwechslung in das Ganze zu bringen, ging ich dazu über, mich mit Ruth zu vergleichen. Im Vergleich mit ihr fühlte ich mich erst richtig dick. Zugegeben, fettleibig bin ich nicht. Aber es wackelt überall ein bisschen, und mein Hintern ist mächtig. Ich wusste, dass ein Gespräch, das man in meiner Abwesenheit über mich führte, folgendermaßen ablief:
»Sarah? Wer ist das?«
»Ach, du weißt schon, Sarah, Schauspielerin,
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