Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
Vom Netzwerk:
ich meine, das eine Champagnerglas, und den Becher mit Hallo, großer Junge vorne drauf.
    »Du hast einen Mann!« Sie klang erstaunt.
    »Hm.«
    Die Situation war seltsam. Ich hatte Ruth als sexuell habgierige Bedrohung für mich angesehen. Jetzt merkte ich, wie dumm das war. Sie hatte ihn offensichtlich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und keine Ahnung, dass Simon und ich inzwischen ein Paar waren.
    »Möchtest du eine Tasse Tee?«, fragte ich und hoffte, sie würde ablehnen.
    »Nein. Ich suche Simon. Wohnt er noch immer hier?«
    »Ja.«
    »O ja, richtig. Ist ja ganz offensichtlich«, sagte sie und
deutete auf die penisbezogenen Produkte, die im Wohnzimmer gestapelt waren. Plötzlich wandte sie sich zu mir um. »Geht es ihm gut?«, fragte sie.
    Ihr Ton war zu zwanglos, um zwanglos zu sein. Da dämmerte es mir. Sie liebte ihn noch immer. Natürlich. Sie hatte sich in den vergangenen Monaten mittels Schokolade Kummerspeck angefressen. Jetzt war sie zurück und wollte ihn, aber ich hatte ihn. Und er liebte mich.
    »Ja. Hm. Ja, ihm geht’s gut.«
    »Ja, dann. Ich gehe lieber und komme ein andermal wieder.«
    »Gut«, sagte ich und begleitete sie zur Eingangstür. »Ruf ihn besser vorher an«, schlug ich vor.
    »Ich habe immer wieder versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Er geht nicht dran. Aber es ist wichtig. Ich muss ihn wirklich unter vier Augen sprechen.«
    »Diese Woche ist er hier.«
    Sie sah mich an, und ich hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie sah gar nicht aus wie die Ruth von früher.
    Wir erschraken beide, als heftig an der Tür geklopft wurde. Dazu hörte man Simons Stimme, seine wundervolle tiefe, sexy Stimme: »Babe! Babe! Es war Bob Hoskins! «
    Natürlich! Es war Bob Hoskins.
    Er klopfte wieder. »Lass mich rein, Babe, wir müssen an unserem Nackttanz feilen. Ich möchte ein paar neue Schritte ausprobieren!«
    Ruth und ich standen hinter der Tür. Keine von uns machte Anstalten, zu öffnen. Ruth sah mich an. Ihre Augen begannen zu tränen. Dann fiel ihr Blick aus irgendeinem
Grund auf meine Fußballsocken, und sie sagte ganz leise:
    »Du und Simon.«
    Ich ließ Simon rein. Was hätte ich sonst auch machen sollen? Er sah umwerfend aus. Er schwitzte, lächelte und nahm einen großen Schluck aus einer Wasserflasche.
    »Hey Bab…«, begann er, dann sah er Ruth. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Aber es war ein stilles Schluchzen. Wirklich schlimm. »Ruth!«, rief Simon, sah aber mich dabei an.
    Ich verzog höflich das Gesicht, wie man das macht, wenn man keine Ahnung hat, was los ist, aber weiß, dass es was Wichtiges sein muss. Simon machte einen Schritt auf Ruth zu, berührte dabei aber beruhigend meine Hand.
    Ruth sagte ein paar Worte, die ich nicht richtig verstand. Es hörte sich an, als würde sie zu Simon, zu meinem Freund, sagen: »Ich bekomme ein Baby von dir.«
    »Was?«, fragte Simon so leise, dass es kaum zu hören war.
    »Ich bekomme dein Baby.«
    Ruths Antwort war nicht leise, und sie war sehr gut zu verstehen. Sie öffnete ihren Anorak. Wir starrten alle schweigend auf ihren Bauch. Da war ein Hubbel. Ein sehr großer Hubbel mit Simons Baby darin. Die Größe erstaunte mich. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn gleich bei uns im Flur die Wehen eingesetzt hätten.

39
    Es gibt Gespräche, an die erinnert man sich noch Monate, nachdem sie stattgefunden haben. Man taucht in den frühen schlaflosen Stunden wieder in sie ein und fragt sich, wer diese Person war, die all diesen Unsinn gequatscht hat. Und während einem kalter Schweiß ausbricht, wird einem klar, dass man selbst es war. Und dass man alles vermasselt hat.
    Das nächste Gespräch, das ich mit Simon führte, war dieser Art.
    Ruth war nach unten gegangen und wartete auf Simon, um mit ihm zum Haus seiner Mutter zu fahren, wo sie die Situation klären wollten. In unserer Wohnung war dies nicht möglich, weil Ruth plötzlich meinetwegen hysterisch wurde. Wirklich hysterisch. Ich begann mir Sorgen zu machen, wie sich das wohl auf das Baby auswirkte. Simon und ich sahen einander an.
    Wäre mein Leben ein Film, wäre das der Zeitpunkt für erhabene Violinmusik gewesen, um die Bedeutung des Augenblicks zu unterstreichen, und die Schauspielerin, die mich spielte, hätte ihren Mann in die Arme geschlossen. Sie hätte ihn zärtlich an sich gedrückt, damit er sich in aller Ruhe mit der drohenden Verantwortung der Vaterschaft anfreunden konnte. Aber es war kein Film. Es war mein Leben. Also gab es keine Musik und

Weitere Kostenlose Bücher