Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Sie hat gestern Abend eine Nachricht hinterlassen. Sie möchte sich mit mir treffen. Ich habe sie nicht zurückgerufen. Ich wollte erst mit dir darüber reden. Ich
werde mich nicht mit ihr treffen, wenn du das nicht willst. Aber ich habe mir überlegt, dass du mitkommen könntest. Wir könnten alle zusammen was trinken gehen. Dann wüsstest du, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst.«
»In meinem Kopf dreht sich alles immer nur um euch beide.«
»Ich möchte nicht mit Ruth zusammen sein, Baby.«
»Aber du hattest mit ihr doch so fantastischen Sex, und sie hat so eine tolle Figur. Warum willst du nicht mit ihr zusammen sein?«
»Weil ich dich liebe.«
»Ich liebe dich auch.«
Ich lächelte.
»O Gott«, seufzte er. »Jetzt werde ich dich doch küssen müssen, oder, Stinketiger?«
Er zog mein Oberteil hoch und küsste meinen Bauch. Und weil es der schönste Moment seit Langem war, musste ausgerechnet da das Telefon läuten. Ich griff hinter mich, um den Hörer abzunehmen.
»Sarahs Sexhöhle?«
Schweigen. Nicht schon wieder.
»Hallooo, wer ist da, bitte.«
»Hallo?«, sagte eine vornehme männliche Stimme, die ich nicht kannte.
»Hallo.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Nummer ist. Ich möchte mit Sarah Sargeant sprechen.«
»Oh, das bin ich.«
»Hallo, ich heiße Terrence und habe offenbar, was mir sehr peinlich ist, Ihren Rollkoffer mitgenommen.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Sie haben nicht zufällig meinen?«
»O nein, tut mir leid.«
»Er muss im Caffè Nero geklaut worden sein. Ich hätte ihn im Auge behalten müssen.«
»Hm.«
»Nun gut, ich bin im Moment in Liverpool.«
»Ah.«
»Aber ich werde im Lauf des späteren Tages nach London zurückkommen. Soll ich ihn bei der Adresse vorbeibringen, die auf dem Schild steht?«
»Das wäre wunderbar. Macht es Ihnen auch nichts aus?«
»Nein, keine Sorge. Ich hoffe nur, Sie haben mehr Kleider am Leib als auf diesem Foto!«, sagte er belustigt.
»Wie bitte?«
»Oh, ich muss mich entschuldigen, ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist.«
Ich hatte keine Ahnung, worauf er anspielte, aber Simon lächelte, und die Welt war wieder in Ordnung.
37
Danach beschloss Simon, zur Feier des Tages laufen zu gehen. Ich hatte keinen Zweifel an seinen Motiven. Der Furunkel war aufgeschnitten. Das Gift konnte austreten. Deshalb ließ ich mir ein Bad ein. Ich bade für mein Leben gern. Zeit, um sich zu reinigen und nachzudenken.
»Ich gehe jetzt laufen. Lässt du mich rein, wenn ich wiederkomme, Sare? Ich nehme keinen Schlüssel mit, werde auch nur eine halbe Stunde weg sein!«, rief Simon und klopfte an die Badezimmertür.
»Okay, Schatz. Oh. Simon! Warte mal. Du kennst doch diese alten Anzeigen der British Telecom, in denen es hieß, Reden täte gut?«
»Ja.«
»Wie heißt noch mal der Schauspieler, der die gemacht hat?«
»Warte, kleiner Kerl, Cockney. Mit unglaublichen Koteletten. Mist, weiß nicht. Warte. John soundso. Nein, nein, Bruce!«
»Nein«, rief ich. Dann überlegte ich kurz. »Kann sein. Meinst du? Bruce noch was?«
»Ach, Sare, du machst mich fertig. Vielleicht fällt’s mir ja beim Laufen wieder ein.«
»Bye, Schatz.«
»Sare«, sagte er anzüglich.
»Hm.«
»Hast du schon Pläne für den Nachmittag?«
»Nein.«
»Gut. Sollen wir uns im Schlafzimmer herumtreiben?«
»Nackttanz?«
»Hm. Oh! Ich geh jetzt besser. Sonst kommt’s mir gleich.«
»Bye, Schöner.«
Ich bin nicht bei der Telecom. Hab sie für einen billigeren Anbieter verlassen. Und diese Anzeigen haben mir auch nie gefallen. Es lag auf der Hand, dass die BT sich einen Dreck um unsere Familienbeziehungen scherte.
Ihr ging es nur darum, dass man stundenlang am Telefon hing, damit ihre Vorstände neue Bonusse in der Größe von Wintergärten bekamen. Ich fand die Kampagne immer grausam den Leuten gegenüber, die nicht sprechen können. Im Rückblick war es eine überempfindliche Reaktion, die vielleicht damit zu tun hatte, dass mein Nachbar Robert zu der Zeit, als die Anzeigen herauskamen, sein eigenes Marihuana anbaute und sein eigenes Bier braute.
Aber als ich in den Schaumblasen lag, kam ich zu dem Schluss, dass diese Anzeigen doch einen gewissen Wahrheitsgehalt hatten. Schon nach diesem kleinen Gespräch mit Simon fühlte ich mich anders. Besser, glücklicher, freier, leichter. Ich tauchte ins Wasser ein und lächelte. Aber plötzlich sah ich etwas. Etwas, das nicht im Bad hätte sein
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