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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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auch keine Umarmung. Und es war mir nicht möglich, meine bösen Worte zurückzuhalten, sie schwappten unaufhaltsam aus meinem Mund.
    »Simon! Wie konnte das passieren?«, war meine unmittelbare
Reaktion. Eine Äußerung, die nur deshalb beeindruckend war, weil sie lächerlicher war als die Frisur von Limahl. Und so überraschte es nicht, dass Simon die Augen zur Decke drehte, als hätte ich sie nicht alle. »Ruth ist die ordentlichste Person, die ich kenne. Sie verwahrt ihre sämtlichen Schuhe in Kartons. Sie wird kaum sagen: ›Ach pfeif drauf, ich nehm die Pille nicht. Zieh ihn einfach raus, bevor du kommst!‹«
    »Sprich bitte leiser, Sare«, herrschte Simon mich an. »Das ganze Haus kann dich hören.«
    »Tut mir leid«, flüsterte ich.
    »Sie glaubte, keine Kinder kriegen zu können!«, brach es aus ihm heraus.
    Das wusste ich, hatte es aber vergessen. Mein Kopf arbeitete noch nicht mal auf Montagmorgen-gleichnach-dem-Weckerklingeln-Niveau, wie das meine nächste Frage nur allzu deutlich belegte.
    »Warum hat sie es dir nicht schon früher gesagt? Sie kann doch nicht einfach hierherkommen und die Bombe platzen lassen.«
    »Sare!« Seine Heftigkeit ließ mich zusammenfahren. »Sie hat versucht, mit mir in Kontakt zu treten! Aber du wolltest ja nicht, dass ich mit ihr spreche!«
    »Tut mir leid«, flüsterte ich, dann schwiegen wir beide uns eine Weile an.
    Ruths Nachricht hatte die Windschutzscheibe meiner Welt durchschlagen. Aber ein Wunder war es trotzdem, dass sie tatsächlich schwanger war.
    »Schwanger«, sagte ich. Und nach einer Weile: »Wow!«
    Mir ist natürlich klar, dass sich dieses Wow unter den gegebenen Umständen lächerlich anhörte. Ich leide darunter,
dass mir in angespannten Situationen immer nur ein äußerst begrenztes Vokabular zur Verfügung steht, aber was hätte ich sonst sagen sollen?
    »Gib mir einfach etwas Freiraum, Sare.«
    Ich sagte nichts, hielt stattdessen die Luft an. Jeder weiß, dass jemand, der Freiraum möchte, eigentlich nur weg will. Simon wollte Freiraum. Ich starrte ihn an.
    »Das ist nicht dein Ernst. Oder?«
    »Ist es«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich brauche etwas Abstand. Ein bisschen Raum für mich. Abstand von dir und mir. Damit ich einen klaren Gedanken fassen kann.«
    Da entfleuchte mir dieses verrückte nasale Lachen. Er schloss die Augen, als befände sich vor ihm etwas Schreckliches, was er lieber nicht sehen wollte. Mir blieb tatsächlich der Mund offen stehen. Ich war immer davon ausgegangen, dass es das nur in Cartoons gab, aber es geschah wirklich, offensichtlich als Reaktion auf etwas unfassbar Fürchterliches.
    »Sare, es ist doch ganz natürlich, dass ich Abstand brauche. Ich werde Vater. Ruth bekommt ein Baby von mir.« Als er das Wort »Baby« sagte, bemerkte ich einen winzigen Anflug von Stolz in seiner Stimme. »Ruth wird mein Baby bekommen«, wiederholte er.
    Ich versuchte, an das Baby zu denken. Aber ein Baby, das noch im Bauch ist, kann man sich schwer vorstellen. In meinem Kopf hatte ich eins dieser Ultraschallbilder, und die erinnern immer an einen verschmierten Fingerabdruck, finde ich. Ich verzog mein Gesicht.
    »Du hasst Ruth, Sare …«
    »Nein, tue ich nicht«, antwortete ich überrascht.
    »Doch, Liebes, das tust du.«

    »Nein.«
    »Sare, es ist so. Und ich bin im Moment nicht in der Lage, mich mit deiner Eifersucht auseinanderzusetzen. Nicht unter den Umständen. Es ist das Beste, wenn wir es jetzt einfach dabei belassen.«
    »Dabei belassen!«
    Er hatte gesagt »Ich brauche Freiraum« und »… dabei belassen«. Ich wusste nicht, was schlimmer war, die Tatsache, dass er offenbar mit mir Schluss machen wollte oder die Tatsache, dass er das Skript dazu von einem hinterherzuckelnden Schüler aus dem vierten Schuljahr hatte.
    »Versteh doch, Babe, es geht nicht um dich. Es geht um mich.«
    Es klopfte zaghaft an der Tür. Ich ging müde hin, um zu öffnen. Die Worte »Freiraum« und »belassen« pulsierten in meinem Kopf. Ein Mann mittleren Alters mit Krawatte stand draußen. Ich hatte ihn noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.
    »Sarah?«
    »Hm.«
    »Terrence. Unten im Hausflur steht eine Dame, die ziemlich außer sich zu sein scheint. Sie ließ mich herein.«
    »Oh.«
    »Ihr Koffer.« Er hob den Trolley an und gab ihn mir.
    »Danke«, sagte ich leise.
    »Ich geh dann wieder«, sagte er mit einem Lächeln und zwinkerte mir aus irgendeinem mir unbekannten Grund zu.
    Ich schloss die Tür und atmete tief durch, bevor ich mich wieder an

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