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HalbEngel

HalbEngel

Titel: HalbEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ich ihm wirklich nicht verzeihen konnte, war, dass er Brian rausgeschmissen hat.«
    »Stimmt, ich hab mich schon gewundert, warum sie auf Ripcage ’nen neuen Drummer haben.«
    »Das war Sletviks Idee. Oder besser gesagt: Das war Sletviks Bedingung. Brian war nun mal’n Chaot, immer in irgendwelchen Ärger verwickelt und ein ziemlich heftiger Junkie noch dazu. Sletvik sagte: ›Entweder Milman fliegt, oder ihr könnt die Sache mit dem Deal vergessen.‹ Floyd wusste erst gar nicht, was er tun sollte und wollte Brian erst halten, aber schließlich hatte er ja schon ’mal vor MBMI eine Band aufgelöst, und es bereitete ihm auch jetzt keine großen Schwierigkeiten. Elf Tage später war der neue Mann gefunden, und Brian stand auf der Straße und heulte.«
    »Das ist traurig. Ich konnte Brian gut leiden. Ich hätt’s sogar fast mal mit ihm gemacht, aber er war zu stoned.«
    »Ich mochte ihn auch.«
    Die Schwestern hingen beide für kurze Zeit ihren unterschiedlichen Gedanken an den hageren, stets unrasierten Brian Milman nach.
    »Der neue Drummer ist aber auch sehr gut«, lenkte Laurie schließlich ein.
    »Er ist viel besser als Brian, kein Zweifel. Das ist ja auch nicht das Problem. Nick Denning war schon vierzig, als er zu MBMI stieß, und er hatte fast zwanzig Jahre lang weltberühmte Jazzmusiker auf Europatourneen begleitet. Er ist ein verdammtes Drum-Genie, und Floyd verliebte sich sofort in ihn. Das ist ja alles cool. Aber trotzdem war das eben der Punkt, wo das plötzlich keine Rolle mehr spielte. Brian war nicht der beste Drummer der Welt, und er war auch wirklich ein Unglücksrabe und einer, der Schwierigkeiten anzieht, aber er war ein Freund, er war überall dabei gewesen, er hatte meinen Brautführer gemacht, und er hätte der Pate unserer Kinder werden sollen. Halloran kannte ihn schon seit der Kindheit, und auch Hall hatte keine Schwierigkeiten damit, sich von ihm zu trennen. Es war einfach kalt und gemein, das Ganze. Mit Denning an den Drums, sich selbst als Frontmann, dem coolen Halloran am Bass und der schnuckeligen Utah an allem anderen hatte Floyd nun plötzlich eine Band, die auch von der Substanz her das Zeug hatte, alle anderen vom Sockel zu stoßen und den absoluten Megastar-Status zu erreichen, aber diese Band hatte eben auch keine Seele mehr. Sie waren bereits jetzt so kalt und plastikmäßig geworden, wie man das von Superstars her kennt. Zynisch auf Erfolg fixiert. Mel Sletvik rieb sich die Hände, zwei Wochen später sprang auch noch das Arschgesicht Wayland Donelli an Bord, und Brian und ich mussten leider draußen bleiben.«
    »Wayland Donelli?«
    »Steht bei den Ripcage -Credits unter ›Management‹. Ist somit der Mann, der wohl deine Briefe an mich nicht weitergeleitet hat, so ein Schweinesack. Hat von Musik noch weniger Ahnung als dein kleiner Sam junior hier, ist aber eine ganz große Nummer im Vermarkten.«
    »Ich werde vermarktet, also bin ich.«
    »Genau. Jede Band, die einen Plattenvertrag hat, braucht auch einen ordentlichen Manager, sonst sind die ganzen Promo-Gigs und Touren und Interviews und Video-Drehs wohl nicht mehr unter einen Hut zu bringen.«
    »Mann, ich hab immer ganz naiv gedacht, das ist nur bei den großen Plattenfirmen so. Loud Chameleon Records ist doch ein Indie-Label, oder etwa nicht?«
    »Schon, aber das macht heutzutage ja keinen Unterschied mehr. Da die erfolgreichsten musikalischen Trends des letzten Jahrzehnts ausnahmslos alle von Indie-Labels ausgegangen sind, verwalten die sich alle heute genauso wie die großen, denn jedes von ihnen will im Grunde doch nur das Nächste sein, das den ganz großen Hype auslöst.«
    »Traurig. Der alte Indie-Spirit ist also dahin.«
    »Na ja. Vielleicht gibt es ja noch ein paar verrückte, wirklich non-profit-orientierte und nur idealistische Firmen irgendwo da draußen, Loud Chameleon und Sletvik jedenfalls gehören nicht dazu. Schließlich haben die auch Lizard Soul groß rausgebracht.«
    »Stimmt. Die Scheibe von denen habe ich auch irgendwo hier rumliegen.«
    »Und? Ist doch eigentlich Scheiß-Musik, oder?«
    »Na ja, nicht besonders toll, das stimmt schon ...«
    »Hm-m. Aber astrein verkauft. ›Listen to the Soul.‹ Sletvik. Dieser berühmte Spruch auf der Ripcage -Anzeige, ›Fuck Your Right to Remain Silent‹ – auch Sletvik. Hat MBMI gut geholfen, so ein Motto. Haben die Kids gleich yehyehyeah geschrien.«
    »Und Nobody’s Floyd ? Ist das auch auf Sletviks Mist gewachsen?«
    »Nee, Nobody’s Floyd ist ein

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